Asunción: Immer häufiger werden Menschen über soziale Medien mit scheinbar attraktiven Jobangeboten im Callcenter-Bereich angesprochen. Die Verlockung klingt verführerisch: Arbeiten von zu Hause aus, flexible Zeiten, freundliche Arbeitgeber und ein scheinbar seriöses Umfeld.
Doch nicht selten versteckt sich hinter diesen Angeboten eine Falle, wie vermutlich zahlreiche Erfahrungen aus einer Gruppe von über zehn Betroffenen zeigen, die seit Mai/Juni 2024 auf ihren Lohn warten. Die Betroffenen möchten nun andere davor warnen, in ähnliche Schwierigkeiten zu geraten.
Rekrutierung über Social Media
Die Firma „XXX XXXX“, die scheinbar offiziell in Hamburg ansässig und unter einer deutschen Telefonnummer erreichbar ist, bietet ihre Dienstleistungen über die Website XXXXXXX.com an. Interessanterweise kann man exakt diese Adresse über die Internetseite www.office-stars.com in verschiedenen Paketgrößen als Briefkastenadresse buchen. Die Rekrutierung von neuen Callcenter-Agenten erfolgt oft über Social-Media- Plattformen wie Telegram, WhatsApp oder Facebook. Zwei zentrale Figuren in diesem Rekrutierungsprozess sind J. M. (Paraguay) und K. T. (Brasilien), die mit Charme und Überzeugungskraft potenzielle Mitarbeiter für die Firma „XXX XXXX“ anwerben. Der Auftraggeber W. J. E., ebenfalls aus Brasilien, tritt ebenfalls in Erscheinung und verstärkt den Eindruck, es handele sich um ein seriöses und profitables Arbeitsumfeld.
Die Rekrutierer und Auftraggeber sind dabei stets extrem freundlich, redegewandt und erklären detailliert, wie unkompliziert die Arbeit sei. Der Verdienst wird als fair dargestellt und das Arbeiten von zu Hause aus scheint eine angenehme Alternative zum klassischen Bürojob. Viele Interessierte lassen sich von der lockeren Atmosphäre und der vermeintlichen Professionalität überzeugen und unterschreiben nach einem Gespräch schnell den Vertrag.
Der Alltag im Callcenter
Nach der Vertragsunterzeichnung werden die neuen Mitarbeiter verschiedenen Projekten zugeteilt. Doch schnell zeigen sich erste Unstimmigkeiten: Die Einweisungen in die Projekte sind unprofessionell und oft unzureichend, neue Mitarbeiter werden in vielen Fällen „ins kalte Wasser geworfen“ und erhalten nur minimale Unterstützung. Häufig handelt es sich bei den Projekten um Kaltakquise, welche vertraglich nicht vereinbart wurde. Stattdessen wurde den Agenten mitgeteilt, dass es sich um Interessenten für die projektspezifischen Produkte handeln würde, welche ein Beratungsgespräch wünschen und auf die Anrufe der Agenten warten würden. Hierbei müssen die Callcenter-Agenten ohne Vorbereitung potenzielle Kunden anrufen.
Noch enttäuschender ist die Bezahlung: Der Verdienst ist im Vergleich zu anderen Callcenter-Jobs auffällig gering und oft von der Anzahl der erfolgreich abgeschlossenen Verträge abhängig. Die erbrachte Arbeitszeit wird bei der Abrechnung stark nach unten korrigiert und erfolgreiche Abschlüsse werden nach mehreren Wochen plötzlich nicht mehr anerkannt. So bleibt am Ende oft viel Arbeit mit nur sehr geringem oder gar keinem Verdienst.
Zahlungsprobleme und fadenscheinige Ausreden
Für viele der betroffenen Callcenter-Agenten begann der Albtraum, als sie nach der erbrachten Arbeit auf ihre Bezahlung warten mussten. Obwohl klare Abmachungen getroffen waren und Rechnungen gestellt wurden, blieben die Zahlungen aus. Stattdessen wurden die Mitarbeiter mit einer Vielzahl von Ausreden vertröstet: Mal soll ein Auftraggeber nicht bezahlt haben, ein anderes Mal wurde behauptet, die Zahlung eines anderen Kunden sei ausgeblieben.
Seit Mai/Juni 2024 warten mittlerweile über zehn ehemalige Callcenter-Agenten auf ihre ausstehenden Zahlungen, die sich insgesamt auf über 7000 Euro belaufen, so die Betroffenen. In der Hoffnung, endlich ihr Geld zu erhalten, haben sie die Arbeit eingestellt. Doch trotz mehrfacher Mahnungen und Bitten blieben die Zahlungen aus. Immer wieder erhielten sie neue Ausreden, warum die Gehälter noch nicht überwiesen wurden.
Ein „unmoralisches“ Angebot
Besonders empörend ist das Verhalten von W. J. E., der den Betroffenen ein fragwürdiges Angebot unterbreitet hat: Nach mehreren Wochen ohne Gehaltszahlung fand ein Zoom-Meeting mit allen Betroffenen statt, in dem erneut fadenscheinige Gründe für die ausbleibenden Zahlungen vorgebracht wurden. E. schlug vor, dass sie, um schneller eine Auszahlung zu erhalten, weiterhin für ihn arbeiten könnten, damit neues Geld hereinkommt. Dies kam für die meisten nicht mehr in Frage.
Am 23. September 2024 wurde allen Betroffenen schließlich 100 Euro als Teilzahlung zugesichert. Doch auch diese Versprechung wurde nicht eingehalten. Bis heute haben die Betroffenen keine Zahlungen erhalten. Auf Grund dessen wurde der direkte Kontakt zu W. J. E. von den Betroffenen eingestellt.
Rechtliche Schritte werden geprüft
Die Betroffenen haben nun beschlossen, rechtliche Schritte zu prüfen, um ihre Forderungen geltend zu machen. Sie wollen verhindern, dass weitere Callcenter-Agenten in dieselbe Falle tappen und gewarnt werden, bevor sie sich auf eine Zusammenarbeit mit der Firma „XXX XXXX“ und den involvierten Personen einlassen.
Es ist wichtig, bei der Annahme von Arbeitsangeboten im Callcenter-Bereich vorsichtig zu sein.
Besonders bei verlockenden Angeboten, die über Social Media verbreitet werden, sollte man sich vorab umfassend informieren und im Zweifel Rücksprache mit ehemaligen Mitarbeitern oder unabhängigen Quellen halten. Seriöse Arbeitgeber haben nichts zu verbergen und sind in der Regel transparent, was Vergütung, Arbeitsbedingungen und Vertragsinhalte betrifft.
Wer von ähnlichen Erfahrungen betroffen ist, sollte sich rechtlich beraten lassen und seine Ansprüche geltend machen. Denn wie der Fall „Ihr Call“ zeigt, sind schnelle Versprechungen oft nur der Anfang eines längeren Kampfes um den verdienten Lohn.
Fazit: Wachsamkeit ist gefragt
Die Erfahrungen der betroffenen Callcenter-Agenten zeigen, wie wichtig es ist, bei der Auswahl eines Arbeitgebers wachsam zu sein. Ein seriöses Unternehmen zeichnet sich durch klare Strukturen, transparente Abrechnungen und eine faire Vergütung aus. Wer in die Falle der Firma „XXX XXXX“ getappt ist, sollte nicht zögern, seine Ansprüche einzufordern und sich gegebenenfalls rechtlich zur Wehr zu setzen.
Es bleibt zu hoffen, dass die betroffenen Agenten bald die ihnen zustehenden Zahlungen erhalten und dass durch die Veröffentlichung dieses Falls weitere potenzielle Opfer gewarnt werden können.
Dieser Artikel dient nicht nur als Warnung, sondern auch als Aufruf zur Wachsamkeit im Umgang mit vermeintlich attraktiven Jobangeboten, insbesondere im Bereich Callcenter. Es ist ratsam, vor der Unterzeichnung eines Vertrags die Seriosität des Unternehmens genau zu überprüfen.
Wochenblatt / Leserzusendung













Brandy
Ich persönlich finde es schade das die Namen der Ansprechpartner bzw der Firmenname rausgenommen worden sind. Ich finde es wichtig für die Leute die auf der Suche nach einem seriösen Job sind.