Loma Plata: Das war 2018, als ich mit meinem Freund Christian Alderete die Generatorstation in Loma Plata besuchte. Auf die Nachfrage, wie oft diese Generatoren laufen und was da die Kilowattstunde kostet, erfuhr ich, dass der Preis des mit Generatoren erzeugten Stromes bei über 1.000 Gs pro kWh liegt, und dass die Generatoren täglich laufen müssen, weil die Kapazität der Leitung nicht für den steigenden Bedarf der Klimaanlagen genügt.
Seither habe ich oft darüber nachgedacht, wie es sein kann, dass Solarenergie im sonnenreichen Paraguay nicht mehr genutzt wird, zumal die Kilowattstunde Solarstrom international auch damals schon billiger als 1000 Gs war. Es musste wahrscheinlich daran liegen, dass Panels in Paraguay zu teuer waren.
Fünf Jahre später hatte sich nur eins geändert: Der Stromverbrauch war noch weiter angestiegen, die Generatoren mussten noch öfter und länger laufen. Höchste Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Nach vielen Recherchen, Beispielrechnungen und Diskussionen mit meinen beiden Mitstreitern stand Ende Dezember 2023 die Entscheidung, selbst Solarpanels nach Paraguay zu importieren, um den Preis für Solarenergie dramatisch zu senken.
Dabei fanden wir den zweiten Grund, warum Solarenergie in Paraguay so teuer ist: Die Anlagen, meistens für Estancias ohne Stromanschluss, werden sehr groß ausgelegt, mit entsprechend hohen Kosten. Anlagen, die Stromausfälle und Engpässe überbrücken sollen, können sehr viel kleiner und somit günstiger ausgelegt werden. Wir suchten (und fanden) also Möglichkeiten, Solarstrom und Netzstrom zusammen zu nutzen, um Solaranlagen kleiner auslegen zu können. So kam es, dass wir ab Januar 2024 sogenannte Powerstations importiert haben. Eine Powerstation enthält einen Akku, eine Ladegerät, die nötige Elektronik und einen 220-Volt-Wechselrichter, alles zusammen verbaut in einer kompakten Einheit, die ungefähr so groß wie ein Eiskasten ist.
Da der Hauptmarkt sicher im Chaco liegen wird, entschieden wir uns für den Namen Chaco Solar.
Mit zwei kleinen Bestellungen aus Eigenkapital fingen wir an, um zu testen, wie der Import überhaupt funktioniert. Mittlerweile sind ganze Container im auf dem Weg. Die Lieferzeiten sind derart lang, dass man nicht eine Ladung bestellen, dann verkaufen und dann wieder frisch bestellen kann, so dass wir uns auf die Suche nach Krediten machen mussten.
Zur Firma gehört mittlerweile ein Lagerraum in Loma Plata und drei Mitarbeiter vor Ort, die die Panels auf den Dächern befestigen.
Während zu Beginn vor allem Installationen auf Estancias (Solarpumpen und Stromversorgung für Häuser) eine Rolle gespielt habe, sind mittlerweile auch mehrere Anlagen auf Wohnhäusern, die normalerweise mit ANDE-Strom versorgt werden, installiert. Nachdem wir uns zunächst nur auf den Chaco konzentriert haben, wurden mittlerweile schon zwei Anlagen in Indepedencia verkauft und weitere sind in Verhandlung.

Im Moment, November 2024, installieren wir jede Woche mindestens eine Solaranlage mit einer Leistung von 5.000 W bis 10.000 W. Die Nachfrage ist so groß, dass uns nun schon mehrfach das Material ausgegangen ist. Zum Glück treffen immer wieder neue Lieferungen aus China ein. Es ist ermutigen,d zu sehen, dass die Menschen in Paraguay die Vorteile der Solarenergie erkennen: Geringere Stromkosten, Unabhängigkeit von Stromausfällen und ein leiser Betrieb im Vergleich zu Dieselgeneratoren.
Kürzlich haben wir erfahren, dass die Kolonie Fernheim seinen Bürgern mittlerweile eine Einspeisevergütung bezahlt für den Strom, den man aus der eigenen Solaranlage ins Netz zurück speist. So bezahlt sich für den Bürger die Anlage schneller, während die Kolonie den Betrieb teurer Dieselgeneratoren so reduzieren kann.
Diese Initiative wird den Ausbau der Solarenergie massiv beschleunigen und könnte zum Vorbild für andere Gegenden werden.
Steigt der Strombedarf Paraguay weiter so wie bisher, wird müssen schon 2030 neue Kraftwerke gebaut werden, weil die 3 Wasserkraftwerke (Itaipu, Acaray und Yacyreta) dann den Bedarf in der Mittagszeit nicht mehr abdecken können.

Vor dem Hintergrund des steilen Anstiegs des Stromverbrauchs und dem Preis für den Import von Erdöl oder Kohle für zusätzliche Kraftwerke kann man ziemlich sicher sein, dass Solarenergie in den kommenden Jahren in Paraguay eine immer größere Rolle spielen wird.
Nun bleibt zu hoffen, dass auch die Bürger und die Regierung dieses Potenzial frühzeitig erkennen und nutzen, um im eigenen Land weiteren Strom zu erzeugen, statt in ein paar Jahren zusätzliche Energie importieren zu müssen.
Wochenblatt















