Kolonie Sudetia: Im ganzen Land sind Tausende auf der Jagd nach dem grünen Gold. Und es fehlen unendlich viele Hände, denn die vorhandenen Kräfte langen nicht aus, das ganze Gold zu ernten.
Das grüne Gold, die Yerba-Mate, wie sie im Volksmund genannt wird, bringt im Moment den Arbeitern viel Brot auf den Tisch. Die Ernte läuft auf Hochkonjunktur in den Teilen des Landes, wo die Pflanze angebaut wird, wie zum Beispiel auch in der Kolonie Sudetia, im Bezirk Paso Yobai, Departement Guairá.
Der Beginn der Ernte stand unter keinem guten Stern, nachdem anfangs nur 1.100 Guaranies pro Kilogramm Blätter gezahlt werden sollten. Nach Protesten kam es zu einer Einigung zwischen den Unternehmern und Landwirten. Der Preis lag dann bei 1.700 Guaranies. Anfang dieser Woche sank er wiederum um 100 Guaranies. Und das hat einen einfachen Grund: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, wie bei jedem anderen Produkt.
„Es gibt zu viele Blätter. Die Menge des Angebots ist enorm und der Verkauf ist gesunken“, sagte Edwin Peter von dem Yerba-Unternehmen Aromatica.
Vor allem der Export nach Argentinien ist dieses Jahr vollständig zum Erliegen gekommen und somit ist ein wichtiger Absatzmarkt weggebrochen.
Bis zur ersten Septemberwoche werden die Blätter der Yerba-Mate noch im Betrieb von Peter angenommen und verarbeitet.
„Kein Unternehmen wird die komplette Yerba-Mate auf den Feldern verarbeiten, denn es fehlt vor allem an den notwendigen Arbeitskräften, die diese pflücken. Mit der Verarbeitung im Trockenofen hätte ich keine Probleme, aber die Menge an Rohware kommt nicht an“, sagte Peter.
In seiner neuen hochmodernen Fabrik, im Moment der größte Trockenofen in Paraguay, läuft die Verarbeitung auf Hochtouren. Wenn die Blätter abgeladen sind, werden sie in mehreren Öfen getrocknet, zerkleinert und nach ca. 15 Minuten erfolgt die Abfüllung in Säcke. Danach geht es in den Schuppen, wo die Yerba gelagert wird, bis sie nach rund einem Jahr in die verschiedenen Pakete kommt und für den Verkauf an die Konsumenten bestimmt ist.
„Mit diesem neuen Trockenofen wird den Blättern schonend die Feuchtigkeit entzogen und sie bekommen ein aromatisches Röstaroma, was für den späteren Geschmack der Yerba-Mate ausschlaggebend ist“, berichtete Peter.
Erwähnenswert ist, dass durch die Trocknung den Blättern das Wasser entzogen wird, damit sie später nicht faulen oder schimmeln. 1 kg Blätter, die angeliefert werden, verlieren rund 60 % ihres ursprünglichen Gewichts, also landen in den Säcken nur rund 400 Gramm.

Die Feuerung der Öfen erfolgt über Eukalyptusholz, das auf dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb angepflanzt und geerntet wird. Brennholz ist im Vergleich zu Strom und Gas effizienter und preiswerter. Es handelt sich um eine erneuerbare Energiequelle, die sehr umweltfreundlich ist. Zudem entstehen nur diese geschmacklichen Röstaromen bei der Trocknung der Blätter mit Feuerholz, die der Yerba-Mate den einzigartigen Genuss verleihen.
„Natürlich haben wir als Betrieb vor allem auch den Umweltgedanken im Hinterkopf und setzen auf die Kreislaufwirtschaft. Die bei der Verbrennung entstehenden Abfälle können von der Umwelt verwertet werden. Die Asche kann zum Beispiel als Dünger wiederverwendet werden“, erklärte Peter weiter.
Jedoch auch auf soziale Aspekte wird in der Firma Aromatica geachtet, denn in der Erntezeit verdienen direkt Hunderte von Angestellten und Arbeiter ihr tägliches Brot, sei es nun in der Fabrik oder auf den eigenen Feldern. Die indirekten Arbeitsplätze für andere Landwirte in der Region, die ihre Blätter liefern können, macht eine vierstellige Zahl aus, wenn man dazu die Pflücker, Traktoristen, Kraftfahrer usw. mit einbezieht.
„Es ist sicherlich eines der schwierigsten Jahre im Bereich der Yerba-Mate, aber auch andere landwirtschaftliche Produkte, wie Maniok, haben keinen Preis. Das Zuckerrohr ist dieses Jahr etwas besser dran, dafür mussten die Bauern in dem Sektor letztes Jahr Einbußen hinnehmen. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass es in unserem Bereich auch wieder aufwärts gehen wird“, sagte Peter abschließend.
Wer sich noch mehr für die über 50-jährige Geschichte des Familienbetriebs interessiert, kann sich hier auf der Website des Unternehmens informieren.
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