Warum Fleischpreise in Asunción günstiger sein können als im Landesinneren: Der Fall Salemma vs. Villarrica

Asunción: Es mag auf den ersten Blick paradox erscheinen: Während die Lebenshaltungskosten für Mieten und Dienstleistungen in der Hauptstadt von Paraguay oft höher sind als im Landesinneren, kann man bestimmte Fleischsorten – wie die von Ihnen erwähnte “Carnaza Negra“ (ein Rindfleischzuschnitt) und Schweinerippen – in Supermärkten wie Salemma zu deutlich günstigeren Preisen finden als etwa in Villarrica oder anderen Regionen.

Dieses Phänomen, bei dem der Preisunterschied bis zu 20.000 Guaranies betragen kann, lässt sich durch eine Kombination aus logistischen, wettbewerbsbedingten und strategischen Faktoren erklären:

1. Logistik und Vertriebsketten (Die “letzte Meile“)

Der Hauptgrund liegt in der Effizienz der Lieferkette:

Nähe zu Verarbeitern und Häfen: Viele der großen Schlachthöfe (Frigoríficos) und zentralen Fleischverarbeitungsbetriebe Paraguays befinden sich in oder nahe der Region der Hauptstadt. Supermärkte in Asunción, wie Salemma, können ihre Waren oft direkt und in großen Mengen mit minimalen Transportkosten beziehen.

Hohe Logistikkosten im Landesinneren: Für Supermärkte wie Herrero in Villarrica oder andere Märkte im Landesinneren fallen zusätzliche Kosten für den Transport, die Kühlkette und die Lagerung an. Diese Logistikkosten für die “letzte Meile“ werden in der Regel auf den Endverbraucherpreis aufgeschlagen.

2. Harter Wettbewerb in der Hauptstadt

Asunción und das umliegende Ballungsgebiet sind das Epizentrum des paraguayischen Einzelhandels.

Preisstrategie: Große Supermarktketten wie Salemma nutzen Fleisch oft als strategischen “Lockartikel“ (oft als producto gancho bezeichnet). Mit extrem wettbewerbsfähigen Preisen für Grundnahrungsmittel wie “Carnaza Negra“ (die ein wichtiger Bestandteil der paraguayischen Küche ist) locken sie Kunden in ihre Filialen. Die Ketten kalkulieren hier mit geringeren Gewinnspannen oder decken Verluste durch höhere Gewinne bei anderen Produkten (z. B. importierten oder verarbeiteten Waren).

Volumenvorteil: Aufgrund der viel größeren Bevölkerung in Asunción können die Supermärkte Fleisch in riesigen Mengen absetzen. Dieser Mengenvorteil ermöglicht es ihnen, bessere Einkaufspreise von den Großhändlern auszuhandeln und die Fixkosten pro verkauftem Kilogramm zu senken.

3. Regionale Marktmacht und Nachfrage

Geringerer Wettbewerb: Im Gegensatz zur Hauptstadt gibt es in Städten wie Villarrica oft weniger große Supermarktketten, die in direktem Preiskampf stehen. Lokale Märkte haben dadurch eine größere Preissetzungsmacht.

Kaufkraft und Konsumverhalten: Obwohl die Gehälter in Asunción höher sein mögen, ist das Preisempfinden für Grundnahrungsmittel im Landesinneren traditionell anders. Der Preisdruck auf die Händler in Asunción ist höher, da sie gegen ein Dutzend nationaler Konkurrenten antreten, während im Landesinneren der Preis oft stärker von den lokalen Angebots- und Nachfragebedingungen abhängt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der scheinbare Widerspruch gelöst wird, wenn man die effizienten Vertriebswege und den brutalen Preiswettbewerb der großen Supermarktketten in der Metropolregion Asunción berücksichtigt. Diese Faktoren können die höheren allgemeinen Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt für bestimmte “Lockartikel“ wie Fleisch überkompensieren.

Wochenblatt

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