Zivilgarde: Eine Reaktion auf die wachsende Unsicherheit

Bella Vista: Die Zivilgarde der Vereinigten Kolonien hat schon lange Bestand. Aufgrund der wachsenden Unsicherheit im Land könnte so eine Einrichtung dazu dienen, den Bürgern mehr Schutz zu bieten, auch in deutschen Kolonien, bei den Eingewanderten oder länger Ansässigen.

Wir hatten Gelegenheit mit dem Präsident des Vorstands der Zivilgarde-Vereinigung der Vereinigten Kolonien, Hernán Nikolaus (re. im Beitragsbild), zu sprechen. Er betonte, dass die Organisation ihr 26-jähriges Bestehen feiert, obwohl sie als Gruppe einige Jahre früher gegründet worden sei. Nikolaus fügte hinzu, dass die Garde einen anerkannten Rechtsstatus des Staates habe.

Der Mord an der jungen Renate Kressin, einer Angestellten der Stadtverwaltung Obligado, der sich im Dezember 1992 ereignete und eine hohe Zahl an Fahrzeugdiebstählen, die in der Gegend stattfanden, motivierten Nachbarn und Freunde, sich zu organisieren.

Die formelle Anerkennung datiert vom 15. Januar 1996 während der Regierung von Juan Carlos Wasmosy. Der genaue Name, unter dem die Organisation gegründet wurde, lautet “Gruppe von Freiwilligen zur Prävention und dem Einsatz gegen Verbrechen (GVPLCD).

„Wir sind keine Bürgerwehr; wir sind Zivilisten, die mit der Nationalpolizei operieren“, betont Nikolaus.
Der Aktionsfeld erstreckt sich über mehrere Bereiche des Departements Itapúa. Neben den drei Bezirken der sogenannten Vereinigten Kolonien (Hohenau, Bella Vista und Obligado) ist sie unter anderem in Capitán Meza, Pirapó, La Paz und Alto Vera tätig.

„Wir sind eine Gruppe von Freiwilligen, die in den Distrikten mit der logistischen Unterstützung der Nationalpolizei arbeiten, wenn sie Hilfe mit einem Streifenwagen benötigen, oder wir begleiten die Verfahren als qualifizierte Zeugen der Polizeieinsätze. Wir führen keine Kontrollen durch oder verlangen keine Dokumente; wir treten einfach auf“, erklärte Nikolaus.

Obwohl der Zweck darin besteht, die Nationalpolizei zu unterstützen, um der Gemeinschaft mehr Sicherheit zu bieten, war die Beziehung zu den Beamten nicht immer einfach. Einige sehen die Zivilgarde als eine Gruppe, die sich in den Bereich der Polizei einmischt oder betrachten sie als eine Gruppe, die über die Polizei selbst wacht.
„Im Allgemeinen schätzt die Polizei unsere Zusammenarbeit. Wir sind einfach eine Gruppe von Nachbarn, die an der Sicherheit der Gemeinde interessiert sind und bereit sind, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, was auch immer in unseren Möglichkeiten liegt“, erklärt Nikolaus weiter.

Die Zivilgarde der Vereinigten Kolonien hat über 100 Mitglieder, aktive und passive. Wer in die Gruppe eintreten will, muss ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Eintrag vorweisen und einen einwandfreien Leumund haben, um aufgenommen werden zu können. Zudem gibt es dann eine Probezeit, bei der Bewerber auf Herz und Nieren geprüft wird, wie zum Beispiel bei seinen Schießkünsten mit einer Waffe. In der Mitte des Bildbeitrages befindet sich Vizepräsident Joni Closs, links außen Heinz Thalhammer, ein langjähriges Mitglied der Gruppe.

Monatlich wird ein Mitgliedsbeitrag in Höhe von 10.000 Guaranies fällig. „Einmal im Jahr werden auch die Stadtverwaltungen in den Bezirken um eine Geldspende gebeten, die in der Regel auch erfolgt. Wir müssen unsere Ausgaben bei den Einsätzen, vor allem Kraftstoff- und Materialkosten bei den Fahrzeugen.

Die Zivilgarde hat in Zukunft vor, mehr Überwachungskameras an strategische Punkte in der Gegend zu installieren und deren Verbindung ähnlich einem zentralen Überwachungszentrum, dem 911-System der Nationalpolizei, anzugleichen.
Derzeit gibt es schon eine große Anzahl an Kameras, jedoch soll die Anzahl Zug für Zug weiter ausgebaut werden.

Mittlerweile reift diese Idee einer Zivilgarde auch in anderen Kolonien im Land. Das größte Problem dabei, wie auch Nikolaus bestätigte, ist es genug aktive Mitglieder in der Gruppe zu haben, die dann zusammen mit einem Polizisten auf Streifenfahrt unterwegs ist.

Wochenblatt

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