Die Mittelschicht wird immer ärmer

Asunción: Daten des BCP zeigen, dass steigende Lebensmittelpreise immer mehr Druck auf den Warenkorb ausüben. Der Mindestlohn steigt mit der Inflation, Lebensmittel weisen jedoch eine höhere Dynamik auf.

In Paraguay sind die Bezieher des Mindestlohns aufgrund der deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise derzeit einem beispiellosen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt. Seit 2022 sind die Kosten für Lebensmittel schneller gestiegen als der allgemeine Verbraucherpreisindex (VPI), was die finanzielle Belastung für Haushalte mit niedrigem Einkommen aus der Mittelschicht verschärft.

Im Jahr 2022 erreichte die allgemeine Inflation in Paraguay nach Angaben der Zentralbank von Paraguay (BCP) 8,1 %. Allerdings übertraf der Lebensmittelpreisindex diesen Wert mit einem Anstieg von 9 %. Dieser Unterschied von 0,9 Prozentpunkten deutet bereits auf einen besorgniserregenden Trend für Verbraucher hin, insbesondere für diejenigen, deren Einkommen auf den aktuellen Mindestlohn beschränkt ist.

Das Jahr 2023 zeigte eine leichte Verlangsamung der Gesamtinflation, wobei der VPI um 3,7 % stieg.

Überraschenderweise verzeichnete der Lebensmittelindex einen Anstieg von 3,6 %, was fast dem Gesamtvolumen entsprach. Allerdings konnte dieses scheinbare Gleichgewicht den angestauten Druck des Vorjahres nicht mildern, und die Auswirkungen waren weiterhin in den Taschen der Geringverdiener zu spüren.

Bisher hat sich die Situation im Jahr 2024 spürbar verschlechtert. Allein bis April ist der VPI um 4 % gestiegen, während der Lebensmittelindex einen alarmierenden Anstieg von 9 % verzeichnete. Dieser Unterschied von 5 Prozentpunkten verdeutlicht eine erhebliche Ungleichheit, von der Haushalte, deren Lebensunterhalt auf den Mindestlohn angewiesen ist, überproportional betroffen sind.

Betrachtet man die kumulierten Steigerungen seit 2022, fällt auch ein Unterschied auf. Der VPI ist um 13 % gestiegen, während der Lebensmittelpreisindex um 14 % nach oben ging. Dieser anhaltende Anstieg der Lebensmittelpreise hat die Kaufkraft derjenigen geschwächt, die den Mindestlohn beziehen und ihre Fähigkeit, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, weiter beeinträchtigt.

Was die Gehaltsanpassungen betrifft, so stieg der Mindestlohn in Paraguay zwischen Juli 2022 und Juli 2023 um 5,1 % von 2.550.307 Guaranies auf 2.680.373 Gs. Obwohl mit dieser Erhöhung die Inflation ausgeglichen werden soll, reichte sie in der Praxis nicht aus, um den Anstieg der Lebensmittelkosten auszugleichen. Für 2024 ist eine weitere Anpassung um 4 % geplant, was wiederum möglicherweise nicht ausreicht, um die finanzielle Belastung durch die hohen Lebensmittelpreise zu mildern.

Auswirkungen

Der überproportionale Anstieg der Lebensmittelpreise im Vergleich zur allgemeinen Inflation stellt eine entscheidende Herausforderung für Beschäftigte im Land dar, die den Mindestlohn erhalten, wenn man bedenkt, dass rund 300.000 Menschen davon profitieren. Erwähnenswert ist, dass der Lebensmitteldruck im CPI in den letzten Jahren spürbar war und insbesondere im Jahr 2024 ein deutlicher Aufwärtstrend bei Obst und Gemüse zu verzeichnen ist, der nach vorläufigen Berichten der BCP noch im Mai spürbar war.

An der Basis der Pyramide ist der Schlag größer

Die Ökonomin Martha Coronel betonte die Tatsache, dass Menschen mit geringerem Einkommen den Großteil ihres Verdiensts für grundlegende Dinge wie Lebensmittel ausgeben und die Verteuerungen die Fähigkeit zum Sparen oder Konsum verringern. Allerdings stellte sie auch klar, dass sich eine gravierende Erhöhung des Mindestlohns negativ auf die Wirtschaft auswirken könne, weshalb sie davon sprach, stets auf Ausgewogenheit zu achten.

Wochenblatt / Ultima Hora / Beitragsbild Archiv

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9 Kommentare zu “Die Mittelschicht wird immer ärmer

  1. KatzenMann68

    Die Pläne des WEF werden erfolgreich umgesetzt. Umso weniger Geld die Menschen in ihren Taschen haben, desto weniger Schaden sie dem Klima.

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  2. Woher kommen die Preissteigerungen bei den Lebensmitteln?
    Weil der größte Teil der Angestellten in der Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft nunmal Mindestlöhner sind und wir inzwischen einen Mindestlohn haben, der gemessen am BIP/Kopf viel zu hoch ist.
    Beispiel: Mindestlohn in Paraguay 2.680.373 G + Arbeitgeberzulage von 11%, macht 2.975.214 G, bei 13 Monatsgehälter sind das 38.677.782 G Jahresmindestlohn. Also 5.139,25 $
    Dem gegenüber steht ein BIP/Kopf von 5.598 $, also inzwischen 91%.
    Da ist nicht einmal mehr Platz um eine Gehaltserhöhung zu geben oder für Zuschläge bei Nacht- oder Sonntagsarbeit. Wo soll das Geld denn herkommen?
    Seit Jahren rechne ich hier regelmäßig vor, wie viel zu hoch der Mindestlohn im Vergleich zur Produktion steht.
    Und die Rate steigt und steigt vpon Jahr zu Jahr.
    Das würgt die Wirtschaft ab.

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  3. PS: und die einzige Chance die immer höheren Mindestlöhne zu bazahlen ist, in dem man die Preise anhebt.Ist doch logisch.
    Und weil ausgerechnet im landwirtschaflichen Sektor,also der Lebensmittelproduktion hauptsächlich Mindestlöhner arbeiten und die Gewinnspannen für die Produzenten seit Jahren immer geringer werden, steigen auch die Lebensmittelpreise stärker als die Gesamtinflation.
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    Und warum nimmt die Lebensmittelqualität in Paraguays Supermärkten ab?
    Weil die Lebensmittelproduzenten gezwungen werden sich auf dem Weltmarkt nach Kunden umzschauen, die bessere Preise bieten, denn anders kann man die im Vergleich zur Produktivität exorbitant hohen Löhne in Paraguay nicht mehr bezahlen.
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    Und von Jahr zu Jahr wird es schlimmer, weil die Politiker, die die Mindestlöhne bestimmen, seit Jahrzehnten nicht danach gehen, was klug wäre und die Wirtschaft fördert, sindern sie würgen die Wirtschaft ab, um dafür mit Mindestlohnerhöhungen Stimmen vom dummen Arbeitervolk zu erkaufen, die zu dumm sind, um die Folgen dieser Mindestlohnerhöhungen zu verstehen.

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    1. Land Of Confusion

      Ich stimme zu, dass der Mindestlohn im Vergleich zum BIP zu hoch ist – und es gibt auch viel zu viele Angestellten im öffentlichen Sektor, die bekanntlich nichts produzieren.
      Aber: Solange es in den Supermärkten – und auch in den Despensas – des Landes einen Überfluss von Produkten gibt und mindestens 30 % der unbehandelten Lebensmittel verfaulen, ist diese Argumentation nur sekundär.

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      1. Ich habe keinen Einfluss auf die Preisgestaltung des Lebensmittelhandels. Mag also durchaus sein, dass die Preise zu hoch sind. Vielleicht sollte man dazu übergehen öfter mal auf dem Wochenmarkt einzukaufen oder direkt beim Erzeuger.
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        Aber was mir auch immer wieder auffällt ist, dass die die sich beklagen, weil sie sich Nahrungsmittel nicht leisten können oder mich sogar um Geld anbetteln, ein neueres, größeres und leistungsfähigeres Handy in er Tasche haben als ich selber.
        Vielleicht setzen da viele Leute auch einfach nur ihre Prioritäten falsch.

        1. „Vielleicht setzen da viele Leute auch einfach nur ihre Prioritäten falsch.“
          Nein, das ist paraguayische Logik: Ein Handy wird auf Cuotas gekauft, das sind nur ein paar Guarani im Monat. Der Supermarkt will aber alles auf einmal, also ist ein Einkauf teurer als ein Handy.

    2. Das Problem ist die geringe Qualifikation der Angestellten. Mir hat die Chefin eines neuen Super Seis stolz erzählt, das in dem Laden 120 Angestellte vom Wachmann bis hin zur Putzkolonne arbeiten. Ein durchschnittlicher Aldi ist etwa ein Viertel so groß, kommt allerdings mit fünf Angestellten aus. Die Kassiererin räumt dort aber auch Regale ein und wischt den Laden vor Feierabend. In Paraguay braucht es für jeden Handgriff einen „Spezialisten“. Ist doch klar das bei so einer Masse an Angestellten sich das auf die Lebensmittelpreise auswirkt.

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  4. Mit wirtschaftlicher Logik kommt man hier sowieso nicht weiter. Kuchen statt Brot essen.

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  5. Preise steigen immer aufgrund der allgemeinen Lohnerhöhungen und zwar aufgrund de Steuer und Sozialversicherungsabgaben immer um ein mehrfaches der Lohnerhöhung. Wer arm sein will , der muss nur genug allgemeine Lohnerhöhungen durchsetzen. Das mehr Geld zu haben bedeutet weniger kaufen zu können versteht aber nur die Oberschicht . Gerade die Unterschicht ist zu dumm dafür und daher arm