Das Ende von Stroessner, aber die Partei besteht weiter

Viele Jahre hatte Alfredo Stroessner, gemeinsam mit der Colorado Partei, Paraguay regiert, vor 27 Jahren wurde er abgesetzt. Die Colorados sind weiterhin an der Macht.

Am 3. Februar 1989 erhebt sich General Andrés Rodríguez gegen den Diktator Paraguays, Alfredo Stroessner, und beendet in dieser Nacht dessen 35-jährige Alleinherrschaft. Überall in Asunción fallen Schüsse, aus Panzern wird das Polizeihauptquartier beschossen, meldet Radio Ñandutí. Hunderte Soldaten sterben bei dem Aufstand. Der neue Machthaber verspricht, ab sofort die Menschenrechte zu achten. Er säubert das Militär und schreibt Wahlen aus. Doch Wahlen hätte es immer gegeben, sagt der Historiker und Schriftsteller Anibal Miranda, und die hat stets die Colorado-Partei gewonnen: „Rodríguez löste nur den Repressionsapparat, nicht den politischen Apparat auf. Die Partei blieb an der Macht“, erklärte er.

„Er lebte spartanisch, schlief auf dem Feldbett”, erinnert sich Aldo Zuccolillo, Gegenspieler des Diktators und Besitzer der Tageszeitung ABC. „Er war machtbesessen. Skrupellos, blutrünstig und totalitär. Er konnte die Wahrheit nicht vertragen. Die Leute aus seiner Umgebung erzählten ihm nur das, was er hören wollte. Wer widersprach, blieb keinen Tag im Amt. Er war sehr deutsch, germanisch, hart. Perfekt beherrschte er die Korruption. Jedem General gewährte er einen Nebenverdienst. Einer kontrollierte den Schmuggel auf dem Luftweg, einer schmuggelte das Mehl aus Argentinien, einer Zigaretten und einer den Whisky. Stroessner verteilte mit harter Hand“, fügte Zuccolillo an. „Anfangs hatten wir sehr viel Angst. Dann hatten wir weniger Angst und veröffentlichten alles, über die Generäle, Minister und die Kurtisanen des Diktators. Sie waren allmächtig. Ihre Wünsche mussten erfüllt werden. Und Stroessner hatte viele Frauen, obwohl er deutscher Abstammung war“, sagte Zucolillo.

Alfredo Stroessner con politicos , civiles y militares

Doch die Colorado-Partei, jetzt mit Rodríguez an der Spitze, blieb an der Macht, so Miranda. „Es ist eine kriminelle Vereinigung, und wer sich mit ihr an einen Tisch setzt, verleiht ihr Legitimation. Für den Schriftsteller Miranda hinterlässt das, was die übrige Welt bewegt, in Paraguay keine Spuren. „Der Kalte Krieg ist vorbei, die Militärdiktaturen sind vorbei, Stroessner ist vorbei, die Entspannungspolitik ist vorbei, in Berlin fiel die Mauer, es starb die Sowjetunion, der Neoliberalismus trat weltweit einen Siegeszug an. Bei uns herrschen weiter die Colorados”.

Inspiration: ABC Color

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