Holzschnitt-Workshop mit Nivaclé & Guaraní Künstlern

Der Bericht über den folgenden Workshop ging uns über die Marketing-Abteilung der Kooperative Neuland zu. Die eindrucksvollen Ergebnisse können im Blog der Organisatorin bestaunt werden. Im folgenden drucken wir den Bericht von Miriam Rudolph Hildebrand ungekürzt ab:

In der Woche vom 11. bis 16. Mai 2015 habe ich einen Holzschnitt-Workshop mit einer Gruppe von zwölf indigenen Künstlern im Kulturzentrum von Neu-Halbstadt durchgeführt. Wir haben uns 2013 das erste Mal getroffen und der Workshop in diesem Jahr war eine Fortsetzung von unserem ersten Treffen. Zum Teil haben die gleichen Künstler wieder mitgemacht, wir hatten aber auch fünf neue Teilnehmer.

Die Künstler kamen aus Cayin ô Clim (Osvaldo Pitoé, Eurides Gómez, und Jorge Carema), aber auch von weiter weg, wie Campo Alegre (Clemente und Zunilda Julios) und Sandhorst (Esteban Klassen, Marcos Ortiz, Romero Cáceres und Sixto Velazquez). Andere Künstler haben auch mal reingeschaut und den Holzschnitt ausprobiert. Die Künstler hatten ein breites Spektrum an Erfahrung: manche zeichnen sehr regelmäßig, sie verkaufen ihre Bilder und sind auch schon Teil von nationalen und internationalen Ausstellungen gewesen; einige zeichnen noch nicht sehr lange, haben aber schon ihren ganz eigenen Stil entwickelt, und andere arbeiten mehr mit dem Schnitzen von Holztieren, wollen aber gerne etwas Neues ausprobieren.

Ich selber bin in Loma Plata aufgewachsen, lebe aber schon seit zwölf Jahren in Kanada. Zur Zeit mache ich einen Master in Kunst an der University of Alberta in Edmonton. Ich interessiere mich sehr für die Kunst und das Kunsthandwerk der Indigenen in Paraguay und möchte im Rahmen meiner Möglichkeiten zur Förderung ihres Talentes beitragen. Es macht mir Spaß meine Freude am Schaffen mit anderen Künstlern zu teilen. Wie schon beim letzten Mal ist dieser Workshop in enger Zusammenarbeit mit Frau Verena Regehr entstanden. Durch Frau Regehr kenne ich die Bilder der Künstler und durch sie ist auch mein Kontakt zu den Künstlern entstanden. Ich selber arbeite als Druckgrafikerin und da sich die schwarz-weiß Zeichnungen der lokalen Künstler gut zur Umsetzung in einen Druck eignen und sie gerne Neues lernen wollen, ist die Idee für diesen Workshops entstanden. Durch eine Privatinitiative habe ich Spendengelder gesammelt um die Kosten der Materialien zu decken. Die Werkzeuge und Druckwalzen habe ich aus Kanada mitgebracht. Papier, Farbe und Holz habe ich vor Ort, bzw. in Asunción gekauft. Die erneuerbaren Materialien sind lokal erhältlich damit die Künstler nach Möglichkeit mit dieser Technik weiter arbeiten können.

Der Holzschnitt

Der Holzschnitt ist eine der ältesten Vervielfältigungsmethoden von Bildern und Text. Die Druckgrafik gilt heute als eine Kunstform die durch ihre schwarz-weiß Kontraste sehr ausdrucksstark ist. Beim Holzschnitt wird mit ganz speziellen Werkzeugen ein Bild in die Oberfläche einer Holzplatte geschnitten. Die Oberfläche der Holzplatte, der sogenannte Druckstock, wird dann mit Druckfarbe eingerollt und das Bild wird anschließend von der Holzplatte auf Papier übertragen. Traditionell wird der Druckprozess per Hand oder mit einer manuell betätigten Druckerpresse gemacht. Wir hier haben unsere Drucke mit einem Esslöffel durch kräftiges Reiben auf der Rückseite des Papiers gedruckt. Dieser Vorgang kann beliebig wiederholt werden und so entsteht letztendlich eine Auflage von Drucken, von Bildern die alle mehr oder weniger gleich sind. Ein handgemachter Druck gilt als Originalkunstwerk und darf nicht mit einer Reproduktion oder Kopie verwechselt werden. Holzschnitte sehen zum Teil rustikal aus, zeigen dadurch aber auch eine bildliche Großzügigkeit und Lebendigkeit die das Bild sehr ausdrucksvoll macht.

Reflektion

Diese Woche mit den Künstlern hat mir viel Spaß gemacht. Ich bewundere die Ausdauer, die Hingabe und Konzentration der Indigenen mit der sie sich so ganz dem Schaffen widmen. Beim Zeichnen und Schnitzen versinken sie in ihre Arbeit um etwas Schönes zu schaffen, das ihnen nachher ein Lächeln der Zufriedenheit, ein bisschen Selbstbewusstsein und vielleicht einen kleinen finanziellen Zuschuss beschert. Die Bilder sind eine visuelle Sprache und durch ihre Bilder teilen sie sich mit, drücken aus was ihnen wichtig ist: die Chaconatur, ein Gemüsegarten, ihre eigenen Traditionen. Manche der Bilder stellen ein einfaches Tiermotiv dar das wunderbar dekorativ ist, andere Bilder erzählen vom Leben, von einer Wildschweinjagd oder einem Fest. Ich bin dankbar für die Besucher die im Kulturzentrum vorbeigekommen sind um uns beim Arbeiten zuzuschauen, die sich die Bilder angeschaut und auch welche gekauft haben. Einige der Karten und Bilder die wir gedruckt haben werden voraussichtlich in Zukunft in der Librería von Neu-Halbstadt erhältlich sein. Weitere Bilder und Zeichnungen kann man auch direkt bei Frau Regehr kaufen. Für mich war der Workshop eine schöne Begegnung zwischen Menschen, die ein gemeinsames Interesse – die Kunst — verbindet, wo die Kunst zu Gesprächen und zum Austausch anregt und uns auf gleicher Ebene gemeinsam arbeiten lässt.

Mehr Fotos zum Workshop finden Sie in folgendem Blog: www.miriamrudolphparaguay2013.blogspot.com

Von: Miriam Rudolph Hildebrand

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