Paraguay: Wahrscheinlich fällt es leicht, mit einem Hollywood-Vertrag in der Tasche in die USA auszuwandern. Die Existenz ist gesichert, die Karriere mit hoher Wahrscheinlichkeit vorprogrammiert. Leider hat nicht jeder dieses unaussprechliche Glück und sogar die Stars und Sternchen dieser Welt halten es nicht immer lebenslang in der Fremde aus. Manch ein Auswanderer muss sich auch seinen neu gewählten Lebensweg richtig hart erarbeiten.
Die Vox-Sendung “Goodbye Deutschland” liefert seit vielen Jahren nicht nur am laufenden Band Inspirationen für Auswanderer, sondern sie wirkt auch teilweise reichlich ernüchternd. Nicht jeder, den es in die Ferne zieht, schaffte es auch auf Dauer, seinen Traum aufrechtzuerhalten. Im Jahr 2017 zog es zwei Teilnehmer der besagten Sendung nach Paraguay, ein Pärchen mit einem Altersunterschied von 30 Jahren. Natürlich hatten auch sie mit einigen Schwierigkeiten in ihrer neuen Heimat zu kämpfen, doch insgesamt erschienen sie zunächst glücklich. Was in den vergangenen drei Jahren aus den beiden geworden ist, lässt sich schlecht eruieren, doch bei einigen anderen Auswanderern geben die Medien frank und frei Auskunft – vor allem, wenn die besagten Personen einen gewissen Promi-Status genießen.
Die Vorzeige-Blondine Daniela Katzenberger stand im Januar 2010 vor der Kamera des Goodbye-Deutschlands-Teams. Sie wollte sich gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Martin Koslik auf der Urlaubsinsel Mallorca ansiedeln und dort das “Café Katzenberger” gründen. Tatsächlich schafften die beiden einen Neustart unter mediterraner Sonne und ihre kleine Gastronomie öffnete im Juni 2010 die Pforten. Allerdings folgte bereits zwei Jahre später die Trennung des ehemals glücklichen Pärchens – und 2017 schloss dann auch das Café wieder. Aktuell lebt “die Katz” aber immer noch auf Mallorca, und zwar in Santa Ponça. Das Auswandern hat also immerhin geklappt.
Den Namen Daniel Engels dürften weit weniger Menschen kennen, obwohl er in einer gewissen Szene doch ein bedeutendes Gesicht darstellt. Er verfügte auf Youtube über einen eigenen, ziemlich bekannten Kanal, der allerdings inzwischen gelöscht ist. Auf Instagram treibt der Kartenspieler jedoch weiterhin sein Unwesen, er bezeichnet sich in seinem Profil als “Professional Poker Player” und “Content Creator”. Vor einigen Jahren setzte er alles auf eine Karte und flog nach Las Vegas, mit dem Ziel, in seinem Metier bedeutende Erfolge zu feiern. Jedem, der mit Poker seinen Lebensunterhalt verdienen will, sollte klar sein, starke Nerven, Durchhaltevermögen sowie eine belastbare Erfolgsstrategie nötig sind: Daran mangelte es Daniel Engels keinesfalls, er lebt inzwischen in Philadelphia und berichtet auch heute noch gern aus seinem spannenden Leben.
Und jetzt nennen wir einen Namen, der wahrscheinlich noch weniger bekannt ist als Daniel Engels: Carl Laemmle. Es ist auch eine ganze Weile her, dass dieser Mann aus dem oberschwäbischen Laupheim in die “neue Welt” auswanderte, um dort ein brandneues Leben zu beginnen. Er verließ Deutschland nämlich im Jahr 1884, als er gerade 17 Jahre alt war. Wer heute nach seiner Biografie sucht, der wird entdecken, dass es sich bei Laemmle um den “Vater Hollywoods” handelt, einem Mann also, der in der Fremde Großartiges vollbracht hat. Zunächst diente er allerdings in New York als kleiner Laufbursche, in Chicago avancierte er anschließend zum Geschäftsführer einer Textilfirma und erst viele Jahre später tauchte er an der US-Ostküste auf, kaufte und betrieb verschiedene Filmtheater, gründete einen großen Filmverleih und startete schließlich eigene Produktionen. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war er der einzige Filmproduzent, der seine großen Stars namentlich im Vorspann nannte – und nicht nur dieser Teil seiner Arbeit kam hervorragend an.
Bei Deutschlands bekanntester Ex-Tennisspielerin Steffi Graf war es die ganz große Liebe, die sie ins Ausland zog. Sie verguckte sich in ihren Tennis-Kollegen Andre Agassi und ist auch heute noch, nach über 20 Jahren, mit ihm zusammen. Agassi stammt aus der Casino-Hauptstadt Las Vegas und dort hat sich das Paar nun auch fest angesiedelt. Die Öffentlichkeit meiden sie weitgehend, bauen ihr eigenes Obst und Gemüse an und führen ansonsten ein relativ normales Leben – allerdings mit gutem finanziellem Polster. Steffi Graf feierte letztes Jahr ihren 50. Geburtstag und ließ zu diesem Anlass verlauten, sie sei “zufrieden”. Das Auswandern scheint sich für sie gelohnt zu haben, doch vielleicht ist es auch einfach so, dass wahre Liebe keinen besonderen Ort benötigt, sondern überall auf der Welt glücklich macht.
Die Stadt der Mode, das ist und bleibt für alle Zeiten Paris. Obwohl Karl Lagerfeld ein angestammter Hanseat gewesen ist, zog es ihn mit aller Macht nach Frankreich, dorthin, wo die ganz großen Designer ihre Models über die Laufstege schicken. 1952 war Karl gerade einmal 19 Jahre alt, trotzdem wusste er genau, was er wollte, und meldete sich an einer privaten Zeichenschule in Paris an. Schon zwei Jahre später erhielt er seine erste Auszeichnung für einen Mantel-Entwurf und begann eine Schneiderlehre. Als Chefdesigner bei Chanel startete der Ex-Hamburger eine Traumkarriere, entdeckte Claudia Schiffer und machte sie zum wohl berühmtesten deutschen Model aller Zeiten. Karl Lagerfeld unterhielt im Laufe seines Lebens auch Wohnungen an anderen Orten, zum Beispiel in New und in Blankenese, aber Paris blieb bis zum Schluss seine wahre Heimat.
Auswandern, das bedeutet immer, einer Herzenssehnsucht zu folgen. Manche Sehnsüchte bewahrheiten sich, andere entpuppen sich leider als falsche Träume. Im Zweifelsfall hilft immer eines: ausprobieren. Aber bitte immer mit Köpfchen!
