Geschäft mit Kreditkarten vor Zusammenbruch?

Der Kongress hat entschieden, die Zinsen für den Gebrauch von Kreditkarten auf maximal den dreifachen durchschnittlichen Festgeldzins der Banken zu begrenzen. Mit Spannung wird erwartet, ob Präsident Cartes das Gesetz unterschreibt oder sein Veto ausspricht.

Aktuell liegen die Zinsen für Kreditkarten im Schnitt bei 50,5% bei paraguayischen Banken und gehören damit weltweit zu den höchsten. Brasilien liegt mit 275% weit darüber, Uruguay kann mit 48,4% fast mithalten, ansonsten finden sich derart üppige Zinssätze nur in Mittelamerika oder der Türkei, kommentiert das Beratungshaus Cato Institute Research.

La Nación zitiert den Wirtschaftsfachmann César Barreto: “Dies wird das Image des Landes negativ beeinflussen, denn das Gesetz verhindert den freien Markt und das wird im Ausland als Gefahrensignal gewertet.” Beltrán Macchi, Präsident der Handelskammer (CNCSP), der die Zeitung der Schwester des Präsidenten anführt, spricht gar vom “Tod des Kreditkartenkredits”, der Staat dürfe hier nicht regulieren, die aktuellen Regelungen reichten aus und hätten sich bewährt.

Der Analyst Amilcar Ferreira argumentiert in der Zeitung Última Hora, es gäbe kein Fundamt für Zinssätze bei Kreditkarten die an Wucher grenzen (laut Zentralbank liegt die Schwelle für Wucher bei aktuell 54,97%). Das Finanzsystem sei stabil, die Inflation seit Jahren niedrig, die Kreditausfälle halten sich im Rahmen und für das Land gelte allgemein ein niedriges Risiko.

Für Ferreira ist ein staatlicher verordneter Zinsdeckel ebenfalls das letzte Mittel, der Markt habe allerdings versagt, bereits vor 10 Jahren versprachen die Banken die Zinsen zu senken, passiert sei aber bisher nichts. Er spricht von einem Oligopol der Geldinstitute.

Der Analyst verweist auf Kooperativen, die zeigten, dass sich mit Kreditzinsen zwischen 20 und 30 Prozent erfolgreich wirtschaften lässt. Weiter kritisiert er die hohen Transaktionsgebühren, die zwischen 7 und 10 Prozent liegen, während in Chile dafür nur 1 bis 1,5% fällig würden.

Die Diskussion dreht sich um einen lukrativen Markt. In Paraguay gibt es 1,6 Millionen Kreditkartenbenutzer, allein im Juni des laufenden Jahres wurden 543 Millionen USD mit Plastikkarten umgesetzt. Neben den Zinsen und den Transaktionsgebühren wird auch mit einer Unzahl von Gebühren ordentlich verdient. Pro Karte fielen im Mittel des laufenden Jahres bisher 253.000 Guaranies an Gebühren an, das entspricht 50 Millionen USD zusätzlichen Einnahmen von Januar bis Juli.

Die Banken sträuben sich gegen die Neuregelung und befürchten eine Pleitewelle. Die Bankenvereinigung Asoban kündigte bereits eine Verfassungsklage an, falls das Gesetz in Kraft tritt. Der Minister für Industrie und Handel, Gustavo Leite, meint hingegen, das Gesetz würde den Handel beflügeln und der Bevölkerung zugutekommen.

Quellen: La Nación, Última Hora

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