Landbesetzung in Paraguay: Deutscher warnt vor dreistem Betrugs-System

Canindeyú: Der Agronom Simon Scholler hat die erneute, mittlerweile siebte Invasion seiner Estancia in Canindeyú durch eine Gruppe von rund 70 Personen angezeigt. Die Gruppe, begleitet von Frauen und Kindern, sei im Morgengrauen eingedrungen, nachdem sie das Eingangstor gewaltsam geöffnet hatte. Scholler warnt davor, dass hinter den Übergriffen ein betrügerisches Schema stecke.

Wiederholte Invasionen und organisiertes Vorgehen

„Es ist das siebte Mal, dass sie auf mein schwer in Mitleidenschaft gezogenes Grundstück eindringen, und jedes Mal mit unterschiedlichen Argumenten, um sich das Land anzueignen“, klagte der Landwirt. Die Eindringlinge seien mit neun Fahrzeugen gekommen, hätten sich mitten in den Anbauflächen niedergelassen und dabei Minderjährige in prekäre Situationen gebracht.

Scholler ist überzeugt, dass hinter den Invasionen stets dieselben Anführer stecken. Diese würden die Notlage der Menschen ausnutzen, um ihnen Geld abzunehmen und ihnen im Gegenzug falsche Versprechen über Landbesitz zu machen.

„Stellen Sie sich vor: 80 Leute zahlen je 200.000 Guaranies, um sich einzuschreiben und auf ein Grundstück zu gelangen, das rechtmäßig ist und alle Titel, Steuern und Umweltauflagen erfüllt“, so Scholler.

Er denunzierte, dass dieses betrügerische Schema unter verschiedenen Vorwänden wie falschen Titeln, Landüberschüssen oder angeblichen INDERT-Ländereien (Nationales Institut für ländliche Entwicklung) wiederholt werde, obwohl seine Estancia rechtlich vollständig abgesichert sei. Scholler erinnerte daran, dass einige der Anführer bereits laufende Gerichtsverfahren und sogar Verurteilungen erster und zweiter Instanz wegen früherer Invasionen hätten.

Appell für Rechtsstaatlichkeit

Dr. Diego Torales, Präsident des Komitees zur Verteidigung des Privateigentums der ARP (Asociación Rural del Paraguay), analysierte den Konflikt und betonte die Garantie des Privateigentums in der Nationalverfassung.

Forderung an Behörden: Er hob hervor, wie wichtig es sei, dass Institutionen, Polizei und Staatsanwaltschaft entschlossen handeln, um die Rechtssicherheit zu gewährleisten.

Wahlkampf-Missbrauch: Torales warnte, dass angesichts der bevorstehenden Wahlen einige Politiker die Landkonflikte für eigene Zwecke nutzen, indem sie illegale Landnahmen versprechen. Die Institutionen müssten solchen politischen Druck standhalten.

Das betrügerische Schema

Torales erläuterte, wie die Organisationen, die Invasionen fördern, vorgehen: Sie verlangen von den teilnehmenden Familien Geld, manipulieren Gerichtsverfahren und machen sich die Notlage der Menschen zunutze.

Den Familienangehörigen der Campesinos würden 500.000 bis zu einer Million Guaranies abgenommen, was beweise, dass es sich eher um ein organisiertes Schema als um eine spontane Mobilisierung handle. Torales forderte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und die Rechtssicherheit für alle Produzenten respektiert werden müsse.

Wochenblatt / Megacadena

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