Hohe Schulden und Kartellvorwürfe zwingen Raízen zum Rückzug aus Paraguay

Asunción: Alle Wege weisen auf einen Rückzug von Raízen aus Paraguay hin. Als wäre der Druck zum Verkauf von Vermögenswerten und zum Schuldenabbau nicht schon genug, sieht sich das Joint Venture zwischen Cosan und Shell nun auch noch mit einem Konflikt mit den paraguayischen Kartellbehörden konfrontiert.

Die Comisión Nacional de la Competencia (Conacom), das paraguayische Pendant zur brasilianischen Kartellbehörde Cade, hat Ermittlungen gegen das Unternehmen und andere lokale Distributoren aufgenommen, um einen mutmaßlichen Kartell zur Absprache von Kraftstoffpreisen zu untersuchen. Die paraguayischen Behörden hegen den Verdacht, dass ein Kartell gebildet wurde. Die zu erwartenden Strafen können sich auf bis zu 200 Millionen US-Dollar belaufen.

Die Untersuchung verschärft die institutionelle Lage weiter, die die Entscheidung von Shell und Cosan beschleunigen dürfte und den paraguayischen Markt verlassen wird – in der Branche gibt es Informationen, dass die Absicht besteht, den Ausstieg noch in diesem Jahr zu vollziehen. Das Vorgehen der Kartellbehörde verschärft die ohnehin schon turbulenten Beziehungen zur Regierung von Präsident Santiago Peña. Hinter den Kulissen werfen Quellen aus dem Umfeld von Raízen der Regierung Peña vor, bewusst ein Szenario geschaffen zu haben, um die großen Kraftstoffhändler zu schwächen und damit die Position des staatlichen Unternehmens Petropar zu stärken. Das Unternehmen lehnte eine Stellungnahme ab.

Raízen ist mit einem Netz von über 300 Tankstellen der größte Kraftstoffhändler Paraguays. Ende letzten Jahres hatte die Gruppe bereits einen Rückzug aus dem Nachbarland vollzogen und ihren Anteil an Raízen Paraguay von 50 % auf 27 % reduziert. Damit hält die Familie Ortega Echeverría, Gründerin des Kraftstoffvertriebs Barcos Y Rodados, der 2021 von Raízen übernommen wurde, wieder eine Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen.

Der Clan selbst wäre der Hauptkandidat für den Erwerb des restlichen Aktienanteils, der noch im Besitz des Duos Cosan und Shell ist. Hinter den Kulissen gibt es Informationen, dass das Duo auch Anfragen von Investmentfonds erhalten hat.

Wochenblatt / Relatório Reservado