Äußerst verdächtig

Rio de Janeiro: Während eines Interviews am vergangenen Montag in einer Fernsehsendung des brasilianischen Senders TV Globo hatte Präsident Jair Bolsonaro mehrere Wörter auf eine seiner Hände geschrieben: “Nicaragua”, “Argentinien”, “Kolumbien” und “Dario Messer“.

Obwohl der Präsident während des 40-minütigen Gesprächs keines dieser Themen ansprach, ist das alles äußerst verdächtig, denn das Einzige was Präsident Bolsonaro bisher zu diesem Thema gesagt hat, war eine kritische Nachricht auf Twitter, in der er seine Anhänger aufforderte, diese Fragen zu untersuchen.

Dario Messer ist natürlich ein bekannter Name, sowohl in Brasilien, wo er als “doleiro de los doleiros” – „Der Geldwäscher aller Geldwäscher“ bekannt ist, ein einflussreicher Geldwechsler, der mit der Mega-Untersuchung von Korruption und Wirtschaftsverbrechen “Lava Jato” in Verbindung steht, als auch in Paraguay, wo ebenfalls gegen ihn wegen Verbrechen wie Geldwäsche ermittelt wird und er für seine persönliche Freundschaft mit dem ehemaligen Präsidenten Horacio Cartes berüchtigt ist. Letztgenannter ließ ihm während seiner Flucht mehr als eine halbe Million US-Dollar zukommen, um das Leben erträglicher zu machen.

Messer wurde im Fall Lava Jato gesucht, weil er angeblich Teil eines komplexen internationalen Geldwäsche- und Steuerhinterziehungsprogramms war.

Messer wurde im Juni 2019 in Brasilien verhaftet und 2020 wegen seiner Verbrechen zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Dank einer Aussetzung seiner Haftstrafe und Vereinbarungen mit den brasilianischen Behörden ist es jedoch unwahrscheinlich, dass er hinter Gittern bleibt.

Mögliches Motiv

Brasilianische Medien spekulieren, dass ein mögliches Motiv für Bolsonaro, Messers Namen so sichtbar auf seine Hand zu schreiben, eine stillschweigende Kritik an dem Mediennetzwerk Globo ist, mit dem der rechtsextreme Führer während seiner Amtszeit häufig aneinandergeraten ist. Denn im Jahr 2020 sagte Messer der brasilianischen Staatsanwaltschaft, dass er in den 1990er Jahren wiederholt Geld an Mitglieder der Familie Marinho, Eigentümer des Senders Globo, gegeben habe.

Da “Dario Messer” jedoch in einer Liste mit anderen nicht angesprochenen Themen steht, könnte es auch eine andere Bedeutung haben.

Messer und Cartes

Horacio Cartes bezeichnete Darío Messer als seinen “Seelenbruder” und ist seit langem mit der Familie des Brasilianers verbunden, die auf seine Zeit als Geldwechsler im Dreiländereck zurückgeht.

Seit 2018 wird in Paraguay gegen Messer ermittelt, weil der Verdacht besteht, dass der Brasilianer in Paraguay ein paralleles Geldwäschenetzwerk betrieb, das rund 40 Millionen US-Dollar über paraguayische Unternehmen gewaschen haben soll.

Im Jahr 2020 behauptete Messer, dass der ehemalige Präsident Cartes ihm im Januar 2019 600.000 US-Dollar gegeben habe, Geld, das angeblich für Bestechungsgelder verwendet wurde, um Messers Flucht zu erleichtern.

Die Verfahren gegen Messer in Paraguay sind zum Stillstand gekommen, und die angebliche Untätigkeit der Staatsanwaltschaft in dieser Hinsicht war Teil der Argumente, die von den Befürwortern eines jüngsten Amtsenthebungsverfahrens gegen die Generalstaatsanwältin Sandra Quiñónez vorgebracht wurden, die von der politischen Opposition und einem Teil der regierenden Colorado-Partei – die derzeit mit Cartes im Streit liegt – beschuldigt wird, ihre Aufgaben schlecht erfüllt zu haben.

Wochenblatt / TV Globo