Digitaler Nomade in Paraguay: Was ist zu beachten?

Paraguay gilt als ein Land, das auf den ersten Blick nicht unbedingt nach der ultimativen Destination für digitale Nomaden aussieht. Keine Strände wie in Thailand, keine futuristischen Skylines wie in Singapur.

Dafür gibt es aber niedrige Lebenshaltungskosten, ein extrem freundliches Steuersystem und jede Menge Platz für alle, die ihre Freiheit schätzen. Das klingt verlockend, aber wie bei allem im Leben gibt es einen kleinen Haken und man muss wissen, worauf man sich einlässt.

Aufenthaltsgenehmigung und Visum: Bürokratie mit südamerikanischem Charme

Für Kurzbesuche ist Paraguay entspannt, denn bis zu 90 Tage geht es für viele Europäer ganz ohne Visum, eine Verlängerung um weitere 90 Tage ist möglich. Wenn jemand aber länger bleiben will, kommt er um die „Residencia Permanente“ nicht herum. Das klingt nach einem großen Aufwand, ganz so schlimm ist es aber nicht.

Die paraguayische Bürokratie bewegt sich oft in ihrem eigenen Tempo und das bedeutet, dass Geduld Trumpf ist. Für die Aufenthaltsgenehmigung braucht es einen gültigen Reisepass, eine beglaubigte und apostillierte Geburtsurkunde sowie ein polizeiliches Führungszeugnis. Außerdem muss nachgewiesen werden, dass genug finanzielle Mittel vorhanden sind, in der Regel durch eine Einzahlung von 5.000 US-Dollar auf ein paraguayisches Konto. Das ist aber im Vergleich zu anderen Ländern eine der günstigsten Möglichkeiten, sich eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu sichern.

Die Cedula de Identidad, der paraguayische Personalausweis, ist das goldene Ticket für den Alltag. Ohne sie bleibt vieles komplizierter, von der Kontoeröffnung bis zur Anmietung einer Wohnung. Derjenige, der also wirklich in Paraguay ankommen will, sollte diesen Schritt nicht auf die lange Bank schieben.

Geoblocking und digitale Einschränkungen: VPN oder Pech gehabt?

Deutsches Netflix und das Spielen im deutschen Online Spielcasino werden im Ausland nicht funktionieren und viele Streaming-Dienste sind in Paraguay gesperrt. Wer nicht auf seine Lieblingsserien verzichten will, kommt um einen VPN-Dienst nicht herum.

Das Steuersystem in Paraguay: Legal Steuern sparen ohne Tricks

Alle, die in Paraguay arbeiten, zahlen Steuern, aber nicht von Paraguay aus für Kunden im Ausland. Einfacher könnte es nicht sein, denn Paraguay setzt auf ein Territorialbesteuerungssystem, das bedeutet, dass nur, was innerhalb des Landes verdient wird, auch besteuert wird. Digitale Nomaden mit Einkünften aus Europa oder den USA haben folglich keine Steuerlast.

Vor Ort erwirtschaftetes Einkommen wird mit 10 % besteuert und auch die Mehrwertsteuer liegt bei 10 %, was viele Dienstleistungen günstiger macht als in Europa. Aber bevor jetzt der nächste Flieger nach Asunción gebucht wird, ein kleiner Reality-Check: Die Steuerbehörden in Paraguay sind zwar entspannt, aber nicht planlos. Wenn jemand dauerhaft im Land ist, sollte er sich trotzdem an die Regeln halten und ein guter Steuerberater kann helfen, sich im paraguayischen System zurechtzufinden.

Lebenshaltungskosten: Günstig leben ohne Verzicht

Paraguay ist kein Land für Luxusliebhaber, aber für alle, die ein gutes Leben ohne horrende Ausgaben führen wollen. Eine Wohnung in Asunción gibt es bereits ab 200 bis 400 US-Dollar im Monat und für mehr Platz oder sogar einen Pool, sollte man mit 500 bis 800 US-Dollar rechnen. Im Vergleich zu Europa oder Nordamerika ist das ein absoluter Schnäppchenpreis.

Essen ist ebenfalls erschwinglich, zumindest so lange auf lokale Produkte gesetzt wird. Eine wöchentliche Einkaufstour kostet selten mehr als 30 bis 50 US-Dollar, ein typisches Essen in einem einfachen Restaurant gibt es für 3 bis 7 US-Dollar. Kann man aber nicht auf importierte Käseplatten und europäischen Wein verzichten, dann sollte das Budget etwas höher angesetzt werden. Mit 1.000 bis 1.500 US-Dollar pro Monat lässt es sich dort also ziemlich komfortabel leben. Alle, die minimalistisch unterwegs sind, kommen sogar mit weniger aus.

Internet und digitale Infrastruktur: Nomadenfreundlich oder Steinzeit?

Stabiles Internet ist das A und O für digitale Nomaden. In Paraguay ist dies vorhanden, aber mit Einschränkungen. In Asunción und anderen größeren Städten gibt es solide Geschwindigkeiten von 50 bis 100 Mbit/s, mobiles Internet ist gut ausgebaut und 4G fast überall verfügbar. Geht es aber auf das Land, dann sollte man sich auf Überraschungen einstellen. Das Netz kann unzuverlässig sein, je nach Region auch mal ganz ausfallen. Coworking-Spaces gibt es, aber nicht im Überfluss. Die meisten arbeiten entweder von zu Hause oder suchen sich Cafés mit stabilem WLAN.

Kulturelle Unterschiede und Sprache: Spanisch oder Hände und Füße?

Englisch hilft in Paraguay nicht weit, denn Spanisch ist Pflicht, weil ohne Grundkenntnisse selbst das Bestellen eines Kaffees zur Herausforderung wird. Guaraní, die zweite Amtssprache, begegnet einem im Alltag oft, aber ein paar einfache Begriffe reichen völlig aus, um die Einheimischen zu beeindrucken.

Pünktlichkeit wird in Paraguay nicht so ernst genommen, denn Zeit ist dort ein flexibles Konzept. Die paraguayische Kultur ist entspannt, Small Talk gehört dazu und auch bei Behördengängen kann es dauern. Wenn sich Nomaden auf diese Gelassenheit einlassen, haben sie es definitiv leichter. Ein gesellschaftliches Ritual, an dem kein Weg vorbeiführt, ist der Tereré, ein kalter Mate-Tee, der gemeinschaftlich getrunken wird. Wenn man eine Runde angeboten bekommt, sollte man nicht ablehnen, denn es wäre fast so unhöflich wie ein Essen abzulehnen, das die Großmutter gekocht hat.

Sicherheit und Kriminalität: Ruhiges Leben mit kleinen Risiken

Paraguay ist sicherer als viele Nachbarländer, aber trotzdem gilt es, die Augen im Straßenverkehr auf zu halten, vor allem in dunklen Gassen. In Städten wie Asunción oder Ciudad del Este gibt es Ecken, die nachts gemieden werden sollten.

Korruption ist ein offenes Geheimnis, besonders bei Verkehrskontrollen kommt es vor, dass Polizisten auf ein kleines „Dankeschön“ hoffen. In diesen Fällen ist Feingefühl gefragt, denn ein Nein sollte gut verpackt werden.

Freizeit und Natur: Mehr als nur grüne Weiten

Die Iguazú-Wasserfälle sind zwar nicht in Paraguay selbst, aber nah genug für einen Wochenendausflug. Diejenigen, die eher auf unberührte Natur stehen, werden im Gran Chaco fündig, denn dort gibt es mehr Wildnis, als man in einem Leben durchwandern kann. Ist man urbaner unterwegs, wird man in Asunción fündig. Von Märkten über Bars bis zu kulturellen Events gibt es genug Möglichkeiten, um den Feierabend nicht allein vorm Laptop zu verbringen.

Digitale Nomaden-Community: Einsam oder gut vernetzt?

Paraguay ist kein digitaler Nomaden-Hotspot wie Bali oder Lissabon, aber die Community wächst. Facebook-Gruppen, lokale Nachrichten, Meetups und Coworking-Spaces helfen dabei, Gleichgesinnte zu finden. Wenn man als Nomade dazu aktiv sucht, wird man auch fündig. 

Paraguay ist für digitale Nomaden ein Geheimtipp mit steuerlichen Vorteilen und niedrigen Kosten. Aber wenn man dort lebt, sollte man sich auf langsame Bürokratie, Sprachbarrieren und eine andere Zeitwahrnehmung einstellen, aber wenn man dies gelassen angeht, bekommt man ein Land, in dem sich in Ruhe und mit viel Freiheit arbeiten lässt.

CC
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