Wie gutgläubig muss man sein?

Asunción: Einseitige Berichterstattung ist keine Seltenheit. Die Tageszeitung La Nación aus dem Hause Cartes gab der Atlas Bank schon weit mehr als 100 Titelseiten, doch die Staatsanwaltschaft bewegt sich nicht. Kann es sein, dass insgesamt fünf Banken im Visier sind?

„Diese wird nicht zu dem Zweck geschaffen, politische Feinde oder Wahlgegner zu verfolgen oder den zivilen oder politischen Ruf zu beflecken“, sagte der Kongressabgeordnete Rodrigo Gamarra gegenüber La Nación, nachdem im Abgeordnetenhaus die Einsetzung einer Zweikammer-Kommission zur Untersuchung strafbarer Handlungen wie Geldwäsche, Angriffe auf das Staatsvermögen, Schmuggel und andere damit zusammenhängende Straftaten beschlossen hatte.

Zu den wichtigsten Rechtsfällen, die von der Zweikammerkommission untersucht werden sollen, gehört der mutmaßliche Geldwäschefall, in den der ehemalige Präsident des Südamerikanischen Fußballverbandes (Conmebol), Nicolás Leoz, und die Atlas-Bank, die der Familie Zuccolillo gehört, verwickelt sind.

Nicolás Leoz, zu Lebzeiten ein sehr guter Freund von Horacio Cartes aber auch Aldo Zuccolillo, hat Gelder des südamerikanischen Fußballverbandes Conmebol veruntreut. Alle wußten es, keiner sagte was. Er sollte deswegen vor Gericht kommen, doch bevor er in die USA ausgeliefert werden konnte, starb er. Sein Name überdauerte am Stadion des Cartes-Fußballklubs Libertad (Beitragsbild) mehrere Jahre den Tod des Mannes, bis man auch da merkte, dass es nicht vorteilhaft ist so einen Straftäter zu huldigen.

Leoz verteilte seine veruntreuten Millionen US-Dollar auf insgesamt fünf Banken in Paraguay, die allesamt gleich mitverantwortlich sind. Ein Großteil wurde schon an die Conmebol zurückgegeben. Doch die Anwälte der Conmebol und die Journalisten von La Nación können oder wollen keine Mitschuld bei anderen Banken finden, nur bei der Atlas Bank. Bevor der Fall verjährt, der schon einige Jahre unangetastet bei der Staatsanwaltschaft liegt, werden nun Kommissionen im Abgeordnetenhaus eingerichtet, um medienwirksam tagtäglich über Fortschritte berichten zu können. Bis heute hat La Nación kein einziges Interview mit dem Anwalt der Atlas Bank, Rodrigo Yódice, geführt. Warum wohl?

Banco Atlas: „Conmebol betreibt selektive Verfolgung“

Die Banco Atlas reagierte am vergangenen Donnerstag mit einer Erklärung auf eine Aufforderung der Conmebol an die Staatsanwaltschaft, in der es heißt, dass es sich um einen „rücksichtslosen und böswilligen Versuch handelt, die Bank zu Unrecht mit einem kriminellen Geldwäschesystem in Verbindung zu bringen, was wir mit Nachdruck und kategorisch bestreiten“.

Atlas argumentiert auch, dass die Bank nie Gelder von Conmebol-Konten erhalten hat und dass der forensische Prüfbericht, der die Bewegungen des südamerikanischen Fußballverbandes im paraguayischen Bankensystem aufdeckt – 1,117 Milliarden US-Dollar von 2011 bis 2015 – die Atlas Bank nicht erwähnt.

Der Bericht hebt auch hervor, dass Nicolás Leoz sieben Treuhandfonds im paraguayischen Finanzsystem besaß, von denen zwei der Banco Atlas entsprechen. Es wird behauptet, dass diese Gelder – im Wert von 6 Millionen US-Dollar – „absolut rückführbar“ auf die kommerziellen Aktivitäten des verstorbenen Sportführers sind.

Wochenblatt / La Nación / Abc Color

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