Deutsche Querdenker “flüchten” nach Paraguay

Spektakuläre Szenen spielen sich derweil in einer der ärmsten Regionen von Paraguay ab. Laut eigenen Aussagen befinden sich in “El Paraiso Verde”, 12 Kilometer entfernt von der Kleinstadt Caazapá, das grüne Paradies für etwa 3000 Querdenker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auf einem eingezäunten Gelände, welches sich über 1600 Hektar erstreckt, wird man am Eingang mit einem Holzschild mit grüner Schrift und bewaffneten Wachen begrüßt. Die Bewohner der Anlage wollen sich hier von der politischen und ökologischen Situation der Welt befreien, so ein Sprecher der Gruppe. Obwohl das Leben in Paraguay deutlich günstiger als in den Herkunftsländern der Auswanderer ist, stellt sich doch die Frage, wie dieses Unterfangen finanziert wird. Werden hier illegale Geschäfte getätigt oder haben sich die Auswanderer intensiv mit etoro Erfahrungen in Österreich auseinandergesetzt, um ihr Kapital aufzubessern?

Wie entwickelt sich die Lage vor Ort?

Auf der Webseite von “El Paraiso Verde” sprechen die Beteiligten vom größten Stadtentwicklungs-/Siedlungsprojekt Südamerikas. Laut eigenen Angaben sollen in naher Zukunft über 20.000 Deutsche hier leben.

Es sollen künstliche Seen angelegt und ein kilometerlanges Straßennetz ausgebaut werden. Das Schulsystem der Kolonie soll auf bereits existierenden anthroposophischen Lehrmethoden basieren. Hier werden neue Mitglieder mit dem Versprechen von Wahrheit und einem “Zufluchtsort für Querdenker” angelockt, was scheinbar wirkt. Seit Anbeginn der globalen Pandemie ziehen immer mehr Menschen in die Kommune. Es besteht ein YouTube-Channel, auf dem Mitglieder der Organisation über ihre Erfahrungen vor Ort berichten und die Corona-Politik mit deren einhergehenden Maßnahmen stark kritisieren.

Zahl der deutschsprachigen Einwanderer im Ausland nimmt rapide zu

Seit geraumer Zeit wird Paraguay in diversen Internet-Foren als Geheimtipp für Coronaleugner und Querdenker klassifiziert. Das Land ist neben Bulgarien und Rumänien eines der Länder, welche von Verschwörungstheoretikern als Zufluchtsort gewählt werden. Allerdings wird Paraguay als Hochburg gehandhabt, auch wegen des deutschsprachigen Dorfs Hohenau, welches einen enormen Zuwanderungswachstum in den letzten Monaten verzeichnete. In der Hauptstadt, Asunción, werden einige Hotels seit Monaten fast ausschließlich von Deutschen bewohnt.

Verschwörungstheoretiker mit Angst vor dem Islam

Der Gründer von “El Paraiso Verde”, kämpft primär gegen die Verbreitung des Islams in Deutschland. Dieser äußerte sich auf der Webseite bereits mehrfach rechtsradikal, verharmloste den Holocaust und zweifelt die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg an. Seither wurde die Internetseite der Kolonie aus dem Internet entfernt. Sowohl der Gründer als auch seine Frau bekennen sich klar zur sogenannten “Querdenker-Szene” und verbreiten auf verschiedenen Kanälen Falschinformationen.

Einfluss in Regierungskreisen

Obwohl Paraguay inzwischen die Coronamaßnahmen sichtlich verschärfte, ist immer noch fraglich, ob der Einfluss der Gruppe dadurch eingeschränkt wird. Die Mitglieder der Kolonie treffen sich wiederkehrend mit nationalen und lokalen Regierungsvertretern und Angestellten des Gesundheitsministeriums, um sich gegen die bestehenden Coronamaßnahmen und die damit einhergehenden Einschränkungen stark zu machen. Laut dem ehemaligen Präsidenten von Caazapás Stadtrat besitzt die Kolonie mittlerweile einflussreiche Kontakte in allen möglichen Kreisen. Von Politikern über Stadträte soll die Kolonie viele Freunde haben, die sie unterstützen. Dadurch hat die Kolonie an Einfluss und Geld gewonnen und ist inzwischen zu einem mächtigen Akteur der Region aufgestiegen.

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