Bundesbank: Aufschwung der deutschen Wirtschaft

Kauflustige Verbraucher sind der Konjunkturtreiber – das dürfte nach Ansicht der Bundesbank vorerst so bleiben. Aber auch aus dem Ausland werden wieder stärkere Impulse erwartet. Ein Hoffnungsschimmer: Die Bestellungen von Waren «made in Germany» ziehen wieder an.

Frankfurt/Main (dpa) – Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft gewinnt nach Einschätzung der Bundesbank an Fahrt. Für das laufende Jahr erwartet die Notenbank unverändert 1,7 Prozent Zuwachs beim realen Bruttoinlandsprodukt (BIP), wie aus ihrer neuesten Prognose vom Freitag hervorgeht. 2016 sollen es 1,8 Prozent sein, und für 2017 zeigen sich die Ökonomen mit 1,7 Prozent etwas optimistischer als noch vor einem halben Jahr.

Vor allem die starke Binnennachfrage trage den Aufschwung. «Treibende Faktoren sind hierbei die günstige Arbeitsmarktlage und die kräftigen Zuwächse der realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte», erklärte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Seit Monaten ist der Konsum die wichtigste Stütze der deutschen Konjunktur.

Noch bremse die schwache Nachfrage aus Schwellenländern die gewerblichen Investitionen. Doch Weidmann zeigte sich zuversichtlich: «Mit der erwarteten Erholung der Absatzmärkte außerhalb des Euroraums und dem sich noch etwas verstärkenden Wirtschaftswachstum im Euroraum sollte die gute Grundkonstitution der deutschen Wirtschaft in den nächsten beiden Jahren noch stärker zum Tragen kommen.»

Als Hoffnungszeichen werten Ökonomen die ebenfalls am Freitag vorgelegten Zahlen zum Auftragseingang in der deutschen Industrie. Nach drei Rückgängen in Folge gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Oktober wieder ein Plus von 1,8 Prozent zum Vormonat. Zudem waren die Bestellungen im September laut revidierten Zahlen nur um 0,7 und nicht um 1,7 Prozent gesunken. Im Oktober gingen sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland mehr Aufträge ein.

Dieses Plus dürfe man nach der sehr schwachen Entwicklung der Vormonate zwar nicht überbewerten, warnte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Wichtig sei jedoch, «dass sich die Nachfrage von außerhalb des Euroraums nach dem Einbruch im Sommer wohl wieder gefangen hat».

Die Verbraucherpreise in Deutschland dürften sich nach Einschätzung der Bundesbank etwas langsamer aus dem Keller bewegen als noch im Juni angenommen. Für das laufende Jahr gehen die Notenbank-Ökonomen – gemessen am europäischen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – von einer Teuerungsrate von 0,2 Prozent aus. 2016 wird ein Anstieg auf 1,1 Prozent erwartet, 2017 dann eine Rate von 2,0 Prozent. Weil die Rohölpreise erneut nachgaben, korrigierte die Bundesbank ihre Inflationsprognosen nach unten.

Ein Großteil des aktuell niedrigen Preisniveaus geht auf die gesunkenen Ölpreise zurück. Zugleich stützen niedrige Energiepreise die Konjunktur: Verbraucher müssen zum Beispiel weniger fürs Tanken und Heizen ausgeben und haben somit mehr Geld für den Konsum übrig.

Weidmann hält daher nichts davon, noch mehr billiges Geld in die Märkte zu pumpen, wie es die Mehrheit im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag beschlossen hat. «Angesichts der dominanten Rolle des Energiepreisrückgangs für die Preisentwicklung im Euroraum und der bereits ergriffenen umfangreichen geldpolitischen Maßnahmen, die auch mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sein können, habe ich eine weitere Lockerung nicht für notwendig gehalten», bekräftigte Weidmann am Donnerstagabend.

Zuvor hatte EZB-Präsident Mario Draghi verkündet, dass das milliardenschwere Kaufprogramm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere um ein halbes Jahr bis März 2017 verlängert wird – mindestens.

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