Frauen übernehmen über 75 % der Pflege in paraguayischen Haushalten

Asunción: Eine Forschergruppe des Zentrums für Ökonomie und Statistik für Entwicklung (E+E) hat eine Studie zur Pflege von abhängigen Personen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Aufgabe hauptsächlich in den Haushalten und dort insbesondere von Frauen übernommen wird.

Dank neuer Forschung, die grundlegende Daten für die politische Ausrichtung liefert, rückt dieses Thema in Paraguay zunehmend in den Fokus der öffentlichen Agenda.

Das Projekt “Pflege in Paraguay: Schätzung des Bedarfs und der Pflegestrategien in Haushalten“ hatte zum Ziel, das Ausmaß der pflegebedürftigen Bevölkerung zu ermitteln und zu beschreiben, wie paraguayische Haushalte die Pflegeaufgaben organisieren. Die Studie bietet einen umfassenden statistischen Überblick über das Thema. Für die Untersuchung wurde die eigens dafür konzipierte und durchgeführte Umfrage zu Pflegebedarf und -regelungen (EDAC-PY2024) genutzt. Die Befragung umfasste 1.464 Personen in der Region Oriental des Landes, wo über 96 % der nationalen Bevölkerung leben. Sie ermöglichte es, die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen zu schätzen und die verschiedenen familiären und gemeinschaftlichen Arrangements zu charakterisieren, die die Pflegearbeit tragen.

Wichtige Ergebnisse der Studie

Laut der Untersuchung benötigen schätzungsweise 30,9 % der Bevölkerung in der Region Oriental (etwa 1,8 Millionen Menschen) eine Art von Unterstützung bei grundlegenden oder instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens. Diese Gruppe setzt sich zusammen aus:

-411.000 Personen mit schwerer oder sehr schwerer Pflegebedürftigkeit

-253.000 Personen mit mittelschwerer Pflegebedürftigkeit

-728.000 Personen mit leichter Pflegebedürftigkeit

-419.000 Kinder von 0 bis 4 Jahren, die definitionsgemäß zur pflegebedürftigen Bevölkerung gehören

Diese Zahlen zeigen, dass der Pflegebedarf alle Altersgruppen betrifft, mit einem Schwerpunkt auf der frühen Kindheit und älteren Erwachsenen.

Die Familie als Hauptstütze und ungleiche Verteilung der Aufgaben

Die Studie ergab zudem, dass über die Hälfte der Haushalte in der Region Oriental (genau 64,3 %) mit mindestens einem pflegebedürftigen Mitglied zusammenleben. Das bedeutet, dass rund 1,1 Millionen Haushalte täglich die Pflege organisieren müssen, was das Ausmaß dieser Herausforderung für die paraguayische Gesellschaft verdeutlicht.

Die Familie bleibt die Hauptstütze der Pflege: 90,4 % der pflegebedürftigen Personen erhalten Unterstützung von Familienmitgliedern, die entweder im selben Haushalt oder außerhalb leben. Die Verteilung von Zeit und Verantwortung ist jedoch alles andere als gerecht: 78,1 % der Pflegearbeit wird von Frauen geleistet, während Männer nur an 21,9 % beteiligt sind. Diese Ungleichheit spiegelt kulturelle und historische Muster wider, die Frauen die Hauptrolle als Pflegende zuweisen und ihre Möglichkeiten, eine Beschäftigung, Bildung oder persönliche Entwicklung zu verfolgen, einschränken.

Staatliche und private Unterstützung

Ein Teil der pflegebedürftigen Bevölkerung, nämlich 31,8 %, hat eine Verbindung zu staatlichen Dienstleistungen, hauptsächlich im Bildungsbereich. 16,5 % nutzen private Pflege- oder Bildungsdienste, und 8 % erhalten Unterstützung durch Solidaritätsnetzwerke in der Nachbarschaft oder von nicht im Haushalt lebenden Verwandten. Innerhalb dieser Modelle übernehmen vor allem Großeltern, Onkel und Tanten eine wichtige Rolle bei der Pflege und unterstützen 35,1 % der pflegebedürftigen Bevölkerung, während die Nachbarschaftshilfe 7,8 % ausmacht.

Empfehlungen und Ausblick

Der Projektbericht schlägt eine Reihe von Empfehlungen zur Stärkung des Pflegesystems vor. Dazu gehören:

-Erweiterung des Angebots an institutionellen Diensten wie Tageszentren

-Überdenken der häuslichen Pflegemodelle

-Anerkennung des Beitrags von Familien und Gemeinschaftsnetzwerken

-Sicherstellung, dass die Messung der Pflegebedürftigkeit in die regelmäßigen Umfragen des Nationalen Statistikinstituts aufgenommen wird

Die Sichtbarmachung der Anzahl pflegebedürftiger Menschen und die Anerkennung der Bedeutung der Pflegearbeit in den Haushalten – insbesondere durch Frauen – ist ein notwendiger Fortschritt. Staat, Familien, Gemeinschaft und der Privatsektor müssen diese Aufgabe gemeinsam übernehmen. Die Herausforderung der kommenden Jahre wird darin bestehen, diese Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen umzusetzen, die das universelle Recht auf qualitativ hochwertige Pflege im Laufe des Lebens sowie das Recht, unter würdigen Bedingungen zu pflegen, gewährleisten.

Das Projekt “Pflege in Paraguay: Schätzung des Bedarfs und der Pflegestrategien in Haushalten“ wird vom Nationalen Rat für Wissenschaft und Technologie (CONACYT) durch das PROCIENCIA-Programm mit Unterstützung des FEEI kofinanziert.

Wochenblatt / Economia Virtual

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