Villarrica: Unter dem strahlenden Himmel des Palmsonntags versammelten sich gestern Hunderte gläubige Katholiken im Viertel Ybaroty der Hauptstadt von Guairá, um der traditionellen Palmprozession beizuwohnen. Doch die feierliche Stimmung erhielt eine tiefgründige und aufrüttelnde Note durch die Predigt von Pater Fray Pedro Simon.
Der Geistliche griff den biblischen Vers “Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ auf und nutzte ihn als kraftvolles Instrument, um die allgegenwärtige Korruption in Politik, Justiz und anderen gesellschaftlichen Bereichen anzuprangern.
Pater Simon sparte in seiner Ansprache nicht mit deutlichen Worten. Er verurteilte die weit verbreitete Korruption als ein tiefgreifendes Übel, das das Fundament der Gesellschaft untergräbt und unzähliges Leid verursacht. Dabei betonte er jedoch, dass die Aufforderung zur Vergebung nicht mit einer stillschweigenden Duldung dieser verwerflichen Praktiken gleichzusetzen sei.
„Wir sind aufgerufen zu vergeben, ja“, mahnte Pater Simon eindringlich, “denn oft handeln jene, die sich der Korruption schuldig machen, aus Unwissenheit, aus Verblendung oder getrieben von egoistischen Motiven. Doch diese Vergebung darf niemals bedeuten, dass wir die Korruption akzeptieren oder gar verharmlosen.“
Der Geistliche argumentierte, dass wahre Nächstenliebe und christliche Barmherzigkeit nicht bedeuten, Ungerechtigkeit und Betrug zu ignorieren. Vielmehr forderte er die Gläubigen auf, aktiv gegen die Korruption anzugehen und sich für Transparenz, Rechtsstaatlichkeit und ethisches Verhalten in allen Bereichen des öffentlichen Lebens einzusetzen.
„Vergebung bedeutet nicht Straffreiheit“, stellte Pater Simon klar. „Wir müssen die Verantwortlichen für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen, damit Gerechtigkeit geschehen kann und andere von solchen Verbrechen abgeschreckt werden. Unsere Vergebung soll ein Akt der inneren Befreiung sein, der uns nicht in Bitterkeit gefangen hält, aber sie darf niemals dazu führen, dass wir die Würde des Einzelnen und das Wohl der Gemeinschaft opfern“, fügte er an.
Die Worte des Paters fanden bei den anwesenden Gläubigen sichtlich Anklang. Viele nickten zustimmend, und nach der Predigt war ein deutliches Murmeln der Zustimmung und des Nachdenkens zu vernehmen. Die Palmprozession, die traditionell den Einzug Jesu in Jerusalem feiert, erhielt durch Pater Simons Predigt eine zeitgemäße und brisante Bedeutung. Sie erinnerte die Menschen daran, dass der Kampf gegen Ungerechtigkeit und Korruption ein fortwährender Auftrag für jeden Christen ist.
Die eindringliche Botschaft von Pater Simon am Palmsonntag in Villarrica hallt nach. Sie ist ein Aufruf zur christlichen Nächstenliebe, die Vergebung gewährt, aber niemals die Augen vor den Missständen der Zeit verschließt.
Sie fordert jeden Einzelnen auf, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv für eine gerechtere und ethischere Gesellschaft einzusetzen – eine Gesellschaft, in der Korruption keinen Platz hat. Die Gläubigen von Villarrica trugen nicht nur ihre Palmenzweige nach Hause, sondern auch die nachdenklich stimmenden Worte ihres Paters, die sie in ihrem täglichen Leben begleiten und inspirieren sollen.
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