Atomprojekt auf dem Weg: 3 Atomreaktor in 10 Jahren betriebsbereit?

Asunción: Jorge Molina, Kernphysiker und Exekutivsekretär der Strahlen- und Atomaufsichtsbehörde, erörtert in diesem Artikel den zukünftigen Nationalen Kernenergieplan zur Stromerzeugung.

Das Erste, was Jorge Molina zu Beginn des Interviews in seinem Büro am Hauptsitz der Atom- und Strahlenschutzbehörde (ARRN) klarstellt, ist, dass es sich bei den geplanten Atomreaktoren um “eine neue, viel kleinere Reaktortechnologie handelt, die praktisch nicht das Risiko nuklearer Katastrophen wie in Fukushima (Japan) oder Tschernobyl (Russland) birgt.“

Die Intention, die Ängste der Menschen zu zerstreuen, wenn es um Atomenergie geht, ist mehr als verständlich, denn in der globalen Vorstellung wird Atomenergie ausschließlich mit Atomwaffen in Verbindung gebracht, wie etwa mit den Bomben, die im Zweiten Weltkrieg über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki explodierten, und nicht mit elektrischer Energie für den Einsatz in Haushalten oder der Industrie.

Eine Anfrage von Santiago Peña

„Seit die Kernenergie nach der Pandemie 2020 international zur grünen Energiequelle erklärt wurde, erlebt diese Energie weltweit eine Renaissance“, sagte Molina, der sein Studium der Kernphysik am Brasilianischen Zentrum für Physikalische Forschung in Rio de Janeiro abgeschlossen hat.

Die ARRN wurde 2014 durch das Gesetz Nr. 5169 als Institution gegründet und arbeitet unermüdlich daran, eine Bitte zu erfüllen, die Präsident Santiago Peña zu Beginn seiner Amtszeit an Molina gerichtet hatte: Die Entwicklung eines Nationalen Kernenergieplans, der eine zusätzliche Energiequelle darstellen soll, um die Energiematrix des Landes zu diversifizieren und das drohende Energiedefizit zu beheben.

„Wenn es eine politische Entscheidung gibt, können wir innerhalb von sieben bis zehn Jahren Atomreaktoren haben“, sagte der ARRN-Geschäftsführer und berichtete, dass der Nationale Energieplan – der derzeit fertiggestellt wird – Peña im August dieses Jahres vorgelegt werde.

Bei den geplanten Reaktoren handelt es sich um sogenannte Small Modular Reactors (SMRs), die neueste Nukleartechnologie, über die bislang nur ein Land verfügt: China. „Das andere Land, das Fortschritte bei der Produktion macht, ist Kanada, aber es dauert noch, bis die Produktion anlaufen kann“, fügte Molina hinzu.

Er erklärte weiter: „Sie sind mit einer Technologie ausgestattet, die eine nukleare Katastrophe praktisch unmöglich macht; und sie haben nichts mit den alten Kühlreaktoren in großen Anlagen zu tun.“

Der oben genannte Plan, der derzeit entwickelt wird, sieht die Produktion von drei RMPs vor. Jeder Reaktor wird 300 MW elektrische Energie erzeugen, was zusammen 900 MW Leistung ergibt.

„Wenn es uns gelingt, drei dieser Reaktoren zu bauen, können wir zehn Prozent des aktuellen Strombedarfs des Landes decken“, erklärte Molina. Er stellte klar, dass die Kernenergie eine der Energiequellen sein wird, auf die Paraguay künftig setzen wird. Dies entspricht dem Plan der Regierung, den Energiemix durch Solarenergie und kleine Wasserkraftwerke zu diversifizieren.

Wie viel wird die Herstellung der drei RMP-Reaktoren kosten?

Molina sagt, dass nach den Informationen, die sie über die aktuellen Kosten in Kanada gesammelt haben, jeder Reaktor eine Milliarde US-Dollar kosten würde. Alle drei zusammengerechnet, kämen die Gesamtkosten auf drei Milliarden Dollar.

Der Plan sieht vor, dass das Budget zur Deckung der Reaktorkosten durch Anleihen der Nationalen Elektrizitätsverwaltung (ANDE) oder durch Lizenzgebühren aus zukünftigen Steuern finanziert wird, die der Staat von ausländischen Unternehmen einnimmt, die im Land Mineralien abbauen. Dies soll geschehen, wenn das Gesetz zur Genehmigung der Mineraliengewinnung, das derzeit geprüft wird, in Kraft tritt.

Ein wichtiger Faktor im Prozess der Kernenergieerzeugung wird die Ausbildung der in der Produktion tätigen Arbeitskräfte sein.

„Von den 100 % Humanressourcen benötigen wir 5 % Nuklearingenieure und 95 % Maschinenbau-, Bau-, Mechatronik- und Elektromechanik-Ingenieure. Des Weiteren Personal für das mittlere Management, wie etwa Techniker, Elektriker und Wasserinstallateure“, erklärte Molina.

Paraguayische Fachkräfte und Techniker müssen sich auf Kernenergie spezialisieren. Zu diesem Zweck plant die ARRN, sie nach Argentinien und Brasilien zu entsenden, während zukünftige Kerntechniker ihr Studium in den USA absolvieren.

Paraguay hat Uran

„Diese Reaktoren können eine Nutzungsdauer von 80 Jahren haben, und bei einer regelmäßigen Wartung können sie bis zu 120 Jahre halten. Kernenergie ist viel nachhaltiger als andere Energiequellen“, sagte Molina.

Ein weiterer Vorteil der Kernenergieproduktion, erklärt er weiter, sei, dass Paraguay über Uran verfügt, das für die Produktion unerlässliche Mineral. „Es wurden Prospektionsstudien durchgeführt, und es ist erwiesen, dass wir Uran haben“, betonte Molina abschließend.

Wochenblatt / El Prisma