Eine neue Studie hat überraschende Daten über die Zahl der Sexarbeiterinnen in Deutschland ans Licht gebracht. Im Gegensatz zu den von Politikern und religiösen Institutionen häufig genannten Zahlen, die zwischen 200.000 und 400.000 liegen, schätzt die Studie des Erotikportals Erobella die Zahl der Sexarbeiterinnen in Deutschland auf etwa 88.800. Diese Zahl ist deutlich niedriger als bisher angenommen und widerlegt das Narrativ, das Deutschland als “Bordell Europas” bezeichnet, wie es die CDU-Politikerin Dorothee Bär in einem Interview mit der Bild-Zeitung formulierte.
Für die Untersuchung wurden die Zahlen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern in 14 deutschen Städten detailliert untersucht und mit den offiziellen Registrierungen verglichen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es Ende 2022 rund 28.280 offiziell registrierte Sexarbeiter/innen in Deutschland. Die Studie legt nahe, dass auf jede registrierte Person etwa 2,14 nicht registrierte kommen, was zu der geschätzten Gesamtzahl führt.
Das Etikett “Bordell Europas” wird durch die Studie in Frage gestellt, die unterstreicht, wie schwierig es ist, ein genaues Bild der Sexarbeit in Deutschland zu zeichnen, wenn man sich auf unbestätigte Zahlen stützt. Ola Miedzynska, Mitbegründerin von Erobella, kommentierte: “Die realen Zahlen zeigen, dass die Sexarbeit in Deutschland nicht das monströse Bild ist, das oft gezeichnet wird. Statt Stigmatisierung und Übertreibung braucht die Branche Aufklärung und Unterstützung. Nur mit einem realistischen Blick können wir die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiterinnen nachhaltig verbessern.”
Diese Revision der Zahl der Sexarbeiterinnen kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die CDU-Bundestagsfraktion grundlegende Änderungen in der deutschen Prostitutionspolitik fordert. Der Kauf von Sex könnte laut einem Positionspapier der Partei kriminalisiert werden. Außerdem fordert sie mehr Aufklärungs- und Präventionsprogramme zur Eindämmung von Menschenhandel und Zwangsprostitution.
Diese Ergebnisse können nicht nur in die öffentliche Debatte, sondern auch in den gesetzgeberischen Ansatz zur Sexarbeit in Deutschland einfließen und zu einer Politik führen, die sich an der Realität orientiert und nicht an einer übertriebenen Wahrnehmung. Im weiteren Verlauf der Diskussion wird deutlich, dass genaue Daten entscheidend für die Entwicklung einer wirksamen und fairen Politik für SexarbeiterInnen sind, die darauf abzielt, ihre Rechte und ihr Wohlergehen zu schützen und gleichzeitig illegale Aktivitäten im Zusammenhang mit diesem Gewerbe zu bekämpfen.
Für die deutschsprachige Gemeinschaft in Paraguay spiegeln diese Entwicklungen eine breitere europäische Herausforderung wider, komplexe soziale Fragen mit Mitgefühl und Pragmatismus anzugehen. Während Deutschland sich weiterhin mit den Feinheiten der Gesetzgebung zur Sexarbeit auseinandersetzt, setzt es ein Beispiel für Länder weltweit im Umgang mit diesem sensiblen Aspekt der Gesellschaft.