Ein Exot im Weinberg an der Mosel

Von «Down Under» nach Cochem: Ein Australier hat ein altes Klosterweingut an der Mosel übernommen. Für den 41-Jährigen ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen. Er ist längst nicht der Einzige, den die Mosel-Weinberge jüngst angelockt haben.

Cochem/Trier (dpa) – Martin Cooper ist an der Mosel ein Exot. Nicht nur, weil er der erste Australier ist, der unter die dortigen Winzer gegangen ist: In Cochem in Rheinland-Pfalz hat er das Weingut Kloster Ebernach gepachtet. Der 41-Jährige macht auch Weine anders als viele andere: Er mischt Partien aus seinen verschiedenen Lagen – zu hochwertigen Cuvée-Weinen. «Um mehrere Eigenschaften zu etwas Besonderem zu vereinen», sagt er. Zudem füllt er aus Rieslingtrauben einen der derzeit hippen orangenen Weine ab, der 40 Tage mitsamt Schalen vergoren wird – und wirklich orangefarben ist. «Damit besetzt er an der Mosel eine absolute Nische», sagt der Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel, Gerd Knebel.

Der neue Winzer bringt viele Ideen mit – hat er doch zuvor schon 15 Jahre lang Weine in Australien, Neuseeland, den USA und Südafrika gemacht. «Mein Traum war es immer schon, eines Tages an der Mosel Rieslingweine zu machen», sagt Cooper in der Steillage «Sonnenberg», wo er gerade seine zweite Ernte einfährt. Als er dann mit seiner Frau, einer Juristin aus dem Saarland, nach einem kleinen Mosel-Weingut suchte, stieß er auf das Klosterweingut mit einer 350-jährigen Anbautradition.

«Es gibt hier so viel Potenzial», sagt der «Winemaker», der zuletzt im westaustralischen Albany arbeitete. Er wolle weitere Top-Lagen an der Terrassenmosel dazukaufen und eines Tages um die 15 Hektar bewirtschaften. «Unser Ziel im Kloster Ebernach ist es, das beste Weingut an der Terrassenmosel (zwischen Koblenz und Pünderich) zu werden.» Dabei setzt er auf geringe Erträge, Lese per Hand und Ganztraubenpressung. Die Pacht, die er mit dem Franziskanerorden abgeschlossen hat, geht über 25 Jahre.

Mit Visionen und Leidenschaft – so wie Cooper – seien in den vergangenen Jahren einige Winzer aus dem Ausland an die Mosel gekommen, sagt der Geschäftsführer des Vereins Moselwein, Ansgar Schmitz. Das liege auch daran, dass der Wein aus dem weltgrößten zusammenhängenden Steillagengebiet international immer mehr geschätzt werde. «Es gibt eine Art Goldgräberstimmung», meint er. «Die, die kommen, denken: Da geht noch was!» Die Mosel ist mit rund 8800 Hektar das fünftgrößte Anbaugebiet Deutschlands.

Es gebe Parallelen zum 19. Jahrhundert, als ebenfalls Investoren an die Mosel kamen und nach der Säkularisierung durch Napoleon ehemalige Klösterweingüter übernahmen. Viele bekannte Weingüter hätten da ihre Wurzeln. Heute investierten Seiteneinsteiger meist in weniger bekannten Weinorten oder Weinlagen, sagt Schmitz. Auch weil die Grundstückpreise für Weinberge niedriger seien und eine Profilierung einfacher sei, da es dort keine oder kaum renommierte Top-Betriebe gebe.

In Traben-Trarbach hat schon vor rund 15 Jahren der Schweizer Daniel Vollenweider ein Weingut gegründet. Er war Vermessungstechniker, lernte und studierte dann Weinbau – und entdeckte den Riesling für sich. «Mich hat das Anbaugebiet Mosel schon immer interessiert, ich fand die Weine spannend.» Heute geht sein Wein in alle Welt.

In Kröv ist der Pole Andrzej Greszta vor rund zehn Jahren mit seinem Weingut an den Start gegangen. In Reil bewirtschaften Moselwinzer Tobias Treis und Ivan Giovanett aus Südtirol gemeinsam einen Weinberg als deutsch-italienisches Joint-Venture. Und in Enkirch macht derzeit ein Jurist aus London eine Winzerausbildung.

Neben den internationalen Zuläufen gebe es aber auch Seiteneinsteiger quer aus Deutschland, die zum Weinmachen an die Mosel kämen, sagt Experte Schmitz. Es seien etwa 50 – von einer Biologin über einen Bankkaufmann bis hin zu einem Industriemeister. Oft spielten auch persönliche Gründe eine Rolle. «Alle vereint die Vision, gute Weine machen zu wollen.»

An Australien denkt Cooper eigentlich nur noch selten zurück. Nur wenn es so nasskalt sei wie in diesen Herbsttagen, da sehne er sich nach der Hitze in Down Under. Und dann vermisse er vor allem eines: «Die Strände.»

Von Birgit Reichert, dpa

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