Gewalttätig und dennoch ein Angsthase

Asunción: Seitdem Mercedes Raquel Cibils 16 Jahre alt war, ging sie mit dem damals 34-jährigen Enrique Manuel Cuandú aus. Beide wurden ein Paar. Nur Tage vor dem 18. Geburtstag der jungen Frau kam es zum Streit und der Freund war von der anstehenden Feier ausgeschlossen.

Am Samstagnachmittag, dem 16. Mai 1998, säuberte Mercedes Raquel die Räumlichkeiten ihres kleinen Restaurants mit einer Mischung aus Wasser und Alkohol, als der 34-jährige Mann mit der angeblichen Absicht ankam, “die Beziehung zu retten”. Als der Mann jedoch einen Korb erhielt, versuchte er, die junge Frau mit Gewalt seinen Willen aufzuzwingen und sogar zu missbrauchen. Sie wehrte sich und setzte ihn vor die Tür.

In einem Moment der fehlenden Umsicht kam er wieder ins Geschäft, nahm die Flüssigkeit, schüttete sie über das Mercedes Raquel und zündete sie mit einem Feuerzeug an. Innerhalb von Sekunden stand sie bis zur Hüfte in Flammen.

Danach versuchte Cuandú offenbar, seiner Ex-Freundin zu helfen, doch nachdem er selbst einige Verbrennungen an den Armen erlitten hatte, floh er, während die junge Frau von den Nachbarn Hilfe erhielt. Diese brachten sie mit Hilfe ihrer Eltern in ein privates Krankenhaus in der Nachbarschaft, wo sie aufgenommen wurde.

Während dieser schrecklichen Tage im Krankenhaus wurden Mercedes Raquel die Ohren amputiert, ein Teil ihrer Nase und ihrer Nebenhöhlen. Schließlich, nach mehr als einem Monat Qual, starb die 18-Jährige am Sonntag, dem 21. Juni.

Seitdem war Enrique Manuel Cuandú, heute 57, verschwunden. Auf der Suche nach ihm wurden sechs Razzien durchgeführt, aber er konnte nie ausfindig gemacht werden. Offenbar hatte der Mann den Schutz einiger sehr einflussreicher Personen der Zeit gehabt.

Vor einigen Jahren begann Cuandú wieder bei einer Gruppe von Anwälten zu arbeiten, jedoch ohne jegliche Art von Dokument, da er seinen Personalausweis das letzte Mal im Jahr 1996 erneuerte.

Am Morgen des vergangenen Dienstags wurde er schließlich von Agenten der Abteilung gegen organisierte Kriminalität in der Straße Ñuflo de Chávez im Stadtteil Sajonia von Asunción festgenommen.

Als dringend Tatverdächtig gab es über 23 Jahre einen gültigen Haftbefehl und der Gesuchte war anscheinend einen großen Teil davon vor den Augen derer, die über ihn richten sollten. Gestern ordnete ein Gericht Sicherungsverwahrung von Enrique Manuel Cuandú im Tacumbú-Gefängnis an. Ein Prozess gegen ihn wegen Mordes wird nun begonnen.

Dank der Schwester des Opfers, die eine Kopie einer Kopie der Untersuchungsakten von damals hat, kann die Familie nun auf Gerechtigkeit hoffen, denn bei Gericht wie auch der Staatsanwaltschaft gilt die Akte von Mercedes Raquel Cibils als spurlos verschwunden.

Wochenblatt / Abc Color / Twitter

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