Die paraguayische Hölle des Sohnes von Angel Sopeña

Luque: Das Haus war kein Haus, es war ein Gutshaus oder Herrenhaus. Es wurde 1650 erbaut und ist nur wenige Gehminuten vom Flughafen Silvio Pettirossi entfernt.

Und das ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass man das Tor zu und von Paraguay erreichen kann, einem riesigen Land mit knapp acht Millionen Einwohnern im Herzen Südamerikas, das für Mariano Sopeña, den Sohn des berühmten spanischen Gynäkologen Ángel Sopeña, der 2019 verstarb, zur Hölle auf Erden wurde. Denn das Haus der Familie, das sich am Stadtrand von Asunción auf einem fast fünf Hektar großen Grundstück befindet, stand im Mittelpunkt einer rücksichtslosen Operation, die auf allen Ebenen durch das Schmiermittel der Korruption erleichtert wurde, das in Paraguay immer leicht zu bekommen ist.

“Bis heute habe ich kein Dach über dem Kopf”, sagt Mariano Sopeña, 27. Sein Haus wurde ihm, seiner Mutter und seinen Geschwistern mit einer Reihe von gefälschten Dokumenten und unter Mitwisserschaft der Justiz weggenommen. Sie rissen es auseinander und verkauften das Land weiter. In der Zwischenzeit wurde Mariano verprügelt, sein Bruder saß sieben Monate im Gefängnis und seine Mutter zog bei Freunden umher, um über die Runden zu kommen.

Wie ist die Familie mit spanischen Wurzeln zu diesem Grundstück gekommen, und wer sind die Sopeñas?

Ángel Sopeña Quesada, Marianos Vater, starb 2019 in Paraguay. Der gebürtige Asturier wurde in Madrid geboren und war der Pionier der In-vitro-Fertilisation in Spanien, der erste, der Embryonen einfrieren ließ und der erste, der eine Geschlechtsumwandlung von einer Frau zu einem Mann vornahm. Schon sein Vater, der ebenfalls Angel hieß, war der wichtigste Förderer der Empfängnisverhütung in Spanien.

Das Leben führte den Gynäkologen Sopeña nach Paraguay, wo er 1991 das Haus kaufte, das Jahrzehnte später das Familiendrama auslösen sollte. Die Liebe zu Spanien und Asturien war bei dem Arzt so stark, dass der einzige in Paraguay existierende Getreidespeicher (hórreo) in seinem Haus gebaut wurde.

“Dieses Haus war die Sommerresidenz des spanischen Gouverneurs Bernardo Luis de Velasco y Huidobro, der die Provinz Paraguay im Vizekönigreich des Río de la Plata regierte”, sagt Sopeña Jr. Velasco, 1742 in Burgos geboren, war der letzte spanische Gouverneur in der amerikanischen Kolonie. Es wurde zum Landhaus von José Patricio Guggiari, dem paraguayischen Präsidenten zwischen 1928 und 1932. Der paraguayische Bürgerkrieg zwang ihn, ins Exil nach Uruguay zu gehen, und Guggiari verkaufte das Haus, das zwei verschiedene Besitzer hatte, bis es an die Familie Sopeña gelangte.

“Das Haus war eine Villa, es hatte acht Zimmer, zwei Büros, zwei Wohnzimmer, drei verschiedene Küchen. Ein spektakulär schönes Haus. Es war mit Kleeholz bedeckt, das heutzutage verboten ist, weil es sehr giftig ist und mit einigen Details über Lapacho. Wir schätzen, dass die Inneneinrichtung des Hauses aus der Zeit von Velasco stammt”, sagt er.

Wenn Sopeña Jr. spricht, ist es schwierig, ihn einzuordnen. Er hat einen sehr leichten paraguayischen Akzent und einige Anklänge an das Spanische aus Spanien: “Ich fühle mich viel mehr als Paraguayer denn als Spanier, aber kulturell bin ich Spanier. Die drei Brüder essen wie Spanier, wir feiern Feste wie Spanier, wir haben einen Akzent, der nicht paraguayisch ist. Er hat nicht Medizin, sondern Politikwissenschaften studiert und arbeitet derzeit als Dolmetscher “hauptsächlich für Leute aus der Golfregion”, die in Paraguay investieren wollen, während er Fächer für sein Jurastudium prüft.

Während seiner Jugend lebte Sopeña in Europa und in den Vereinigten Staaten. Aus der Ferne hörte er immer wieder, dass das Haus der Familie belagert wurde: Sein Vater erhielt regelmäßig Angebote, es für eine halbe oder höchstens eine Million Dollar zu verkaufen, obwohl es viel mehr wert war.

“2017 kamen sie ins Haus und verprügelten zu zweit meinen Vater. Sie verlangten nichts von ihm, aber mein Vater sagte, es müsse jemand sein, dem er gesagt hätte, dass er die Immobilie nicht verkaufen würde.”

Mariano vermisst seinen Vater. “Er war mein Idol und mein bester Freund. Ich habe nie etwas getan, ohne ihn zu fragen. Ich war 24, als er starb, und damit fing alles an. “Es tauchten gefälschte Schuldscheine auf. Es waren zwei Jahre des Kampfes. Eine für 870.000 Dollar, andere für ähnliche Beträge. Sie haben uns mit Klagen überzogen, was bedeutet, dass sie Sie nicht gewarnt haben, sondern direkt gehandelt haben. Und die Richter waren immer gegen mich”.

Er behauptet, es habe eine Verschwörung gegen die Familie Sopeña gegeben. Es war das Ziel, ihnen das Land, auf dem das historische Haus gebaut war, zu entziehen. Und um dies zu erreichen, machten sich Immobilienentwickler, Justizbeamte und hochrangige Beamte in Schlüsselbereichen der Regierung an die Arbeit. Das Ziel? Das Land in Besitz zu nehmen und weiterzuverkaufen.

“Als ich sah, dass ich das Problem nicht lösen konnte, suchte ich jemanden, der uns finanziell helfen konnte. Ich schlug vor, auf einem der vier Hektar des Grundstücks ohne Bäume zu bauen. Und einer der Bauherren schlug mir vor, seine Anwälte zu meiner Verteidigung einzuschalten, die Kanzlei Bordon Roux und Serrati”.

Während sie Sopeña dabei halfen, die anhängigen Prozesse wegen der gefälschten Schuldscheine zu gewinnen, schmiedeten die Anwälte einen Plan, um die Immobilie an den Bauträger zu verkaufen, der sie empfohlen hatte. Und das taten sie. Mit gefälschten Dokumenten erwarben sie die Immobilie für 2.000 US-Dollar.

“Ich habe von all dem erst erfahren, als wir am 1. Dezember 2021 mit einem gefälschten Gerichtsbeschluss geräumt wurden. Ein Justizbeamter erschien mit dem Direktor für Rechtsangelegenheiten der Nationalpolizei, fünf Streifenpolizisten und 15 privaten Sicherheitsbeamten. Später haben wir herausgefunden, dass der Räumungsbefehl falsch war”. Sopeña beobachtete, wie am nächsten Tag die größten Bäume gefällt wurden und man begann, das Haus abzureißen.

Nach ihrer Vertreibung trennten sie sich von ihrer Mutter und ihren Geschwistern, um bei Freunden zu wohnen. Die Aussichten waren düster, doch dann schritten zwei Staatsanwältinnen, Sandra Ledesma und Sophia Galeano, ein und bestätigten die Fälschung von Dokumenten und plädierten dafür, die Räumung als null und nichtig zu betrachten. Mehrere der an der Räumung Beteiligten landeten im Gefängnis. Die Hintermänner agieren fleißig weiter aber der Schaden ist angerichtet, das 370 Jahre alte Haus ist demoliert.

Wochenblatt / El Mundo