Asunción: Mehr als 400.000 Familien stehen vor einer harten Realität: Sie können ihre Stromrechnungen der Nationalen Elektrizitätsverwaltung (ANDE) nicht begleichen. Obwohl es ihnen gelingt, ihre Schulden umzufinanzieren, ist die Entlastung nur von kurzer Dauer. Wer einen Monat bezahlt, schuldet am Ende den Gegenwert von drei Monaten.
Dieses Problem, das hauptsächlich Händler und Tagelöhner, wie die auf dem Mercado de Abastos, betrifft, zeigt eine wirtschaftliche und soziale Krise auf, die die schwächsten Sektoren mit voller Wucht trifft.
Händler und Marktarbeiter äußern ihre Frustration und argumentieren, dass in einem Land mit reichlichen Wasserkraftressourcen die Energie die billigste in der Region sein sollte. Die Realität sei jedoch das Gegenteil: Die Tarife der ANDE stellen für viele Haushalte eine untragbare Belastung dar. „Die Energie ist extrem teuer. Wir arbeiten den ganzen Tag, um den Strom bezahlen zu können, aber das Gehalt reicht nicht“, sagt María González, eine Verkäuferin auf dem Mercado de Abastos.
Unzureichende Löhne und ständige Verschuldung
Das Grundproblem liegt nach Ansicht der Betroffenen im Mindestlohn, der als unzureichend angesehen wird. Die jüngste Erhöhung um 100.000 Guaranies wurde von den Arbeitnehmern als “unerheblich“ abgetan. Sie schätzen, dass der Mindestlohn etwa 4 Millionen Guaranies betragen müsste, um halbwegs gut leben zu können. „Mit dem, was wir verdienen, decken wir kaum das Nötigste. Der Strom frisst fast alles auf“, beklagt Juan Martínez, ein Händler, dessen Stand vom Strom abhängt.
Die Situation wird durch die Unentbehrlichkeit des Stroms verschärft, insbesondere in einem Land, in dem die große Hitze Klimaanlagen oder Ventilatoren zu einer Grundnotwendigkeit macht. Da zudem viele produktive Tätigkeiten direkt vom Strom abhängen, werden die Rechnungen der ANDE zu einem monatlichen Schlag ohne Gnade. „Wenn man nicht bezahlt, wird der Strom abgestellt, und ohne Strom kann man nicht arbeiten. Das ist ein Teufelskreis, aus dem wir nicht herauskommen“, fügt Martínez hinzu.
Die Kombination aus hohen Tarifen und unzureichenden Löhnen hat Tausende von Familien in eine ständige Verschuldung getrieben. Sie sind in einem System gefangen, in dem die Umschuldung das Problem lediglich aufschiebt. Die Bürger fordern derweil dringende Lösungen, wie einen zugänglicheren Sozialtarif oder eine Gehaltsanpassung, die die tatsächlichen Bedürfnisse der Bevölkerung widerspiegelt. Ohne strukturelle Änderungen werden die 400.000 betroffenen Familien weiterhin darum kämpfen, nicht im Dunkeln sitzen zu müssen.
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