Fake News: Graphit in der Yerba Mate

Kolonie Sudetia: Es kursieren einige Videos in sozialen Netzwerken, wobei behauptet wird, dass in Yerba Mate Graphit vorhanden sei. Begründet wird dies unter anderem mit Chemtrails oder anderen waghalsigen Spekulationen.

In einigen Videos ist zu sehen, wie aus einer gewöhnlichen Packung Yerba Mate der Tee auf ein leeres Blatt Papier gelegt wird und dann zeigt, wie man das Produkt mit einem Magneten von der Unterseite des Blattes bewegen kann.

Weiter heißt es: „Das ist Graphenoxid. Diesen Magnetismus nimmst du zu dir. Es besteht die Gefahr eines Gerinnsels. (…) Blut hat Eisen. Wenn wir ein magnetisches Element im Körper haben, zieht es Eisen an“. Dies ist jedoch falsch.

Graphenoxid wird durch Oxidation von Graphen gewonnen. Im Gegensatz zu ersterem, das nur aus Kohlenstoffatomen besteht, besteht letzteres aus Kohlenstoff sowie Sauerstoff und entsteht durch einen Prozess, der menschliches Eingreifen erfordert. Die Doktorin für Chemie, María Celeste Dalfovo, erklärte gegenüber AFP Factual, dass “Graphenoxid nicht in der Natur vorkommt“.

Ana Eugenia Thea, Master in Lebensmitteltechnologie und Forscherin an der Nationalen Universität in Misiones (Argentinien), schloss ebenfalls das Vorhandensein von Nanomaterial in Yerba Mate aus. „Nach einer Suche in der wissenschaftlichen Literatur habe ich keine Arbeit gefunden, die das Problem des Vorhandenseins von Graphenoxid in Yerba Mate und seinen Lebensmittelprodukten anspricht“, sagte sie gegenüber AFP.

Auf der anderen Seite sagte Verónica Scalerandi, eine Ingenieurin aus dem technischen Bereich des Nationalen Instituts für Yerba Mate, gegenüber AFP, dass in allen Proben nichts ungewöhnlich entdeckt worden sei.

In Bezug auf die viralen Videos erklärte sie: „Die Böden in den Yerba-Anbauzonen haben viel Eisen. Dies ist jedoch ein Stoff aus der Natur und kein Graphit. Schwangere nehmen Eisenpräparate zu sich, also ist das unbedenklich“.

Edwin Peter, Inhaber der Yerba Firma Aromatica in der Kolonie Sudetia, Paso Yobai, bestätigte die Ausführungen von Scalerandi.

„Es gab und gibt immer wieder solche Untersuchungen über das Thema, ein natürlicher Prozess. Auch unsere Böden in dieser Zone sind sehr eisenhaltig und die Yerba-Pflanze nimmt dieses Element über ihre Wurzeln auf. Und so kommt es über den natürlichen Weg der Ernte dann in die Packung“, erklärte Peter.

Er fügte an, dass es schon mehrere Untersuchungen in verschiedenen Ländern über dieses Thema gegeben habe.

„Uruguay hatte darüber eine Expertise angefertigt und auch in Foz de Iguazu, in Brasilien, hat man Studien über das Thema verfasst. Die Werte von dem Naturelement Eisen lagen jedoch in den erlaubten Grenzwerten der jeweiligen Lebensmittelaufsichtsbehörde. Auch wir müssen unsere Produkte ständigen Kontrollen unterziehen“, berichtete Peter weiter.

Er schloss weiter kategorisch aus, dass Metallspäne oder andere Partikel in die Yerba-Mate gelangen könnten, weil der Verarbeitungsprozess laufend überwacht und Proben genommen werden.

Das Thema wurde bei zahlreichen Gelegenheiten als Teil der Fehlinformationen verwendet, die um das Coronavirus kursierten. Vor allem rückte das Thema Chemtrails in den Vordergrund, mit einer seit den 1990er Jahren verbreiteten Verschwörungstheorie für eine angeblich spezielle Art von Kondensstreifen.

Diese Kondensstreifen sollen nicht auf in großer Höhe kondensierte Flugzeugabgase zurückgehen, sondern laut der Verschwörungstheorie auf die absichtliche weltweite Ausbringung von Chemikalien oder Zusatzstoffen, die bei regulärem Betrieb von Flugzeugen absolut nicht vorkommen. Es wird behauptet, Chemtrails seien gegenüber normalen Kondensstreifen langlebiger und breiteten sich flächiger aus. So soll zum Beispiel das Graphit in die Yerba Mate gekommen sein, lautet eine Theorie der Publizierenden in sozialen Netzwerken.

Es gibt durchaus einen gewissen Nährboden für die Verfechter der Verschwörungstheorie. So erwähnt das Umweltbundesamt, dass es im wissenschaftlichen Bereich verschiedene theoretische Vorstellungen darüber gebe, zum Schutz des Klimas Stoffe in die Atmosphäre einzubringen. Dazu gehörten etwa Aluminium, Ruß oder Eisenverbindungen. Auch werde mit Flugzeugen und Stoffen wie Silberjodid versucht, das Wetter lokal zu beeinflussen, damit es etwa gezielt regnet. „Es ist aber umstritten, wie gut das überhaupt funktioniert“, sagt Atmosphärenphyisker Jens Tambke.

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