Biggie-Schließung: Machtmissbrauch oder nicht?

Asunción: Natalia Zuccolillo, Mehrheitsaktionärin von Biggie, reagierte auf die Sanktionen, die Sedeco und Dinavisa gegen die Mini-Markt-Kette verhängt hatten, und warf der Regierung von Santiago Peña „Machtmissbrauch” vor. Die bisher beispiellose Maßnahme stieß auf Ablehnung bei mehreren Wirtschaftsverbänden, die den Fokus auf die angebliche Rechtsunsicherheit im Land legten.

„Was nützt es, 48 Mal auf die Suche nach ausländischen Investoren zu gehen, wenn paraguayische Investoren nicht respektiert werden? Wenn das kein Machtmissbrauch ist, was dann? Ein Land, in dem Rechtsgarantien und Verfassungsrechte nicht für wenige, sondern für viele gelten, die sich dem Motto ‚Es wird uns besser werden‘ verschrieben haben. Wir stehen fester und entschlossener denn je zu unserem Land”, schrieb die Unternehmerin in den sozialen Netzwerken.

Obwohl es rechtlich wohl im Ermessensspielraum des Präsidenten liegen dürfte, solch eine Entscheidung zu treffen, ist es gleichzeitig eine Machtdemonstration gegenüber der Familie Zuccolillo, denn wenn die Prüfungen durch den Verbraucherschutz schon am 7. August begonnen haben, hätte eine Frist von 48 Stunden für die Beseitigung der reklamierten Produkte sicherlich den gleichen Effekt gehabt, ohne dabei den über 3.500 Angestellten aber auch den Kunden zu schaden.

Die Kritik an Peñas Rede bei der Eröffnungsfeier der panamerikanischen Jugendspiele 2025 in den Medien der Familie Zuccolillo am vergangenen Wochenende hat wohl teilweise die Entscheidung beeinflusst, ihn mal die Grenzen aufzuzeigen.

Nachdem das Ausmaß der Maßnahme bekannt wurde, forderten mehrere Verbände wie die Paraguayanische Supermarktkammer (Capasu) und die Nationale Handels- und Dienstleistungskammer Paraguays (CNCSP) die Exekutive auf, im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zu handeln. Heute Mittag trafen Vertreter von Biggie am Sitz der Nationalen Gesundheitsüberwachungsbehörde (Dinavisa) ein, um zu versuchen, die Sanktion aufzuheben.

Der Präsident der CNCSP, Ricardo Dos Santos, erklärte, dass die Unternehmer nicht gegen die Sanktionen seien, diese jedoch nicht akzeptieren könnten, wenn sie unverhältnismäßig seien: Das Ministerium für Verbraucher- und Nutzerschutz (Sedeco) kontrollierte 12 Filialen der Kette, in denen angeblich Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden, ordnete jedoch die vorübergehende Schließung aller Filialen an.

„Ich halte das für kein gutes Zeichen. Wir sehen die Rechtssicherheit als Hauptfaktor, der ausländische und paraguayische Investitionen beeinträchtigt. Dass die Exekutive diese Maßnahmen ergreift, ohne die Details zu kennen, erscheint mir übertrieben. Sedeco geht einige Fragen mit einem Populismus an, der nicht den üblichen Verfahren in der Wirtschaft entspricht“, kritisierte Dos Santos.

Giuliano Caligaris, kaufmännischer Leiter von Biggie und einer der Gesellschafter der Kette, räumte den Verkauf von Produkten mit doppelter Kennzeichnung ein, hielt die Sanktion jedoch für willkürlich. „Hier wurden 263 Supermärkte wegen administrativer Probleme geschlossen. Ich habe heute das Gefühl, dass wir in Nicolás Maduros Venezuela aufgewacht sind”, erklärte er.

Andere Verbände wie die Unión Industrial Paraguaya (UIP), die Asociación de Bancos del Paraguay (Asoban), der Verband paraguayischer Versicherungsgesellschaften, die Kammer der Immobilienentwickler (Capadei) und die Werbekammer Paraguays (CAP) schickten ein Schreiben an den Minister für Industrie und Handel, Javier Giménez, in dem sie das Vorgehen der Sedeco kritisierten und die Einrichtung eines Arbeitskreises forderten, um eine Wiederholung des Vorfalls mit Biggie zu verhindern.

Obwohl sich die Aktionärsstruktur von Biggie mit dem Einstieg der Zuccolillos Anfang 2024 geändert hat, sind die traditionellen Aktionäre Rodrigo Mendelzon, Joaquín González und Giuliano Caligaris weiterhin Eigentümer des Unternehmens. Die Besonderheit besteht darin, dass die Mendelzon den Zuccolillos nahestehen, während Caligaris ein Name ist, der eng mit der Cartes-Gruppe verbunden ist, da Giuliano Marketingleiter von Bebidas del Paraguay S.A. (Pulp) war. Ob dessen Gehalt ausreichend war, um über 200 Filialen aufzubauen, darf bezweifelt werden.

Wochenblatt / LPO

CC
CC
Werbung

Bitte achten Sie darauf, dass Ihre Kommentare themenbezogen sind. Die Verantwortung für den Inhalt liegt allein bei den Verfassern, die sachlich und klar formulieren sollten. Kommentare müssen in korrekter und verständlicher deutscher Sprache verfasst werden. Beleidigungen, Schimpfwörter, rassistische Äußerungen sowie Drohungen oder Einschüchterungen werden nicht toleriert und entfernt. Auch unterschwellige Beleidigungen oder übertrieben rohe und geistlose Beiträge sind unzulässig. Externe Links sind unerwüscht und werden gelöscht. Beachten Sie, dass die Kommentarfunktion keine garantierte oder dauerhafte Dienstleistung ist. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung oder Speicherung von Kommentaren. Die Entscheidung über die Löschung oder Sperrung von Beiträgen oder Nutzern die dagegen verstoßen obliegt dem Betreiber.

2 Kommentare zu “Biggie-Schließung: Machtmissbrauch oder nicht?

  1. Land Of Confusion

    Sollte sich die Schließung länger vollziehen, müssen die über 3500 Angestellten ohne Lohn auskommen, was dann den Zorn ebenjener auf sich ziehen wird. Ist Herrn Pena das überhaupt klar?
    Das die vielen Verbände hinter Biggies stehen zeigt, dass der Grinsekasper bzw. sein allmächtiger Boss hier sich ziemlich verkalkuliert haben. Ich denke, da wird bald wieder zähneknirschend zurückgerudert werden, da so eine drastische Maßnahme nicht eben so von der Bevölkerung so hingenommen wird. Auch Kunden, die gerne um 3 Uhr morgens einkaufen gehen. Die Sache ist zum Politikum geworden und ein weiterer Akt, jegliche Opposition oder Kritiker dieser Regierung zu schädigen.

    15
    3
  2. Lanc-Altoriany

    Das hat nichts mit Machtmissbrauch zu tun wenn das Anbieten verdorbener Waren sanktioniert wird. Es geht doch bei dieser weinerlichen Kritik doch nur darum vom eigentlichen Skandal abzulenken. Gut, dass die Regierung hier energisch gehandelt hat.

    1
    18