Aus der Zeit, als man Bier noch ohne Strom braute

Asunción: Vor 111 Jahren gründeten die Gebrüder Juan und Pedro Bossio, die aus Uruguay stammten die Cervecería Nacional S.A. Sie besaß drei große Fabriken in der Hauptstadt: Tuyú-cuá (Ex Textilia), im Puerto Sajonia und das Arsenal Cué im Hafengebiet.

Das Letztgenannte, auf dem Beitragsbild abgebildete Gebäude, auf der Straße Palma Nr. 1139, was im Oktober 1910 für 300.000 Pesos eigens für industrielle Zwecke gebaut wurde, war nur eines der Industriestätten. Auch das Gebäude in der Benjamín Constant Nr. 263, was als Administration genutzt wurde war sehr wichtig. Heute befindet sich die Redaktion und das Lager der Tageszeitung Última Hora darin.

Das Unternehmen wurde von Federico Creydt geleitet, sein Vizepräsident war Juan Bossio und der Geschäftsführer Pedro Bossio; zu den Großaktionären gehörten Carlos F. Schultz, Pedro Ontaño, Juan Ceriani, Antonio Acotto, Francisco Panizza und Herman Hüttemann.

Sie produzierten Eis und Biere wie Pilsen, Bock, Cristal, Africana (schwarz), Malzextrakt und kohlensäurehaltiges Mineralwasser (Agua Salus).

Das Werk Arsenal Cué wurde auf einer Fläche von 7.000 m2 errichtet, und das Gebäude umfasste 2.000 m2 überdachte Fläche. Sie produzierte 30.000 Liter Bier und 40 t Eis pro Tag. Ihre Anlagen wurden mit der neuesten Technik gebaut, die für den Betrieb einer Brauerei empfohlen wurden, ihre Maschinen gehörten zu den modernsten, die bekannt waren, und verfügten über die neuesten Verbesserungen in der mechanischen Industrie der damaligen Zeit. Sie verfügten über einen Tiefbrunnen für die Wasserversorgung. Als Ergänzung des Gebäudes wurde in einem seiner hohen Türme eine monumentale Uhr mit Glocken angebracht. Die Schornsteine erreichten eine Höhe von 30 Metern.

Im Jahr 1911 betrug der Bierabsatz 20.000 Hektoliter, was ein Zeichen für die erreichte Qualität und die endgültige Akzeptanz in der Bevölkerung war.

Im Jahr 1915 wurde die erste Produktionstätte außerhalb er Hauptstadt in Concepción errichtet, und bald darauf folgten Encarnación und Villarrica. In den 1920er Jahren wurden die typischen Maultierkarren, mit denen Eis und Bier transportiert wurden, durch Ford-Lastwagen ersetzt, die nun täglich auf den Straßen von Asuncion zu sehen waren.

1928 übernahm die Bemberg-Gruppe die Aktienmehrheit des Unternehmens und wurde Teil einer internationalen Holding, die das Unternehmen in eine privilegierte Position unter den führenden Unternehmen Paraguays brachte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Fabriken in Tuyucuá und Puerto Sajonia bereits geschlossen, und nur die Fabrik im Zentrum von Asunción war noch in Betrieb.

Die kritische Wirtschaftslage im Jahr 1929 führte zu einer Werbekampagne, die mit Hilfe von Plakaten, die in Zeitungen im ganzen Land erschienen, für die in Produktion befindlichen Marken warb. Ein kurioses Ereignis war der Abwurf von Flugblättern aus einem Flugzeug am 8. Dezember, während der traditionellen Wallfahrt nach Caacupé, bei dem diejenigen, die das Glück hatten, sie zu finden, sie gegen Bier oder andere Geschenke eintauschen konnten.

Im Jahr 1932 wurde die Bierproduktion trotz des bewaffneten Konflikts mit Bolivien nicht eingestellt, sondern ging erheblich zurück, was zum Teil auf den schrumpfenden Markt und das effektive Engagement des Unternehmens für die nationale Sache zurückzuführen war. Die Nationale Brauerei leistete finanzielle Beiträge und stellte ihre Einrichtungen und Fahrzeuge zur Verfügung, während viele ihrer Arbeiter und Angestellten direkt in den Konflikt verwickelt waren. Auf der einzigen Drehbank in der mechanischen Werkstatt wurden Bombenzünder und Knöpfe für Wehrgehänge hergestellt.

Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags im Jahr 1935 und der Revolution vom Februar 1936 begann in Paraguay eine Zeit der politischen und sozialen Instabilität, die zu einer Reihe von Veränderungen in allen Bereichen führte.

1938 verfügte die Regierung von Dr. Félix Paiva das Verbot der Verwendung des Begriffs “Nacional” für alle privaten industriellen Aktivitäten. Aus diesem Grund wurde der Name des Unternehmens ab dem 10. Januar 1939 in Cervecería Paraguaya S.A. geändert. Von da an wurde das alteingesessene Pilsen Nacional in Pilsen Paraguaya umbenannt.

In den Jahren des Zweiten Weltkriegs und angesichts der Treibstoffknappheit tauchten Maultierkarren als teilweiser Ersatz für Lieferwagen wieder auf.

Im Jahr 1960 verdreifachte sich die Produktion, und die Nachfrage aus allen Teilen des Landes war konstant. Dieses Jahrzehnt war reich an kostspieligen Übernahmen und Installationen, die die Produktionsanlagen auf ein höheres technisches Niveau brachten. In den 1970er Jahren standen sie unter der besten Schirmherrschaft: Itaipu Binacional. Am 26. Oktober 1979 wurde im Departement Caaguazú eine neue Industrieanlage eingeweiht.

In den 1980er Jahren war Cervecería Paraguaya S.A. eines der drei größten Privatunternehmen in Paraguay. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ging schließlich ein lang ersehnter Traum in Erfüllung: Die alte Brauerei Arsenal Cué wurde ausgelöscht und machte Platz für die neue Fabrik, die am 5. April 1995 in Ypané eingeweiht wurde.

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