Paraguays Wahlbehörde macht Schlagzeilen

Diese Woche beherrscht die Wahlbehörde Paraguays (TSJE) die Schlagzeilen. Unter vorgehaltener Hand räumen Mitarbeiter der Institution, die organisatorisch der Justiz angegliedert ist, ein, Hauptexistenzkriterium sei die Versorgung einer Elite mit Jobs, abgesehen von den Wahljahren schlage man die Zeit tot.

Momentan allerdings nur wenige Tage vor den landesweiten Kommunalwahlen am 15. November laufend die Vorbereitungen auf Hochtouren. Allein für die Logistik setzt die Behörde 30 Militärlaster, 120 Geländewagen, 2 Flugzeuge, ein Boot und einen Hubschrauber ein.

Durch einen Tip wurde Última Hora (UH) auf einen Familienclan, der Verwandte, Freunde und Verwandte von Freunden bei der TSJE untergebracht haben soll aufmerksam, viele davon kamen nur gelegentlich zur “Arbeit”, um die Anwesenheitslisten zu unterzeichnen.

Selbst der Minister und Behördenvorsteher, Jaime Bestard, räumte diese Machenschaften ein. Schuld daran sei aber allein sein Ministerkollege, Alberto Ramírez Zambonini, der diese 20 Jahre alten Strukturen aufgebaut habe und verteidige. Man habe auch bereits einige Scheinangestellte, die sein Vorgänger eingestellt habe, identifiziert und von Aufgaben und Bezügen freigestellt. Ramírez seinerseits spricht von Zuständen, die auch er geerbt habe, niemand hätte die Dinge jemals so in Ordnung gebracht wie er.

Im Zentrum der Enthüllungen, die diese Woche beinahe im Stundentakt erfolgten, steht ein gewisser Manuel Radice. Er wurde 2013 von Ramírez zum Ehrenberater (Asesor ad honorem) der TSJE ernannt. Seine aktuelle Frau, seine Ex-Frauen mitsamt Eltern, Kindern, Cousinen, Freunden und Anhang, unabhängig von ihrem Wohnort, ihrer Ausbildung oder ihrem Lebensalter, scheinen Positionen bei der Wahlbehörde zu bekleiden.

Den Stein ins Rollen brachte ein Whistleblower, Radice ist sich dabei sicher, dass es sich um seine zweite Ex-Frau handelt. In der Folge untersuchte UH Publikationen auf Facebook, Register von Migraciones über das Verlassen des Landes und führte Interviews, dabei fand die Zeitung “Mitarbeiter”, die monatelang die Welt bereisten oder noch zur Schule gingen, aber laut Anwesenheitslisten täglich bei der TSJE ihren Dienst taten.

Nach den Recherchen wurden in den vergangenen Tagen zahlreiche Mitarbeiter suspendiert, die Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet und die Hälfte der Funktionäre der TSJE, etwa 1.100 Personen, wurden dazu verdonnert, die vorhandenen Stempeluhren zu benutzen, was zu langen Schlangen führte. Ihren Unmut äußerten einige der Betroffenen mit einem Transparent, das sie vor die Behörde hängten und auf dem Stand “Danke, Patricia Silva, durch deine Schuld müssen alle stempeln, während du die Arbeit fingierst (planilleando). Die Funktionäre, welche Arbeiten, ungleich dir.”

Radice und seine inzwischen beurlaubte Lebensabschnitts-Frau, die von den Medien nur als Reiseberaterin bezeichnet wird, sind am Samstag erstmal nach Miami gereist, um ein wenig Abstand von dem ganzen Rummel zu nehmen.

Quelle: Última Hora

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