Sánchez-Brüder: Geldwäsche ist doch nur ein Delikt

Der stellvertretende Abgeordnete Carlos Rubén Sánchez (Chicharõ) wurde im Mai nach einem Besuch im Amtssitz des Präsidenten verhaftet. Es lag ein Haftbefehl wegen Geldwäsche vor und Sánchez galt bis dato als flüchtig. In Brasilien ist er wegen Geldwäsche aus Drogengeschäften verurteilt.

Diese Woche gab es eine Anhörung beim zuständigen Richter Humberto Otazú, bei der dem Angeklagte die Gelegenheit gegeben werden sollte, neue Beweismittel vorzulegen. Der Richter entschied zur Überraschung der Prozessbeteiligten, die Mindeststrafe für Geldwäsche sei ja bereits verbüßt, also könne die Haft in Hausarrest umgewandelt werden. Der verteidigende Anwalt bot sofort eines seiner Häuser in Asunción als Unterbringungsmöglichkeit an.

Der Staatsanwalt tobte, es bestehe in hohem Maße Fluchtgefahr und der Richter habe sämtliche Verfahrensordnungen missachtet, es sei widerrechtlich, die Entlassung nebenbei bei einer Anhörung zu beschließen. Der Staatsvertreter will Rechtsmittel einlegen, insbesondere da Sánchez sich bereits zuvor vor der Justiz versteckt hatte.

Der Bruder Ardonio Sánchez bleibt zunächst weiterhin in Tacumbú. Ein anderer Bruder, Denilso Sánchez, der diesen Monat als Bürgermeister von Capitan Bado gewählt wurde, wird nach wie vor von der Staatsanwaltschaft gesucht. Gemäß seiner eigenen Aussage in einem Radiointerview hält er sich in Argentinien auf, will aber, sobald sich die gerichtliche Situation “geklärt” hat, zurück nach Paraguay kommen.

Für ihn ist die Situation unangenehm, da er nach der offiziellen Verkündung seines Wahlsiegs nur 30 Tage Zeit hat, sich bei der Wahlbehörde zu präsentieren, ansonsten muss neu gewählt werden. Sollte er bei dieser Zeremonie verhaftet werden bleiben ihm ebenfalls lediglich 30 Tage, um zurück auf freien Fuß zu kommen, sonst kann er nicht als Stadtoberhaupt antreten.

Denilso ist Teil der Gruppierung von Marcial Lezcano innerhalb der ANR und holte immerhin 56,17% der Stimmen in Capitan Bado. In einem Interview mit Radio Oasis sagte Denilso: “Wir bitten, dass die Justiz ihre Funktion erfüllt und auch, dass die göttliche Gerechtigkeit ihre Arbeit tut. Geldwäsche ist ein Delikt und kein Verbrechen. Einem gewählten Kandidaten in Lambaré hat man ein Vermögen mit Geldwäsche nachgewiesen und er wurde als Bürgermeister gewählt und steht unter Auflagen auf freiem Fuß. In Paraguay gibt es nicht viel Gerechtigkeit.”

Carlos Rubén machte mit einer Kampagne auf Facebook aktiv Wahlkampf für seinen Bruder aus der Gefängniszelle und veröffentlichte regelmäßig Bilder mit Politikgrößen, die ihn besuchten, dies führte zu Kritik und dem Austausch von einigen Gefängniswärtern.

Quelle: ABC Color, Última Hora

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