Asunción: In Paraguay, einem Land mit einer der höchsten Social-Media-Nutzungsraten in Lateinamerika, schlagen Wissenschaftler Alarm. Eine neue umfassende Studie, die den Konsum von Kurzvideo-Plattformen wie TikTok und Instagram Reels untersuchte, kommt zu einem drastischen Schluss: Der übermäßige Konsum dieser Inhalte kann die kognitive Funktion negativ beeinflussen.
Angesichts der tiefen Durchdringung digitaler Medien im paraguayischen Alltag – wo die Nutzung des Mobiltelefons oft stundenlang anhält und TikTok-Trends die Kultur prägen – sind diese Ergebnisse besonders relevant.
Die schwindende Aufmerksamkeitsspanne
Die Untersuchung von fast 100.000 Teilnehmern legt nahe, dass der rasante Wechsel der kurzen Clips direkt mit einer Verringerung der Aufmerksamkeitskontrolle und der inhibitorischen Kontrolle (der Fähigkeit, Impulse zu unterdrücken) korreliert.
Für die paraguayische Jugend, die in einer immer komplexeren Arbeitswelt bestehen muss, könnte dies langfristige Folgen haben. Experten befürchten, dass die ständige Sucht nach sofortiger Belohnung, die durch das Scrollen auf den Plattformen stimuliert wird, die Fähigkeit zum tieferen, fokussierten Lernen und zur Bearbeitung komplexer Aufgaben untergräbt.
Mehr als nur Ablenkung: Angst, Einsamkeit und schlechter Schlaf
Die Studie identifizierte nicht nur kognitive Defizite. Sie assoziiert den exzessiven Kurzvideokonsum auch mit einer Zunahme psychischer und sozialer Probleme, die in Paraguay ohnehin herausfordernd sind:
-Soziale Isolation: Trotz der Vernetzung auf dem Bildschirm führt der Konsum zur Abkopplung vom realen sozialen Leben.
-Geringere Lebenszufriedenheit: Das ständige Vergleichen mit inszenierten Online-Welten senkt das eigene Wohlbefinden.
-Schlafprobleme und Angst: Das Belohnungssystem des Gehirns wird überstimuliert, was zu schlechterer Schlafqualität und erhöhter Ängstlichkeit führt.
Paraguayische Psychologen warnen: „Wir sehen in den Praxen immer häufiger Patienten, die unter der ständigen digitalen Reizüberflutung leiden. Der schnelle Rhythmus der Kurzvideos ist das Gegenteil dessen, was das Gehirn für Ruhe und Verarbeitung benötigt.“
Forderung nach digitaler Achtsamkeit
Die Autoren der Studie betonen die Notwendigkeit, die Auswirkungen dieser Plattformen zu verstehen. Für Paraguay bedeutet dies eine dringende Aufforderung zu digitaler Achtsamkeit – sowohl in Schulen als auch in Familien.
Anstatt Plattformen zu verbieten, wird empfohlen, den bewussten Umgang zu fördern und „Scroll-Limits“ zu setzen. Die Gesellschaft muss erkennen, dass die Bequemlichkeit und Unterhaltung der Kurzvideos einen potenziell hohen Preis haben: die Gesundheit unseres Denkvermögens.
Die Ergebnisse der Forschung legen den Grundstein für weitere Untersuchungen, um Strategien zu entwickeln, wie die paraguayische Bevölkerung die Vorteile der digitalen Welt nutzen kann, ohne in die “digitale Falle“ zu geraten.
Wochenblatt / dexerto.com / Beitragsbild Archiv















