Kuriositäten und Wissenswertes aus Paraguays Vergangenheit – Teil 7

Die deutsch-paraguayische Beziehung nach dem zweiten Weltkrieg

Nachdem Paraguay am 8.02.1945 Deutschland den Krieg erklärt hatte, dauerte es rund acht Jahre bis beide Länder wieder diplomatischen Kontakt miteinander hatten. Am 01.10.1952 kam Dr. Julius Borgs-Maciejewski an, um sein Beglaubigungsschreiben dem damaligen Präsidenten der Republik Paraguay, Federico Chávez, zu überreichen und die Bundesrepublik Deutschland zu repräsentieren. Mehrere deutsche Gesandte besuchten innerhalb der nächsten zwei Jahre das Land.

Als General Alfredo Stroessner die Macht an sich riss, begann ein neues Kapitel der deutsch-paraguayischen Beziehung. Die deutsche Botschaft sah einen Mann mit deutschen Wurzeln ohne Vorstrafen und mit besten Absichten. Allerdings blieb sie vorsichtig mit ihrem Verhalten ihm gegenüber.

Stroessners Botschafter für Deutschland und ehemaliger Verteidigungsminister Paraguays, Herminio Morínigo, schlug 1957 in Bonn vor, Alfredo Stroessner nach Deutschland einzuladen, was aber als nicht notwendig eingestuft wurde, da seine politische Richtung noch nicht klar abzusehen war. 1958 aber sprach sich die Regierung dagegen aus, da er als Diktator eingestuft wurde.

Am 23.02.1960, einen Monat nach seinem Arbeitsbeginn in Asunción schrieb der deutsche Botschafter Eckard Briest folgenden Text nach Bonn: „Nach meiner Auffassung könnte ein Ende der Regierung Alfredo Stroessners zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen wie 1947 führen. Schwer einzuschätzen wären die Folgen für die Bevölkerung. Eine kommunistische Übernahme der Regierung wäre nicht ausgeschlossen.“ Briest hielt somit die deutsche Regierung dazu an Paraguay hilfreich in allen Formen zu unterstützen, damit eine kommunistische Ausbreitung wie in anderen lateinamerikanischen Ländern unmöglich wird.

Im Herbst 1962 war die Chance für Stroessner gekommen Deutschland zu besuchen, wenn auch inoffiziell. Auf Wunsch Stroessners sollten folgende Merkmale den deutschen Behörden von ihrem Botschafter übermittelt werden: katholischer Präsident, Soldat, bayrischer Vater, spanische Mutter, enthusiastischer Pilot, Münzsammler, Liebe zu Deutschland, Antikommunist und preußischer Dynamismus.

Von Bonn aus wurde schon alles für seine Ankunft vorbereitet als Stroessner die Reise wegen innenpolitischen Problemen absagen musste. In den Archiven verweilen die Konzepte wie man Stroessner standesgemäß empfangen könne. Im Frühling 1964 begannen erneute Vorkehrungen für einen offiziellen Besuch Stroessners in Deutschland dem allerdings etwas dazwischenkam.

Der Fall Mengele

Am 30. Oktober 1964 erhielt Josef Mengele, KZ Arzt und Kriegsverbrecher, eine Aufenthaltsgenehmigung samt Staatsbürgerschaft von Paraguay ausgestellt, was ihn vor einem Auslieferungsprozess gerettet hat. Für die deutsche Regierung wurde der Fall Mengele zum Fall Paraguay. Die deutsche Regierung kam zu der Auffassung das die paraguayischen Kollegen Mengele zuerst in Hohenau versteckten und später im Chaco. Wie sehr dies der Realität entspricht bleibt den Forschern überlassen. Klar ist, ihm wurde hierzulande geholfen. Nach Jahren der Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft in Frankfurt kam heraus, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass Stroessner und Mengele jemals Kontakt hatten.

In Anbetracht der unbürokratischen Vorgehensweisen in Paraguay ist plausibel, dass er aus der Not sich hier versteckte und mit etwas Geld und Hilfe an alle notwendigen Dokumente kam. Dies allerdings soll keine Entschuldigung für die paraguayische Regierung darstellen. Das gezeigte Desinteresse Stroessners den Fall aufzuklären bedarf einer starken Kritik. Mengele jedoch lebte nur ein Jahr in Paraguay während es neunzehn in Brasilien und zehn in Argentinien war. Eckard Briest wurde von der Bundesregierung aufgefordert, formell die Auslieferung Mengeles nach Deutschland einzufordern, worauf Stroessner mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen drohte.

Auch der Fall des Fleischers von Riga, Roschmann stellte die Beziehungen beider Länder auf die Probe, doch die Schlagzeilen verblichen nach 6 Wochen Aufenthalt in Paraguay und es kehrte wieder Ruhe in die bilateralen Beziehungen ein. Die noch offene Einladung wurde unter Präsident Heinrich Lübke nicht eingelöst während Alfredo Stroessner seinen Deutschlandbesuch doch noch antrat, im Jahr 1973 als Gustav Heinemann (SPD) Präsident war. Allerdings war Heinemann nicht im Land und der Besuch Stroessners bezog sich nur auf Bayern, die Heimat seines Vaters.

Mit dem Staatsstreich von 1989 als Stroessner von der Spitze verdrängt wurde und wenig später ins brasilianische Exil ging, begann ein neues demokratisches Kapitel zwischen beiden Staaten, die Besuche beiderseits einschlossen.

(Wochenblatt / Heinz Schneppen (dt. Botschafter inn Asunción von 1989 – 1993))

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10 Kommentare zu “Kuriositäten und Wissenswertes aus Paraguays Vergangenheit – Teil 7

    1. @Schniffeler,
      dieser Kommentar ist schlichtweg eine Frechheit.
      Nur Herrn Päßler haben es diejenigen, die noch nicht perfekt die Ultima Hora lesen können, es zu verdanken, dass sie umfangreich und kostenlos informiert werden.

      Solch eine Behandlung hat Herr Päßler nicht verdient.

      Übrigens Hut ab vor Herrn Päßler, dass er diesen Komentar zugelassen hat.

  1. Ich stimme dem zu, dass wir einzig Herrn Päßler diese hervorragende Seite zu verdanken haben. Es ist kein leichtes Unterfangen die Texte zu übersetzen. Diesbezüglich mein Entschuldigung.

    Auch erstaunt bin ich, dass dieser Kommentar veröffentlicht wurde, denn in einem früheren Kommentar von mir wurden ganze Wörter schlichtweg herausgelöscht. Nein, es handelte sich dabei nicht um anstössige Wörter. Das nennt man Zensur.

    Ich kann es aber beim besten Willen nicht verstehen, dass sich immer so viele – offensichtliche und banale – Schreibfehler in den Artikeln wiederfinden. Gut, ich bin auch kein Linguist und schreibe auch nicht fehlerlos, also müsste ich eigentlich still sein. Aber ich schimpfe mich auch nicht Schreiberling sondern Techniker.

    Ich finde es einfach nur schade wenn sich in einer ansonsten sehr gut gemachten Homepage mit super Informationen manchmal wirklich viele so doofe Schreibfehler befinden, die jede Rechtsschreibprüfung erkennt.

    Falls @Kritiker mich mit “klein” und “Wichtigtuer” sich zu artikulieren versuchte, folgendes: Ich bin nicht klein (>180cm) und ich bin auch kein Wichtigtuer, den Recht habe ich damit, dass es viele Schreibfehler in den Artikeln hat.
    Aber Recht haben Sie mit Ihrem Satz: “Hier wird viel geredet und nichts gesagt !” und nehme dazu Ihren Kommentar (@Kritiker) als Beispiel.

  2. ——Herr Päßler Danke!——–
    Bravo Herr Päßler, schreiben sie weiter!
    Möchte hier nicht ausfällig werden.Von Anstand haben einige hier wohl nichts gehört. Sind die schon total verbuscht vom Chaco herkommend.

    Finde es großartig von Herrn Päßler, dass er hier ausführlich deutschsprachig informiert.
    Meinerseits spreche und schreibe ich gut spanisch und Guarani ist mir auch geläufig und es mir immer wieder eine große Freude “Das Wochenblatt” zu lesen

    Wohl meine ich, jeden Tag, diese Website auf dem laufenden zu halten ist schon eine tolle Leistung.
    Vor allem wird hier nicht zensiert und jeder kann schreiben wie ihn der Schnabel gewachsen ist ( so sagt man doch im Volksmund).

    Danke! Weiter so!!!!!!!!!!!!

  3. ——Bitte um Großzügigkeit———-
    Wie kann man nur so kleinlich sein sein. Eine deutsche Eigenart?
    Schreibfehler hin oder her. Bin auch nicht frei davon.
    Viele Deutsche schauen doch hier rein um auf einem Blick informiert zu werden……und das noch gratis.

  4. An alle !

    Mit kleinen Wichtigtuer meinte ich nicht die koerperliche Groesse der Personen, sondern ihre Geistige.

    Wenn jemand solche Artikel schreibt dann sollte er die wahren Hintergruende kennen, und nicht das wiedergeben was den Herrn ” Geschichtsschreibern und Politischen
    Gutmenschen so einfaellt.

  5. Ich entdeckte durch Zufall diesen Artikel, der mit meinem Namen verbunden wird.
    Richtig ist, dass der “Verfasser” sich meiner Darstellung “fleissig” bedient hat Richtig ist aber auch, dass er meine Unterlagen auf eine Weise entstellt hat, die zeigt, dass er von Geschichte keine Ahnung hat. Wer mich und meine zahlreichen veröffentlichten Arbeiten kennt, wird den Niveauunterschied nicht übersehen können..
    Mit guten Wünschen nach Paraguay am letzten Tag des Jahres 2014

    Dr. Heinz Schneppen, Botschafter in Paraguay 1989-1993.

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