Kontrast der Cartes-Familie: Der gefallene Drogenpilot lebt in Armut, während sein Neffe die Macht in Paraguay hält

Coronel Oviedo: Viveros Cartes stieg als Pilot innerhalb des von dem flüchtigen Sebastián Marset geführten Drogenhandelsnetzwerks auf. Der Mann, der heute in völliger Not lebt, ist der Onkel des mächtigsten Mannes Paraguays, Horacio Cartes, des Präsidenten der Colorado Partei.

Heute fristet er sein Dasein zwischen Buschland, Armut und Stille, wie man an seinem Wohnort in Coronel Oviedo feststellen konnte. Am Stadtrand, hinter einem rostigen, von trockenen Ästen bedeckten Tor, lebt Juan Domingo Viveros Cartes. Derselbe Mann, der in den achtziger und neunziger Jahren die Himmel des Kontinents im Dienste mächtiger Drogenhandelsnetzwerke durchquerte. Er war Pilot innerhalb des Drogenhandelsnetzwerks, das von dem vor der paraguayischen Justiz flüchtigen Sebastián Marset angeführt wurde, einer Schlüsselfigur des illegalen Geschäfts in der Region.

Viveros Cartes war auch ein Mitarbeiter der DEA, und sein Name taucht in Gerichtsakten in Paraguay, Brasilien und Uruguay auf. Er wurde mehr als einmal inhaftiert, tauchte aber stets wieder auf, geschützt von unsichtbaren Händen. Er ist außerdem der Onkel des ehemaligen Präsidenten Horacio Cartes, des aktuellen Führers der mächtigsten Partei des Landes.

Im Jahr 2012 wurde er in Coronel Oviedo festgenommen, nachdem er ohne jegliche Genehmigung mit einem weißen Kleinflugzeug mit hellblauen Streifen auf dem lokalen Flugplatz gelandet war. Er transportierte keine Drogen, sondern Benzinkanister, doch seine bloße Identität reichte aus, um alle Alarmglocken schrillen zu lassen. Zehn Jahre später kehrten Reporter an denselben Ort zurück, um den brutalen Kontrast zwischen Ruhm und Verlassenheit festzuhalten.

Der Dokumentarfilm “Der Niedergang des Herrn der Lüfte“ (El ocaso del Señor de los Cielos) zeigt das heutige Leben von Viveros Cartes, der in absoluter Armut lebt, ohne Wasser, ohne Strom und ohne Begleitung. Inmitten des Buschlands, umgeben von Pflanzen und Erinnerungen, lebt der ehemalige Pilot, der Radargeräte herausforderte und Grenzen überquerte, nun mit dem Schatten seiner Vergangenheit.

Die Recherche enthüllt die zwei Gesichter desselben Nachnamens: Das eine, das heute die nationale politische Macht konzentriert, und das andere, das vergessen am Stadtrand von Coronel Oviedo überlebt. Der Mann, der einst der “Herr der Lüfte“ war, wurde schließlich von der Erde verschlungen.

Wochenblatt / Oviedo Press