Waren aus Südamerika importieren: Was ist zu beachten?

Südamerika ist für Unternehmer ein interessanter Handelspartner. Nicht nur im Bereich der Lebensmittel gibt es einen großen Markt, auch Weine und Futtermittel sind von Interesse. Aber welche Überlegungen müssen Unternehmer vor einem Vertragsschluss beachten? Gibt es besondere Vorschriften bezüglich des Imports und müssen bei der Finanzierung der Waren besondere Schritte bedacht werden? Dieser Artikel schaut sich das einmal an.

 

Rechtliche Vorgaben

Seit 2019 gibt es ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südamerika. Dieses gilt aber nur für spezielle Warengruppen, denn es sichert insbesondere die Lebensmittelerzeugnisse und landwirtschaftlichen Erzeugnisse ab. Zudem bezieht es sich rein auf Brasilien, Paraguay, Argentinien und Uruguay. Unternehmer können sich somit nicht darauf verlassen, dass das Handelsabkommen auch für sie gilt, zumal ohnehin jede Warengruppe anders besteuert, berechnet und letztlich kontrolliert wird. Die allgemeinen Vorschriften, die auf das jeweilige Herkunftsland abgewandelt werden:

  • Einfuhr aus Nicht-EU-Land – die Zollabfertigung ist zwingend vorgeschrieben, sofern es sich nicht um Kleinstmengen handelt. Unternehmer überschreiten diese Grenze immer.
  • Einschränkungen – es gibt für Drittländer mitunter Einfuhreinschränkungen, die einen Unternehmer treffen können. Insbesondere trifft dies auf Waren zu, die eine Gefahr für Deutschland darstellen können. Einige Warengruppen können nur eingeschränkt oder mittels besonderer Kontrollen ins Land gebracht werden. Beispielhaft stehen hier gerne Lebensmittel oder Milchprodukte – Bakterien oder Insekten könnten die örtliche Landwirtschaft schädigen.
  • Zoll – die Zölle orientieren sich an der Menge, Warengruppe, dem Herkunftsland und weiteren Aspekten. Jeder Unternehmer, der Waren importiert, benötigt die EORI-Nummer, die die Wirtschaftsbeteiligten klar identifiziert.

Ohne grundlegendes Wissen über die Inhalte der importieren Waren zu haben, ist es nicht möglich, genauere Auskünfte über Zölle, Steuern und sonstige Abgaben zu geben. Importierende Unternehmen sollten jedoch schon im Vorfeld genauere Recherchen anstreben, sodass die Zusatzkosten gleich mit in den Beschaffungspreis eingerechnet werden können. Auch die Erlaubnis, die Ware einzuführen, ist wichtig. Denn eines gilt: Wird Ware beschlagnahmt, wird der Importeur nicht entschädigt und muss die Gebühren zuzüglich der Entsorgungskosten zahlen.

Finanzierung

Bei Überseegeschäften mit Südamerika handelt es sich im Regelfall um hohe Stückzahlen. Fakt ist, es lohnt sich nicht, ein kleines Säckchen Kakao- oder Kaffeebohnen zu importieren. In einigen Fällen ist es möglich, eine Bürgschaft vom Bund als finanzielle Absicherung zu erhalten. Besonders kommen hier die Zollbürgschaften zum Tragen, die den grenzüberschreitenden Handel auf der Im- und Exportseite absichern. Die Zollbürgschaft kann nun zwischen dreißig und einhundert Prozent des Referenzbetrages, den der Zoll festlegt, betragen.

Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, die Finanzierung abzusichern:

  • Hermesbürgschaften – hier zählen auch die Zollbürgschaften zu.
  • Bundesbürgschaft – unter bestimmten Voraussetzungen und Umständen tritt der Bund als Bürge für die Importfinanzierung auf. Unternehmen müssen sich diesbezüglich informieren.
  • Landesbürgschaften – die Bundesländer selbst können auch als Bürge eintreten. Auch hier müssen die Voraussetzungen erfragt werden.

Eine andere Option ist, geeignete Bankkredite zu nutzen. Generell müssen sich Unternehmen dem Vergleich der Anbieter stellen, denn die Regelungen sind oft sehr unterschiedlich. Generell lässt sich sagen:

  • Bonität – das Unternehmen muss natürlich eine ausreichende Bonität aufweisen, um einen Import finanzieren zu können. Ist diese nicht vorhanden, ist die freie Art der Finanzierung ausgeschlossen.
  • Waren – mitunter spielt die Art der zu importierenden Ware eine wichtige Rolle. Bis zur Rückzahlung des Kredits oder der positiven Auflösung der Bürgschaft erwirbt der Kreditgeber Ansprüche an der Ware. Ist diese praktisch nicht zu verwerten, ist sie für Kreditgeber nicht nützlich.
  • Warenvorfinanzierung – diese Option kommt schon im Inlandsgeschäft häufig vor. Viele Vorfinanzierer bieten jedoch auch diese Option bei Importgeschäften mit Südamerika oder einem anderen Drittland an. Bei der Warenvorfinanzierung tritt der Finanzierer wahlweise als Partner oder auch offenkundiger Zahler auf und steht für die Rechnung des südamerikanischen Herstellers ein. Welche Aspekte hier bezüglich der Konditionen und Zahlung zum Tragen kommen, hängt mit vom Handelsvolumen und natürlich von der Ware ab. Diese Lösung ist jedoch für viele Importeure äußerst praktisch.

Grundsätzlich müssen die Konditionen jeder Finanzierung oder jedes Kredits geprüft und natürlich verglichen werden. Unternehmen können auf diesem Gebiet schon erhebliche Gelder sparen. Aber warum lohnt sich die Finanzierung?

  • Liquidität – das Unternehmen tritt nicht in Vorleistung und bleibt somit liquide. Gerade rund um Warenvorfinanzierungen sind die Zahlungsfristen an den Finanzierer sehr kulant, sodass es gut sein kann, dass die eingeführte Ware schon weiterverarbeitet und verkauft ist, bevor die Zahlung geleistet werden kann. Das Unternehmen bleibt also ständig handlungsfähig.
  • Skonto – mit einer Finanzierung lässt sich die direkte und schnelle Zahlung garantieren. Unternehmen zahlen also gegenüber ihrem Lieferanten einen geringeren Preis. Bei einigen Finanzierungsmodellen ist das Skonto die Gebühr der Finanzierung.
  • Ansehen – die Geschäftsbeziehungen nach Übersee sind stets komplizierter. Eine schnelle Zahlung schafft ein verbessertes Vertrauensverhältnis, welches sich gerade bei langfristigen Beziehungen schnell auszahlt. Nicht selten geben Exporteure in Südamerika zusätzliche Rabatte, wenn sie ihren Handelspartner schon einige Zeit als zuverlässigen Partner kennen.

Welcher Weg für ein Unternehmen geeignet ist, muss fallspezifisch und überlegt kalkuliert werden. Es hängt immer von den Waren oder Rohstoffen ab, der eigentlichen Nutzung der importierten Güter und natürlich auch von deren Wiederverkaufserlös. Ein Rohstoff, der nur von einer Handvoll Unternehmen weiterverarbeitet wird, ist schnell für Finanzierer uninteressant – die Nachfrage ist schlichtweg zu gering.

 

Fazit – vor dem Import die Lage prüfen

Grundsätzlich müssen Unternehmen, die Waren aus Drittländern importieren, vorab die Bedingungen und Voraussetzungen genau prüfen. Von ihnen hängen auch die Finanzierungsmodelle für die eigentliche Bestellung ab. Bund, Länder und private Gesellschaften stehen durchaus als Bürgen oder Geldgeber zur Verfügung. Oft lohnt sich die Warenvorfinanzierung, denn sie hilft dabei, sich ein gutes Vertrauensverhältnis mit dem Geschäftspartner aufzubauen.

Wer als Unternehmer zum ersten Mal Geschäfte mit Südamerika machen möchte, der sollte vorab eine Beratung bei einem Experten in Anspruch nehmen. Schon das Vorwissen um fixe zollrechtliche Gebühren und Abgaben ist ungemein hilfreich.

CC
CC
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