Paraguay auf dem Podium einer weiteren Rangliste: Drittes Land in Südamerika mit den meisten Verkehrstoten

Asunción: Paraguay gehört zu den tödlichsten Ländern Lateinamerikas, was die Zahl der Verkehrstoten angeht, und wird nur noch von Haiti und der Dominikanischen Republik übertroffen. Während die Zahlen in den Nachbarländern sinken, macht Paraguay weiterhin keine wirklichen Fortschritte. Das Fehlen einer wirksamen Politik, Kontrolle und Prävention hält Paraguay auf dem regionalen Podium der Verkehrstragödien.

In einem Kontinent, der von Ungleichheiten und struktureller Ineffizienz geprägt ist, sticht Paraguay leider nicht durch seine Fortschritte bei der Verkehrssicherheit hervor, sondern durch seine alarmierende Sterblichkeit im Straßenverkehr. Mit 21 Verkehrstoten pro 100.000 Einwohner in den letzten Jahren liegt Paraguay nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und von Statista weit über dem lateinamerikanischen Durchschnitt von 14,1 und gehört zu den fünf gefährlichsten Ländern der Region.

Der prognostizierte Zusammenbruch

Der von der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) veröffentlichte Bericht „Saving lives by promoting a safe traffic systems approach in the Americas“ (Leben retten durch Förderung eines sicheren Verkehrssystems in Nord- und Südamerika) stellt eine niederschmetternde Diagnose: Paraguay steht kurz vor dem Verkehrskollaps. Obwohl es sich um ein bevölkerungsmäßig kleines Land handelt, steht es aufgrund der Zahl der Todesfälle und der steigenden Tendenz bei den Verkehrsunfällen im Mittelpunkt einer vorausgesagten Tragödie.

Während Länder wie Trinidad und Tobago, Kuba, Kanada oder auch Argentinien ihre Sterblichkeitsrate seit 2010 nachhaltig senken konnten, hat sich Paraguay nicht nur nicht wesentlich verbessert, sondern gehört auch nur zu den Ländern, die einen marginalen Rückgang zu verzeichnen haben. Der Rückgang der Sterblichkeitsrate zwischen 2010 und 2021 lag zwischen 5 und 9 %, was im Vergleich zum Ausmaß des Problems nahezu unbedeutend ist.

Der Feind auf zwei Rädern

Einer der kritischsten Punkte des Berichts ist die Rolle von Motorrädern bei der Epidemie der Verkehrstoten. Wie andere Länder mit mittlerem Einkommen hat auch Paraguay einen explosionsartigen Anstieg der Nutzung von Motorrädern als wirtschaftliches Verkehrsmittel erlebt. Diese Zunahme erfolgte jedoch ohne entsprechende Infrastruktur, Rechtsvorschriften und wirksame Kontrollen.

Nach Angaben der PAHO sind 27 % der Verkehrstoten in Nord- und Südamerika Motorradfahrer, ein Muster, das auch in Paraguay zu beobachten ist. Die zunehmende Motorisierung auf zwei Rädern, ohne dass die öffentliche Politik diesen Wandel begleitet, fordert immer mehr Menschenleben.

Ein abwesender Staat

Der Bericht ist kategorisch: Das Fehlen umfassender staatlicher Maßnahmen in Paraguay fordert Menschenleben. Es gibt keine systematischen Überprüfungen der Verkehrssicherheit, die Investitionen in die Straßeninfrastruktur sind minimal, und die Durchsetzung der Verkehrsvorschriften ist unregelmäßig und oberflächlich.

In der paraguayischen Fahrzeugflotte gibt es praktisch keine Sicherheitstechnologien wie ABS oder Stabilitätskontrolle (ESC), die die Zahl der Todesopfer drastisch reduzieren könnten, wie in anderen Ländern nachgewiesen wurde.

Schmerzhafte Vergleiche

Haiti (31,6) und die Dominikanische Republik (27,4) sind die einzigen Länder mit einer höheren Rate als Paraguay. Diese Länder sind jedoch mit strukturellen humanitären Krisen und häufigen Naturkatastrophen konfrontiert. Im Gegensatz dazu verfügt Paraguay über die Ressourcen und die Voraussetzungen für einen Wandel, aber politische Trägheit und mangelnder institutioneller Wille haben seine Straßen in Friedhöfe unter freiem Himmel verwandelt.

Unterdessen zeigen Länder mit ähnlichen Bedingungen wie Argentinien (8,8) und Chile (10,3), dass es möglich ist, die Zahl der Todesfälle durch eine kohärente Politik, nachhaltige Investitionen in die Infrastruktur und öffentliche Sensibilisierungskampagnen zu verringern.

Ein dringender Aufruf

Der Verkehr in Paraguay ist nicht nur chaotisch, er ist auch tödlich und wird fahrlässig ignoriert. Angesichts von mehr als 1.000 Todesfällen pro Jahr, die auf völlig vermeidbare Ursachen zurückzuführen sind, ist ein tiefgreifender, sektorübergreifender Wandel dringend erforderlich. Dies bedeutet eine Reform der Gesetze, eine ernsthafte Durchsetzung der Vorschriften, die Erneuerung der Infrastruktur, eine bessere Betreuung nach einem Unfall und vor allem, dass die Verkehrstoten nicht länger als bloße Zahlen in einem Polizeibericht erscheinen dürfen.

Das Blut, das auf den Straßen Paraguays fließt, ist kein Zufall, sondern eine direkte Folge staatlicher Fahrlässigkeit. Die Lösung ist in Sicht, aber solange das Land weiter wegschaut, wird es weiterhin mit dem Leben für eine Schuld bezahlen, die ohnehin nicht zu begleichen ist.

Wochenblatt / El Nacional

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3 Kommentare zu “Paraguay auf dem Podium einer weiteren Rangliste: Drittes Land in Südamerika mit den meisten Verkehrstoten

  1. Lanc-Altoriany

    Man sollte da nicht übertreiben sowie vom Staat eine Art Nanny-Funktion einfordern. Würde man Strassen ausbessern, würden Rowdies nur noch rücksichsloser fahren.

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  2. Bei vielen Rasern mit SUV ist tatsächlich schlechter Straßenbelag hilfreich als Bremse. Die Mehrzahl der Opfer sind aber letztlich Motorradfahrer ohne Helm. Diese fahren mit 4 und mehr oft auf diesen Rädern, teils mit Kleinkindern und Babys.
    Die Frage nach Helmen erübrigt sich bei solchen Situationen.

    Wenn in der Studie über Gurte, ABS usw. gesprochen wird, ist das realitätsfern. So etwas haben die teuren Autos alle. Nur, leisten können sich solches nur wenige.

    Wichtiger wäre, auf die Einhaltung der Helmpflicht zu bestehen und keine Kleinkinder ungeschützt mitzunehmen. Das aber wäre für viele unmöglich, da eben das einzige Fahrzeug für die Familie nur dieses Motorrad oft ist.

    Insofern, ich vermute, dass die Statisik letztlich den meisten egal ist. Sie machen das, was ihnen gefällt und möglich ist, wissend, dass das ein Risiko ist. Wenn sie es nicht wissen, würde auch jede weitere Aufklärung oder Pflicht an dieser Dummheit auch nichts mehr ändern können.

    Dumm ist nur ein Europäer, der richtig fahrend in so einen Unfall verwickelt wird. Er muss mit vielem rechnen, wobei die Polizei als Helfer der Armen dann auch die Fakten gerne hindreht. Ohne Kamera im Auto zu fahren ist daher fahrlässig.

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  3. Kaffeetrinker

    Viele haben nun mal nichts anderes als Familienfahrzeug, daher sind auch alle mit auf dem Moto.
    Für die Strassen 16m breit und die Rutas 32m breit könnte auch rechts und links etwas breiter…
    Ach so ja auf der Asfaltrechnung ist ja die Strasse breit genug damit die ohne Lichter dort fahren.
    Helm ist ja auch okay aber er wird geklaut… mit etwas Rücksicht gings oft auch, selbst wenn die Motos so
    einfach oft nerven.

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