Widerstand der Katholiken: Wenn die Impfung zur Sünde wird

Asunción: Immer mehr sieht man bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen Personen mit Kreuzen in der einen und Plakaten oder Bannern gegen die Impfung von Covid-19 in der anderen Hand, kleine bis mittelgroße Gruppen, die betend mitmarschieren.

Immer wieder gibt es vor größeren Demonstrationen auch eigene Kundgebungen mit religiös-christlichem Bezug.

Das St.-Boniface-Institut, das sich “für die Aufrechterhaltung der katholischen Tradition” einsetzt, hat auch hier im Land viele Anhänger. Ein Besuch auf der Website zeigt, wo es lang geht: “Egal, womit wir uns heutzutage beschäftigen, ob Abtreibung oder Euthanasie, Massenimmigration oder dem Überwachungsstaat, Gender-Ideologie oder der Zerstörung der Ehe, überall treffen wir auf die BMGF”, steht dort geschrieben. BMGF steht für Bill and Melinda Gates Foundation, die immer wieder im Zentrum von Verschwörungstheorien steht.

Eine weitere Plattform “Citizen Go“ zieht vor allem Österreicher in Paraguay an, denn auch viele haben eine Petition unterschrieben, die “Impfzentren in Gotteshäusern“ nicht zu missbrauchen. Wer hinter den Katholiken Österreichs steckt, ist auch nach intensiven Nachforschungen nicht klar.

Jedenfalls gibt es eine Gruppe, die sich öffentlich gegen die Impfung gegen Covid-19 starkmacht: Die Piusbruderschaft. Es handelt sich um den österreichischen Ableger der erzkonservativen Bruderschaft, deren Gründer Marcel Lefebvre exkommuniziert wurde (die Strafe wurde von Papst Benedikt aufgehoben). Vielen ist die Bruderschaft auch deshalb ein Begriff, weil ein ehemaliger Pius-Bischof, Richard Williamson, wiederholt den Holocaust leugnete.

Und der Arm dieser Bruderschaft reicht bis Paraguay. Hier haben sich richtige Untergrundgruppen gebildet.

„Zum Glück gibt es hier noch keine Impfpflicht, aber wehret den Anfängen“, berichtete einer dieser Anhänger, der natürlich nicht namentlich erwähnt werden will. Er betonte aber, dass er Christ und Katholik sei.

Besonders sauer stößt solchen christlichen Impfgegnern auf, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson verwendet wird. Auch die US-Bischöfe rieten davon ab, diesen Impfstoff und den von AstraZeneca zu verwenden. Der Grund: Bei der Herstellung werde auf Zelllinien abgetriebener Föten zurückgegriffen. Tatsächlich bedeutet der Begriff “Zelllinie”, dass diese einmalig angelegt wurde, schreibt das deutsche Paul-Ehrlich-Institut. Es würden nicht immer neue Föten benötigt und auch keine Kinder zu diesem Zweck abgetrieben.

Corona sorgt in den Kirchen und unter den Katholiken für breite Debatten. Man hört Stimmen nach der katholischen Messe in deutschen Kolonien, die sich ärgern, wenn gesagt wird, dass “es eine pauschale Verunglimpfung gibt, wenn man sich nicht impfen lassen will“.

Von Seiten der katholischen Kirche ist die Position, auch in Paraguay eindeutig: “Es gibt eine klare Haltung der katholischen Kirche, vom Papst bis zur Bischofskonferenz, die eine deutliche Unterstützung der Corona-Maßnahmen zeige. Katholischer Widerstand gegen die Impfung‘ ist daher nicht geboten und kann sich nicht auf die offizielle Linie der Kirche stützen“.

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