Alarmierende Entwicklung im Bankensektor: Rechtsstreit um Software könnte Hunderttausende Kunden aussperren

Asunción: Die digitale Infrastruktur im Bankensektor könnte bald vor einer Zerreißprobe stehen. Ein Rechtsstreit um die Nutzung einer bestimmten Software birgt das Risiko, dass mehr als 200.000 Bankkunden den Zugang zu ihren Konten verlieren. Die potenziellen Folgen sind weitreichend.

Die Atlas-Bank, Teil der Zuccolillo-Unternehmensgruppe, befindet sich mitten in einem Rechtsstreit mit itti, dem Unternehmen, das die Software liefert, die die Bank für ihre Geschäftstätigkeit verwendet. Der Konflikt eskaliere über vertragliche Differenzen hinaus. Die paraguayische Gesetzgebung sei in dieser Hinsicht streng und könne die Bank zu der Zahlung einer Entschädigung in Millionenhöhe zwingen.

„Das paraguayische Urheberrecht sieht sehr hohe Entschädigungsrahmen vor. Zu dem im Gerichtsverfahren festgestellten Schaden kann eine Mindeststrafe von 100 % hinzugerechnet werden. So wirkt die Entschädigung für den Rechteinhaber abschreckend und stellt sicher, dass die Verletzung nicht billiger ist als die Einhaltung des Gesetzes. Anders ausgedrückt: Der erlittene Schaden muss zuzüglich 100 % kompensiert werden – das ist die Untergrenze, die Obergrenze ist jedoch unbegrenzt“, erklärte Rechtsanwalt Miguel Almada, der die Interessen von itti vertritt.

Atlas und itti Saeca befinden sich derzeit in einem Schlichtungsverfahren. Der Softwareanbieter zeigt sich zwar optimistisch, eine Einigung zu erzielen, gab jedoch an, dass die Klage von der Bank eingeleitet wurde. Richter Diego Torres entschied zugunsten der Zuccolillos und gewährte ihnen vorerst eine “Verschnaufpause“, die es ihnen erlaubte, das System weiterhin zu nutzen.

„Wir halten die einstweilige Verfügung für unbegründet, respektieren aber die Entscheidung des Gerichts. Es geht um mehr als einen Vertragsbruch“, fügte Almada hinzu, wollte jedoch keine weiteren Einzelheiten nennen, da es eine Vertraulichkeitsklausel mit der Bank gebe und keine weiteren Einzelheiten bekannt gegeben werden könnten, ebenso wenig wie die Höhe des wirtschaftlichen Schadens.

Die Maßnahmen gegen die Bank fallen zudem mit den Angriffen auf das Unternehmen zusammen, die über die Medien der Zuccolillo-Gruppe geführt werden. Diese haben eine Reihe von Veröffentlichungen gegen itti publiziert, in denen sie behaupten, dass das Unternehmen aufgrund seiner angeblichen Nähe zum Präsidenten der Republik bei Ausschreibungen bevorzugt worden sei.

Almada stellte jedoch klar, dass itti seit mehr als 20 Jahren im Land tätig sei und dem Finanzsystem seine Dienste über mehr als 16 Bankinstitute anbiete, darunter auch der Atlas-Bank. „Wir haben versucht, diese Kontroverse geheim zu halten und sind von dieser Verpflichtung nicht abgewichen. Sie waren es, die den Fall vor Gericht brachten, nicht wir“, beteuerte er abschließend.

Wochenblatt / El Nacional / Beitragsbild Archiv

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