Asunción: Was bedeutet Familie wirklich? Geht es nur um Blutsverwandtschaft oder können tiefe emotionale Bindungen ebenso stark sein? In Paraguay wird aktuell über eine Gesetzesänderung diskutiert, die diese Frage neu beantworten könnte: Die Einführung der Erwachsenenadoption.
In der Abgeordnetenkammer wird derzeit ein Gesetzesvorschlag zur Genehmigung der legalen Adoption durch voll geschäftsfähige Erwachsene vorgelegt. Der Gesetzentwurf hat bereits eine positive Stellungnahme der Kommission für Familie und ältere Menschen erhalten, die eine Reihe von Änderungen im Artikel Nr. 255 des paraguayischen Zivilgesetzbuches einführte.
Ziel der Initiative ist es, dieses Konzept in das nationale Rechtssystem zu integrieren, wie es bereits in Ländern wie Spanien und mehreren lateinamerikanischen Staaten geschieht. Der Vorschlag sieht vor, dass in Ausnahmefällen eine erwachsene Person mit ihrer ausdrücklichen Zustimmung adoptiert werden kann, wobei eine notarielle Urkunde notwendig ist und der Vorgang anschließend vom Zivilgericht genehmigt wird.
Der neue Artikel Nr. 255 im paraguayischen Zivilgesetzbuch legt fest, dass die Adoption dieselben Rechtswirkungen hat wie die Adoption Minderjähriger: Sie schafft volle Verwandtschaftsbeziehungen zwischen dem Adoptivelternteil und dem adoptierten Kind und ermöglicht es Letzterem sogar, den Nachnamen des Adoptivelternteils anzunehmen und auf Wunsch seine Namen zu ändern.
Das Projekt stellt eine Reihe von Anforderungen für den Zugang zu dieser Art der Adoption. Der Adoptivelternteil muss mindestens 38 Jahre und darf nicht älter als 60 Jahre sein. Des Weiteren muss zwischen Adoptivkind und Adoptiveltern ein Altersunterschied von mindestens 20 Jahren bestehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das vorherige Zusammenleben: Beide Parteien müssen mindestens ein Jahrzehnt lang im selben Haushalt gelebt haben, bevor der Adoptierte volljährig wurde.
Darüber hinaus ist erforderlich, dass sowohl der Adoptierende als auch das adoptierte Kind voll geschäftsfähig sind, keine Vorstrafen haben und die moralischen, emotionalen, psychologischen und sozialen Voraussetzungen erfüllen, die die Entscheidung stützen. Ist der Adoptierte verheiratet, muss auch sein Ehepartner zustimmen.
Ziel des Projekts ist es, bereits in der Praxis etablierte emotionale Bindungen rechtlich zu unterstützen, insbesondere in Kontexten, in denen Elternfiguren nicht bereits in der Kindheit etabliert, sondern im Laufe der Zeit aufgebaut wurden.
Wochenblatt / adn digital