Paraguay im Kreuzfeuer chilenischer Politiker: „Wenn niedrige Steuern funktionieren würden, wäre Paraguay schon längst reich“

Santiago de Chile: Während des Forums „Zurück zum Wachstum: Investitionsschock, Optimismus-Schock“, das von Sofofa, La Tercera und Radio Duna in Santiago organisiert wurde, nutzte die Kandidatin der Regierungspartei Jeannette Jara Paraguay als Argument. Sie nahm es her, um die Vorschläge ihrer Konkurrenten zur Steuersenkung abzulehnen.

„Wenn es so wäre, dass das Land mit den niedrigsten Steuern alle weltweiten Investitionen anziehen würde, wäre Paraguay ein Multimilliarden-Land“, erklärte Jara (Beitragsbild) vor einem Publikum aus der Wirtschaft und machte damit ihre kritische Haltung gegenüber Modellen deutlich, die niedrige Steuern priorisieren (wie in Paraguay).

Diese Aussage löste sofort eine heftige Reaktion des Kandidaten José Antonio Kast aus, der die Erfahrungen Paraguays verteidigte. „Ich würde Sie einladen, nach Paraguay zu reisen und sich selbst ein Bild davon zu machen, wie sich das Land entwickelt … Es hat einen enormen Investitionsschub ausgelöst, der Brasilianer, Argentinier, Uruguayer und Chilenen anzieht. Sie wären überrascht”, entgegnete Kast und rückte das Land damit in den Mittelpunkt einer unerwarteten Kontroverse im Rahmen des chilenischen Präsidentschaftswahlkampfs.

Seit diesem Schlagabtausch wurde Paraguay als Symbol verwendet, um zwei gegensätzliche Visionen eines Wirtschaftsmodells zu veranschaulichen. Für Jara steht es für ein falsches Versprechen: Niedrige Steuern bedeuten nicht unbedingt Entwicklung. Für Kast hingegen ist es ein Beispiel dafür, wie die Öffnung der Wirtschaft Kapital anziehen und die Produktion ankurbeln kann.

Jara wies darauf hin, dass Paraguay trotz seiner geringen Steuerlast nicht zu den wohlhabendsten und gleichberechtigtesten Volkswirtschaften des Kontinents gehört. Seine Botschaft war klar: Es reicht nicht aus, Kapital anzulocken, es braucht einen starken Staat, der investiert und reguliert. Im Gegenzug antwortete Kast mit Zahlen zum Wirtschaftswachstum und zum Zufluss ausländischer Investitionen in Paraguay, um zu belegen, dass die niedrige Steuerlast tatsächlich konkrete Ergebnisse bringt. Sie erwähnte, dass derzeit eine Welle von Investitionen aus Brasilien, Uruguay und auch Chile zu verzeichnen ist, die in Paraguay ein geschäftsfreundliches Ziel finden.

In diesem Kreuzfeuer wurde Paraguay als Beispiel, aber auch als Warnung angeführt, und in beiden Fällen ohne sich zu verteidigen.

Wochenblatt / El Nacional

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4 Kommentare zu “Paraguay im Kreuzfeuer chilenischer Politiker: „Wenn niedrige Steuern funktionieren würden, wäre Paraguay schon längst reich“

  1. das problem dürfte wohl eher die korruption sein hier in paraguay sonst würde es diesem land und seiner bevölkerung um einiges besser gehen

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  2. Land Of Confusion

    Entweder haben diese beiden Regierungskandidaten keine Ahnung von Paraguay oder die sprechen absichtlich nicht offen aus, warum Paraguay im Gegensatz zu Chile ein armes Land ohne Rechtsicherheit ist. Wenn einer der beiden sagen würde, dass Paraguay ein hochkorrupter Staat ist, dann empören sich hier die in ihrer Ehre verletzen Politdarsteller und erklären informal Chile den Krieg.

    Auf jeden Fall bieten die zwei da billigste Argumente an im Hinblick auf ihre Steuerpolitik.

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  3. Über Steuern können sich die Clans kein Vermögen generieren, also wäre es Unsinn, sie anzuheben. Dafür gibt es andere Wege/Geschäft.
    Die niedrigen Steuern braucht man zudem, um das Land für Einwanderer attraktiv zu machen. Dies gelang auch recht gut in der Vergangenheit, doch aufgrund der fehlenden Rechtssicherheit lassen Einwanderer ihr Vermögen zunehmend ausserhalb des Landes und mieten sich nur noch für die erforderliche Zeit in der Hauptstadt ein.

    Investoren überlegen es sich derzeit dreimal, ob sie das Risiko eingehen.
    Man nimmt durchaus zur Kenntnis, wie es Investoren und Einwanderern derzeit unter der neuen Regierung geht und wie die Justiz des Landes zu Fremdeigentum steht.

    Das beste Beispiel liefert nach wie vor El Paraiso Verde.
    Dieses Beispiel wird in die Geschichte der Einwanderung mit Auslandsinvestitionen eingehen.

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