Wird Paraguay zum neuen Bitcoin-Mining-Hub in Südamerika?

Umgeben von den großen Ländern Argentinien und Brasilien wirkt Paraguay fast unscheinbar. Der verhältnismäßig kleine Binnenstaat steht allerdings immer wieder im Mittelpunkt, wenn es um Bitcoin-Mining geht. Gute Rahmenbedingungen sind gegeben, doch der Präsident stellt sich quer. Wir werfen einen Blick darauf, ob Paraguay zum neuen Bitcoin-Mining-Hub werden kann.

Bedeutung von Kryptowährung

Kryptowährungen haben einen immensen Einfluss auf die Wirtschaft. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine der Branchen, die in den letzten Jahren die meisten Arbeitsplätze geschaffen hat. Betrachtet man den Vergleichszeitraum 2020 und 2021, gab es in den USA im Bereich Krypto einen Anstieg an Stellenausschreibungen um über 600 %.

Auch im privaten Bereich ist Krypto in aller Munde. Jeder hat vermutlich schon gehört, wie man mit Bitcoin zum Millionär hätte werden können. 0,008 US-Cent betrug der erste Wechselkurs von Bitcoin und erreichte im November 2021 ein Rekordhoch von 68.530,43 US-Dollar. Mehr und mehr Menschen wollen ein Stück vom Kuchen abhaben. Sie investieren nicht nur in Bitcoin, sondern auch Ethereum und andere Coins. Rund 10 % der Internetnutzer besitzen eine Kryptowährung. Kein Wunder also, dass dieser Zweig zunehmend ausgebaut wird. Es gibt zahlreiche Kryptobörsen, Krypto-Apps und Krypto-Bots, mit denen man automatisiert Traden kann.

Kritik am Bitcoin Mining und der Vorteil von Paraguay 

Bitcoin-Mining steht nicht selten wegen seines hohen Energieverbrauchs in der Kritik. Für das Erzeugen neuer Bitcoins (“Schürfen”) bedarf es leistungsstarker Computer, für die ganze Rechenzentren erforderlich sind – und genau hier liegen die Stromfresser.

Die Besonderheit von Paraguay liegt nun darin, dass das Land mehr Strom produziert als benötigt wird. Noch dazu handelt es sich dabei um regenerative Energiequellen: Zwei wasserreiche Flüsse und zwei gewaltige Staudämme sorgen dafür, dass eine ganze Menge Strom durch Wasserkraft gewonnen wird.

Paraguay ist ein Entwicklungsland, dessen Industrie sich nur langsam entwickelt. Es ist nur wenig Infrastruktur vorhanden, weshalb keine großen Mengen an Strom gebraucht werden. Der Energieüberschuss wird derzeit an andere Länder exportiert.

Genau hier ließen sich also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dem kritischen Aspekt, dass Bitcoin-Mining aufgrund des hohen Energieausstoßes umweltschädlich ist, kann entgegengewirkt werden, indem auf regenerativen Strom zurückgegriffen wird. Dieser ist in Paraguay im Überfluss vorhanden. Laut Angaben des Landes wird nur 10 % des erzeugten Stroms von der dortigen Bevölkerung genutzt. Gleichzeitig würde die Industrie des Landes – die sich noch in den Kinderschuhen befindet – angekurbelt werden, wenn sich dort Unternehmen niederlassen, um Bitcoins zu schürfen.

Ablehnende Haltung der Regierung

Theoretisch wäre es also ideal: Unternehmen könnten in Paraguay kostengünstigen und nachhaltigen Strom beziehen, um damit Bitcoins zu Minen. Einen Haken gibt es jedoch: Die Regierung stellt sich quer. Der Präsident Mario Abdo Benítez zeigt sich ablehnend gegenüber Bitcoin-Mining. Erst im vergangenen Jahr lehnte er daher einen Gesetzentwurf ab, durch den das Schürfen von Bitcoins unter industrielle Tätigkeiten gefasst werden sollte. Als Begründung nennt der Präsident, dass das Mining den Ausbau der eigenen Industrie behindern könnte. Weiter argumentierte er, dass dieser Bereich nicht genügend Arbeitsplätze schaffe.

Anstatt also einen Anreiz für Bitcoin Miner zu geben, entscheidet sich Mario Abdo Benítez für das Gegenteil. Zu Beginn des Jahres erhöhte er die Gebühren für Energie um 50 %. Damit verringert sich die Gewinnspanne für geschürfte Bitcoins entsprechend.

Tropisches Klima in Paraguay stellt Hindernis dar

Ein weiteres Problem für das Bitcoin-Mining stellt Paraguays warm-feuchtes Klima dar. Im Sommer, der sich von November bis März zieht, knacken die Temperaturen nicht selten die 40-Grad-Marke.

Jeder, der sich auch nur ein wenig mit PCs auskennt, weiß, dass diese nicht überhitzen sollten. Wie oben bereits erwähnt, müssen die Rechner hohe Leistungen erbringen und daher entsprechend gekühlt werden. Dies ist natürlich umso aufwendiger in einem Land, das über ein solch tropisches Klima verfügt.

Hinzu kommt, dass in Paraguay eine dauerhaft hohe Luftfeuchtigkeit von durchschnittlich 70 % vorhanden ist. Die für das Mining benötigten Rigs sind Feuchtigkeit gegenüber recht empfindlich, was bedeuten kann, dass die einzelnen Komponenten häufiger erneuert werden müssen. Auch hier kommt es also wieder zu zusätzlichen Kosten.

Fazit: Paraguay als guter Standort für das Bitcoin-Mining?

Aktuell gibt es noch einige Hindernisse, die überwunden werden müssen, damit Paraguay zum neuen Bitcoin-Mining-Hub werden kann. Sollte die Regierung ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Schürfen der Kryptowährung ablegen, stellt Paraguay den idealen Standort dar. Die Tatsache, dass das Land einen gewaltigen Energieüberschuss an erneuerbarem Strom hat, ist eine Rahmenbedingung, die Gold wert ist.

CC
CC
Werbung