Deutsche Kultur eine Garantie für deutsche Traditionen

Kolonie Independencia: Zum Glück gibt es noch Altkolonisten, die die deutsche Kultur in den deutschen Kolonien aufrechterhalten. Aber auch sie sterben langsam aus, jedoch gibt es noch so einige “Urgesteine“, die ihr Wissen an Wissbegierige weitergeben wollen, um sie der Nachwelt zu erhalten.

Einer davon ist Claus Escher (li. im Beitragsbild) aus der Kolonie Independencia, der zugleich auch Vorsitzender des Verbandes der Soja-, Getreide und Ölsaatenproduzenten (APS) ist.

„Mein Großvater war Soldat im Ersten Weltkrieg und nach dem Krieg wurde Deutschland zerstört. Seine Familie hatte fünf Hektar und sie waren sechs Brüder, also beschloss er, den Sprung zu wagen, da es im Süden Deutschlands Propaganda gab, die besagte, dass der paraguayische Staat Ehepaaren 20 Hektar und Alleinstehenden 10 Hektar schenken würde. Er ging nach Buenos Aires, Argentinien, und rief von dort aus seine Frau an, die ihm dann folgte, und 1924 kamen sie in der Kolonie Independencia an. 1930 wurde mein Vater geboren und sie begannen dort zu arbeiten. Erst stand die Weintraubenproduktion im Vordergrund, die jedoch im Laufe der Zeit und durch den Schmuggel argentinischen Weins verschwand. Mein Vater kaufte das jetzige Anwesen im Jahr 1957 und begann, Zuckerrohr und Kartoffeln anzupflanzen. Am Ende war das Zuckerrohr dasjenige, das am besten funktionierte. Man muss immer diversifizieren und wir wagten uns auch etwas mehr in die Tierhaltung. 1995 begannen wir mit dem Anbau von Sojabohnen. Damals hatten wir eine winzige Maschine und der Rest war Handarbeit. 1997 kauften wir den ersten Mähdrescher. Mit zwei Kindern betreiben wir Landwirtschaft und kommen damit zurecht, das ist also unser Job und Gott sei Dank sind wir gesund und arbeiten viel“, berichtete Escher.

Was ist das Wertvollste, was Sie bei Ihrer Arbeit in diesem Bereich gelernt haben?

„Disziplin, Ordnung und so weiter. Es spielt keine Rolle, wie man es macht, man muss es einfach tun“, betonte Escher.

Mit welchen Einschränkungen waren Sie in diesem Bereich am meisten konfrontiert?

„Wir sind immer mit dem Problem der Landlosigkeit und Invasionen konfrontiert. Sie tun Gutes für Ihr Volk, aber es macht das Leben komplizierter. Man kann ihnen nicht sagen: Ich bin Bauer. Ich arbeite seit 30 Jahren im Sojabohnenbereich und kann Punkt für Punkt erklären, was im Umweltmanagement getan werden muss, aber sie wollen nicht zuhören, das sind Leute mit einer anderen Ideologie, die starke Linke, und das sind Dinge, die sehr schwierig sind. Es gibt gute Jahre, in denen man in eine Maschine investieren und alles verbessern kann, um präsenter zu sein. Wenn wir Familie, Kinder oder Enkel haben, sind das sehr tröstliche Dinge und machen Lust, wieder weiter zu arbeiten“, erklärte Escher.

Welche Lektion können wir den neuen Generationen hinterlassen?

„Ich denke, man muss ein Vorbild sein, bescheiden und ehrlich sein und die Menschen respektieren. Sie müssen eine Vision für die Zukunft haben, wir sind Menschen, die arbeiten und sparen müssen. Schon in jungen Jahren muss man Ordnung und Disziplin haben, und so ist es viel einfacher. Zusätzlich zur entsprechenden Sorgfalt, denn heute ist unsere Welt sehr korrupt. Je mehr man mit seinen Kindern zusammenlebt, desto besser werden später die Beziehungen. Wir müssen über die Entwicklung von Kommunikation und Technologie nachdenken, und alles geschieht im Laufe der Zeit, und man muss aufgeschlossen sein und begleiten“, sagte Escher.

Der andere Protagonist, der ebenfalls die deutschen Traditionen aufrecht hält, ist Alfons Anders aus der Kolonie Sudetia, die etwa 15 Kilometer von der Kolonie Independencia entfernt liegt.

Er hat eine Zeit in Deutschland gearbeitet, dann als Geschäftsführer ein Sägewerk geleitet und widmet sich heute der Landwirtschaft. Vor allem seine Liebe zu alten Traktoren, die auch Escher hat, verbindet die beiden.

„Escher rief mich an, ob ich nicht meinen alten Traktor auf der Expo Innovar ausstellen würde und ich sagte sofort zu. Das war doch eine einmalige Gelegenheit noch von den Anfängen der Kolonisten zu berichten. Heute ist dies mit den modernen Maschinen doch viel leichter. So kann man mal sehen, was unsere Väter und Großväter noch geleistet haben“, sagte Anders.

Auch nächstes Jahr soll das wieder so auf der Expo Innovar gehandhabt werden, unter Umständen sogar mit einer größeren Ausstellung, damit die Geschichte der ersten Einwanderer nicht verloren geht.

Zudem verbindet Escher und Anders auch der Drang, deutsche Bildung zu unterstützen, wie zum Beispiel mit der Schule in Sudetia.

„Ich bin froh, dass diese Schule weiter existiert, denn so können alle Kinder aus der Region noch etwas über die deutschen Traditionen und Bräuche zu erfahren. Bald wird die Bildungseinrichtung 90 Jahre alt und das ist doch wirklich ein Meilenstein, so lange durchgehalten zu haben, auch wenn es nicht immer einfach war“, sagte Anders.

Und im Rahmen dieser “traditionellen” Zusammenarbeit sollten alte Traktore auf der Expo Innovar ausgestellt werden. Anders zeigte sich auf Ansuchen von Escher sofort bereit, seinen alten Traktor auf der Expo Innovar auszustellen, um etwas aus der Vergangenheit der Kolonien präsentieren zu können. Und so kam es, dass diese beiden Kolonisten jeder sein Stück Geschichte mit den alten Fahrzeugen den Besuchern der Messe erzählen konnten.

Bei einem der Traktore handelt es sich um einen Volvo BM 600, Baujahr 1970, den Claus Escher aus der Bodega Escher S.A. präsentierte. Der andere ist ein Agrale 420, Baujahr 1974, den Anders zur Verfügung stellte.

Auf dem nächsten Oldtimertreffen in der Kolonie Sudetia im Jahr 2025 dürften diese Zeitzeugen aus aus der Vergangenheit der Kolonialzeiten aus Independencia und Sudetia sicherlich auch zu finden sein.

Der Verband der Soja-, Getreide und Ölsaatenproduzenten zeichnete dann diese beiden Protagonisten mit jeweils einer Dankesurkunde für ihre Bereitschaft aus, diese alten Traktoren ehrenamtlich auf der Expo Innovar auszustellen.

Wochenblatt

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