Umweltfrevel oder Nachbarschaftsstreit? Der Fall in Independencia

Kolonie Independencia: Ein vermeintlich einfacher Streit unter Nachbarn in Independencia hat eine größere Welle geschlagen als erwartet: Er hat die Justiz und die Umweltbehörden auf den Plan gerufen.

In einem Leserbrief schildert ein Anwohner nun seine Sicht der Dinge und wirft die Frage auf, ob die Behörden hier für die Durchsetzung privater Interessen missbraucht werden. Auslöser war eine Baumaßnahme zur Müllbeseitigung, die nun als Umweltvergehen geahndet wird.

Hier die ganze Geschichte zu dem Artikel über die Anklage der Staatsanwaltschaft wegen eines Umweltverbrechens in Independencia:

Angefangen hat es mit einem Berg von Müll, der nach jedem Regen auf dem Terreno liegen geblieben ist. Dieser kam aus dem naheliegenden Bachbett, welches nur bei Regen Wasser führt. Bei starkem Regen überflutet das Überlaufwasser das umliegende Gelände und nimmt den ganzen Müll, der auf der Strecke abgelegt wurde, mit.

Damit nicht jedes Mal 8 – 10 große Säcke voll Müll eingesammelt werden müssen, wurde als Lösung dafür ein Kanal konzipiert, welcher so groß und so tief ist, dass der Müll mit dem Regenwasser weitergetragen wird. Dieser Kanal wurde gebaut in Absprache, nach Maßgabe und den Wünschen SÄMTLICHER Nachbarn auf privatem Land. Er wurde realisiert von einem ortsansässigen Baumeister. Leider ist unter der Kanalkonstruktion eine Quelle verschwunden, welche nur in Regenzeiten noch aktiv ist, also beim Bau nicht sichtbar war.

Monate später bat der Nachbar am Ausgang des Kanals um Hilfe in Form einer Ladung Steine für ca. fünfhunderttausend Guaranies, weil sich herausstellte, dass bei starkem Regen die Steine seines Bachüberganges regelmäßig weggespült werden.

Diese Hilfe wurde ihm zugesagt. Des Weiteren wurde überlegt, ob man diesen Bachübergang nicht robuster gestalten kann. Die möglichen Konstruktionen waren deutlich teurer. Es wurde überlegt, wie man eine solch dauerhafte Brückenkonstruktion realisieren und bei deren Finanzierung helfen kann.

Die Vorschläge hierfür wurden offenbar als so verletzend empfunden, dass man der Meinung war, man brauche Unterstützung für die nachbarschaftlichen Verhandlungen. So kam die Fiscalia ins Spiel. Es wurde Anzeige erstattet.
Es folgten eine Entschuldigung wegen der unbeabsichtigten Gefühle, welche der Brückenfinanzierungsvorschlag hervorrief und die Zusage, eine Brücke bei voller Kostenübernahme bauen zu lassen. Es war genau besprochen, wie diese konzipiert werden solle.

Weiterhin wurde sofort eine Ausfahrt über das Nachbargrundstück erstellt, für den Fall, dass die Brücke unpassierbar ist und man das Grundstück verlassen muss.

Als mit dem Bau der Brücke begonnen werden sollte, wurde plötzlich eine andere Konstruktion gefordert, welche ein Vielfaches des dafür veranschlagten Betrages verschlungen hätte – oder den Betrag, den diese kosten sollte. Die Forderung nach dieser ungeheuren Summe wurde abgelehnt.

Infolge dessen wurden die Behörden erneut aktiviert.

Es kam zu mehreren Vorort-Terminen mit Mades und Fiscalia, bei welchen festgestellt wurde, dass mit dem Bau des Kanals in den natürlichen Wasserlauf eingegriffen wurde und dass dafür eine Genehmigung erforderlich gewesen wäre.

Diese Geschichte spielt sich ab in einem Gebiet, wo bisher niemand eine Genehmigung eingeholt hat für Veränderungen auf seinem Grundstück, welche in die Natur eingreifen. Vermutlich deswegen hat der ortsansässige Baumeister von dieser Forderung gar nichts gewusst und das auch nicht erwähnt.

Die anderen Anwohner sind glücklich darüber, dass dieser Kanal erstellt wurde, weil jetzt der öffentliche Raum bei starkem Regen deutlich weniger zerstört wird. Insgesamt ist diese Maßnahme für die Umwelt in dieser Region eine Verbesserung.

Und jetzt?

Es wird eine Verhandlung und eine Strafe geben für das Versäumnis, die Genehmigung hierfür einzuholen. Das ist legitim und wird selbstverständlich akzeptiert, weil Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

Die Behörden tun ihre Arbeit, sind aber genervt, weil sie dafür benutzt werden, private Interessen durchzusetzen, was gar nicht in ihre Zuständigkeit fällt.

Die Nachbarn der ganzen Region machen sich große Sorgen, dass die Behörden durch diesen Fall aufmerksam geworden sind darauf, dass konsequent gehandelt wird ohne dafür vorher die erforderlichen Genehmigungen einzuholen.
Die gewünschte Brücke wird nicht mehr aus den Mitteln der Nachbarn finanziert werden, weil der dafür zugesagte Betrag nun in dieses Verfahren fließt.

Das sind die Fakten. Mag jeder selbst sich seine Meinung dazu bilden.

Wochenblatt / Leserbrief / Beitragsbild Archiv

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1 Kommentare zu “Umweltfrevel oder Nachbarschaftsstreit? Der Fall in Independencia

  1. Ich kenne die Umstände und Vorgeschichte, und wenn das stimmt, ist der Nachbar der die Anzeige aufgegeben hat ein Idiot! Er wollte dem mit dem künstlichen Wasserlauf nur einen Gefallen tun u d der zeigt ihn an. Solche Nachbarn braucht man nicht, da hätte man auch in Dummland bleiben können.