Kinderheirat betrifft 40 % der armen Frauen in Paraguay

Asunción: Artikel 20 des paraguayischen Zivilgesetzbuches erlaubt die Eheschließung von 16- und 17-Jährigen mit elterlicher Erlaubnis. Plan International kritisierte, dass diese gesetzliche Ausnahme Mädchen zu Gewalt und Schulabbruch verurteilt.

Offizielle Daten zeigen, dass vier von zehn Jugendlichen aus armen Familien früh heiraten oder eine Lebensgemeinschaft eingehen. Anlässlich des Internationalen Mädchentags fordern sie eine dringende Änderung des Zivilgesetzbuches, um sicherzustellen, dass Mädchen frei von Gewalt leben und über ihre Zukunft selbst entscheiden können.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Internationalen Tag des Mädchens, der jedes Jahr am 11. Oktober begangen wird, liegt der Fokus auf der anhaltenden Praxis der Kinderheirat und Zwangsehen in Paraguay, von der vor allem Mädchen aus einkommensschwachen Familien betroffen sind.

Die Organisation Plan International Paraguay hat mit Unterstützung des Ministeriums für Frauen die Kampagne „Mädchen frei von Kinderheirat und Zwangsehen” ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, auf die Abschaffung der gesetzlichen Ausnahme zu drängen, die diese Form der Gewalt noch immer zulässt.

Das Problem ist in Paraguay besonders gravierend, wo fast 4 von 10 jungen Frauen aus armen Familien vor ihrem 18. Lebensjahr geheiratet haben oder eine Partnerschaft eingegangen sind. Dies ist laut CEPAL (2023) eine der höchsten armutsbedingten Raten in der Region.

Alarmierende Zahlen: Armut verschärft die Ungleichheit

Die statistischen Daten spiegeln die Dringlichkeit des Problems wider und zeigen, dass Paraguay zu den Ländern mit der höchsten Prävalenz von frühen Ehen im Zusammenhang mit Armut in der Region gehört:

Junge Frauen aus armen Haushalten: Fast vier von zehn Frauen zwischen 20 und 24 Jahren aus armen Haushalten haben vor ihrem 18. Lebensjahr geheiratet oder sind eine Partnerschaft eingegangen.

Jugendliche: 16,1 % der Frauen zwischen 15 und 19 Jahren in Paraguay gaben an, verheiratet zu sein oder in einer frühen Partnerschaft zu leben.

Globaler Kontext: Weltweit ist das Problem massiv. Laut UNICEF wird alle drei Sekunden ein Mädchen zur Heirat gezwungen, und 650 Millionen Frauen wurden als Kinder verheiratet.

Noelia Errecarte, Ländervertreterin von Plan International, wies darauf hin, dass Faktoren wie extreme Armut, familiärer Druck und Schwangerschaft im Teenageralter diese Praxis begünstigen.

„Kinderheirat ist keine Lösung, im Gegenteil, sie vertieft Ungleichheiten und setzt Mädchen vielfältigen Formen von Gewalt und Schulabbruch aus“, erklärte Errecarte.

Dringender Aufruf zur Gesetzesänderung

In Paraguay steht Artikel 20 des paraguayischen Zivilgesetzbuches (Gesetz Nr. 1/92) im Mittelpunkt der Kritik. Obwohl das gesetzliche Mindestalter für die Eheschließung bei 18 Jahren liegt, erlaubt dieser Artikel eine verheerende Ausnahme: Die Möglichkeit, dass 16- und 17-Jährige mit der Zustimmung ihrer Eltern oder eines Richters heiraten dürfen.

Daten, die von Plan International Paraguay im Rahmen des Internationalen Tages des Mädchens veröffentlicht wurden.

Diese Ausnahme wird als rechtlicher Wegbereiter dafür angesehen, dass Armut, Schwangerschaft im Teenageralter und familiärer Druck Mädchen zu frühen Ehen drängen. Daher fordern Plan International und weibliche Führungskräfte aus der Gemeinde die Abschaffung dieser Ausnahme mit der Begründung, dass sie gegen die Kinderrechtskonvention verstößt und eine Praxis aufrechterhält, die als eine Form der Gewalt angesehen wird, die die volle Entfaltung einschränkt.

„Es geht nicht nur darum, ein Gesetz zu ändern, sondern sicherzustellen, dass Mädchen und Jugendliche frei von Gewalt leben, Zugang zu Bildung haben und über ihre eigene Zukunft entscheiden können“, sagte Errecarte.

Eine glückliche Kindheit frei von Gewalt und Zwangsehen

Anlässlich des Internationalen Mädchentags kündigte Plan International an, dass in symbolträchtigen öffentlichen Räumen in Asunción, Caaguazú, San Pedro, Guairá und Paraguarí Aktionen durchgeführt werden sollen.
„Das Ziel ist es, das Recht von Mädchen auf eine unbeschwerte Kindheit frei von Gewalt und Zwangsehen sichtbar zu machen“, versicherten sie.

Plan International fordert, dass Mädchen und Jugendliche frei von Gewalt leben, Zugang zu Bildung haben und über ihre eigene Zukunft entscheiden können.

Die zentrale Aktivität der Kampagne findet am Samstag, dem 11. Oktober, um 11:00 Uhr auf der Feria Palmear in der Calle Palma statt, wo eine Schaukel mit QR-Codes aufgestellt wird, die zu realen Erfahrungsberichten und weiteren Informationen über die Realität des Problems im Land führen.

Darüber hinaus werden Mädchen, die in ländlichen Gemeinden eine Führungsrolle innehaben, Briefe an Entscheidungsträger schreiben, in denen sie ihre Träume und Bedürfnisse zum Ausdruck bringen. Diese Briefe werden symbolisch den Behörden übergeben, als Aufruf zum Handeln, um eine dringende Gesetzesänderung voranzutreiben.

Wochenblatt / Abc Color

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