Vorsicht Burnout – Risiko für pflegende Angehörige

Achtsamkeit hilft gegen Überforderung. Pflegende Angehörige erleben oft psychische und oft auch physische Herausforderungen. Die Auswirkungen reichen bis zu einer tiefen Erschöpfung. Der Prozess ist schleichend, denn im Laufe der Zeit werden die Aufgaben oft größer und die benötigte Zeit dauert länger. Am Ende kann ein riskanter Burnout stehen. Eine selbstkritische Bilanz gilt als eine wichtige Vorbeugung.

Wie konnte es so weit kommen? Das fragen sich pflegende Angehörige oft erst, wenn Körper und Seele schlapp machen, familiäre Spannungen auftauchen und sich Freunde zurückziehen. „Es war einfach kaum Zeit für mich“, so eine häufige Äußerung zur emotionalen Erschöpfung, die neben der physischen Anstrengung das Ergebnis zu langer Belastung ist. „Das hören wir oft“, erklärt Martin Born von ATERIMA CARE in Frankenberg-Marburg spezialisiert für Alltagsbegleitungen in häuslicher Gemeinschaft. „Dann ist schnelle Hilfe angesagt“. Während die körperliche Zerschlagenheit meist mit Ruhe und Schlaf behoben kann, ist die emotionale Erschöpfung tiefgreifender. Sie kann zu einem Verlust von Empathie und Lebensfreude führen.

Erschöpfung oder Burnout?

Typische Zeichen für Erschöpfung sind Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Reizbarkeit. Wer dies feststellt, sollte sich zwischendurch Ruhephasen leisten oder noch besser eine längere Erholungspause. Die Überwindung eines Burnouts hingegen erfordert häufig umfassendere Veränderungen im Lebensstil. Er ist auf Grund seiner stufenweisen Entwicklung nicht leicht zu erkennen. Beschrieben werden Überengagement, Zynismus, Rückzug aus persönlichen Kontakten, Antriebslosigkeit, aber auch vermehrte Konflikte im Umfeld bis zu einem Gefühl vollständiger Leere und körperlichen Beschwerden. Hier ist ärztliche Hilfe angesagt.

Rechtzeitig hinsehen

Entsprechende Fragen an sich selbst und ehrliche Antworten helfen, entscheidende Signale für ein Übermaß an Belastung zu identifizieren. Welche Aufgaben übernehme ich eigentlich konkret? Dazu zählt auch das Besorgen eines Rezepts oder die

Vorbereitung eines Arztbesuchs, Haushaltführung und Verhandlungen mit Pflege- und Krankenversicherungen. Wie häufig bin ich eingebunden? Wie viel Zeit brauche ich täglich dafür? Wie hat sich mein Umfeld in den vergangenen Monaten verändert? Habe ich kritische an mich gerichtete Hinweise überhört? Zuviel Beanspruchung bedeutet nicht nur die Vernachlässigung eigener Interessen, sondern hat in den meisten Fällen ebenso Einfluss auf die Qualität der Versorgung. Eine Bestandsaufnahme ist ein wichtiger Beitrag, sich bewusst zu werden wie hoch die persönliche Beanspruchung wirklich ist und dann vorbeugende oder lindernde Schlüsse daraus zu ziehen. Wer auf sich achtet, schützt also nicht nur sich selbst.

„Wir empfehlen, nach Lösungen zu suchen, die für den individuellen Bedarf ausgelegt sind und dann auch wirklich funktionieren. So können die Angehörigen so viel pflegen wie sie selbst möchten, aber nicht meinen zu müssen“, lautet die Empfehlung von Martin Born. „Eine Alltagsbegleitung passt sich an den Bedarf an und hilft dabei, wieder Kraft und Lebensfreude zu entwickeln“.

CC
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