Oxford University: „Paraguay in Rückständigkeit und Korruption gefangen“

London: Der Blavatnik-Index der öffentlichen Verwaltung 2024, ein von der Blavatnik School of Government der Universität Oxford entwickeltes Instrument, offenbart eine harte Realität: Paraguay hinkt bei Schlüsselindikatoren, die die Effektivität und Transparenz der öffentlichen Verwaltungen weltweit bewerten, weiterhin hinterher. Dieser Index, der grundlegende Aspekte wie strategische Führung, Formulierung der öffentlichen Politik, Erbringung von Dienstleistungen und Verwaltung der Humanressourcen analysiert, zeigt die gravierenden Mängel auf, die die institutionelle Entwicklung des Landes behindern.

Ein Land, das im administrativen Mittelmaß verankert ist

Paraguay ist ein Land, das sich in bestimmten Bereichen wie der Transparenz des öffentlichen Auftragswesens, wo es den zweiten Platz belegt, kaum abheben kann. Diese isolierte Leistung kann jedoch nicht über die tiefgreifenden systemischen Mängel hinwegtäuschen, die die öffentliche Verwaltung des Landes betreffen. Im Bereich „Strategie und Führung“ zeigt das Land einen alarmierenden Mangel an Visionen und interinstitutioneller Koordinierung, was die Unfähigkeit widerspiegelt, eine strategische Richtung für die nationale Entwicklung festzulegen.

Während sich Länder in der Region wie Uruguay (Platz 20) oder Chile (Platz 27) als Benchmarks in der öffentlichen Verwaltung konsolidieren, bleibt Paraguay in einer ineffizienten Verwaltung gefangen, die dem Unmittelbaren Vorrang vor dem Strategischen einräumt.

Diversität und Integration? Ein Diskurs mit wenig realer Wirkung

Obwohl der Index einige Fortschritte bei der Vielfalt und Integration aufzeigt, hat dies nicht ausgereicht, um die Realität des öffentlichen Sektors zu verändern. Die Vertretung der Geschlechter und eine integrative Politik bleiben eine Fassade, während die Machtstrukturen weiterhin traditionelle Dynamiken aufrechterhalten, die einen echten Wandel des öffentlichen Dienstes verhindern.

Die immerwährende Achillesferse: Öffentliche Politik und Dienstleistungen

Der Bericht zeigt, dass Paraguay weit davon entfernt ist, eine wirksame öffentliche Politik zu entwickeln oder Dienstleistungen anzubieten, die den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen. Das Risiko- und Krisenmanagement, das in einer Welt nach einer Pandemie und angesichts der Auswirkungen des Klimawandels besonders wichtig ist, weist gravierende Mängel auf. Darüber hinaus spiegelt die begrenzte Nutzung von Daten für fundierte Entscheidungen eine öffentliche Verwaltung wider, die in veralteten Methoden verankert und nicht in der Lage ist, sich an die Anforderungen des 21.

Die digitale Modernisierung, die eigentlich Priorität haben sollte, bleibt eine gewaltige Herausforderung. Mangelnde Investitionen in die Technologie verringern nicht nur die Effizienz der öffentlichen Dienste, sondern vergrößern auch die Kluft zwischen der Regierung und den Bürgern, die zunehmend mehr Zugänglichkeit und Transparenz fordern.

Ein Vergleich, der schmerzt

Im Vergleich zu seinen regionalen Konkurrenten ist die Position Paraguays im Index enttäuschend. Uruguay ist dank seines strategischen Ansatzes und seiner Fähigkeit, eine ergebnisorientierte öffentliche Politik zu betreiben, führend in Lateinamerika. Währenddessen kann Paraguay mit seiner zersplitterten und richtungslosen öffentlichen Verwaltung kaum mithalten. Dieser Kontrast unterstreicht nicht nur die Ineffizienz des paraguayischen Systems, sondern auch die verpassten Gelegenheiten, von bewährten Erfolgsmodellen zu lernen und sich an sie anzupassen.

Die dringende Notwendigkeit einer radikalen Umgestaltung

Der Blavatnik-Index 2024 macht deutlich, dass Paraguay die tiefgreifenden Reformen, die seine öffentliche Verwaltung benötigt, nicht länger aufschieben kann. Die derzeitige Trägheit schränkt nicht nur die institutionelle Entwicklung ein, sondern wirkt sich auch direkt auf die Lebensqualität der Bürger aus. Das Land muss sich unbedingt kritisch mit seinen Schwächen auseinandersetzen, in strategische Führung investieren, die Digitalisierung der Dienstleistungen vorantreiben und vor allem mit den Machtstrukturen brechen, die das Mittelmaß aufrechterhalten.

Paraguay hat ein enormes Potenzial, sich zu verbessern, aber ohne echtes und nachhaltiges Engagement wird dies nicht gelingen. Die Frage ist nun: Ist das Land bereit, sich seinen eigenen Unzulänglichkeiten zu stellen und auf eine transparentere, effizientere und gerechtere Zukunft hinzuarbeiten, oder wird es weiterhin im Teufelskreis der Untätigkeit gefangen sein?

Wochenblatt / Oxford University

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2 Kommentare zu “Oxford University: „Paraguay in Rückständigkeit und Korruption gefangen“

  1. Albert Rotzbremsn

    Naja, man kann eben nicht beides haben: Freiheit und Polizeistaat. Mit allen Vor- und Nachteilen.
    Während in andren Ländern hinter jedem Müllcontainer ein paar verhinderte Sozialfälle lauern, um mit dem Busgeldkatalog 2025 hervorzuhechten, ob dein Kaugummipapierchen auch ordentlich in und nicht 2 cm neben dem Mülleimer entsorgt hast. Selbst wer sein Kaugummipapierchen im Mülleimer entsorgt hat bekommt eine Buße. Denn so ein Kaugummipapierchen gehört nicht in den öffentlichen Mülleimer, sondern in den Kaugummipapierchen-Sondermüll-Container beim Werkhof.
    Im Paraafric lebt man zwar noch wie 400 Jahre vor der Kolonisierung Afrikas im Abfall, Gestank und Lärm, dafür darf man das alles auch machen. Es interessiert niemanden.
    Schreiben wir das mal so: Wer bei Rot über die Ampel fährt und trotz Kameras – die eh nicht funktionieren, und wenn, ist ja nix passiert, wen interessiert es also, ist es doch schön, weiterzufahren. MUSS man eben nur gucken, dass nix passiert. Okay, für die andren halt etwas Abnutzung der Vollbremsen und des Eiskratzers, sich von der Frontscheibe abzukratzen. Abe ist ja nix passiert.
    Des Weiteren, woher sollen die Offiziellen, die imstande sind ein Streichhölzl richtig herum zu halten, denn auch her genommen werden?
    Demnach wäre mal die fast täglisch während 3/4 Jahr 7 bis 11 Uhr Schul etwas anzuheben und den Druck von 0 bar auf die Schüler etwas anzuheben. So könnte es in 40 Jahren etwas werden. Bis dahin genießen wir die schier unbegrenzte Freizeit, pardon, Freiheit (solange nix passiert). Jeder schützt sich selbst mit Gittern, meterhohen Mauern, Pfeil und Bogen, Gasrüssel und Oropax.

  2. Land Of Confusion

    Ich zitiere „nmp299“, der in einem ähnlichem Artikel folgendes geschrieben hat:
    „Allen Statistiken in Ehren, welche ja auch Ihren Sinn haben mag.
    Nur, wer soll das hier ändern? Der liebe Gott? Mir fällt tatsächlich hier keiner ein, der dies auch nur ansatzweise ändern will.“
    Die öffentliche Verwaltung ist durchgehend besetzt mit stinkfaulen Parteifunktionären, die in der freien Wirtschaft höchstens Aushilfsjobs hätten. Effizienz ist ein absolutes Fremdwort und es ist ja so GEWOLLT, dass der Bürger schikaniert und bürokratisch gequält wird, damit er Bestechungsgeld zahlt. Das ist der einzige Zweck. Und aus Sicht dieser Typen, ist nur ein Schmiergeld zahlender Bürger ein guter Bürger.