Kolonie Independencia: Kultur und Musik hat in deutschen Kolonien immer noch einen hohen Stellenwert. Traditionen zu bewahren ist eine Hauptaufgabe in diesen Regionen, vor allem der Jüngeren, die die Vergangenheit nie vergessen sollten.
2015 feierte der Chor, Gesangsverein, das Radio und auch die Blaskapelle ihr 90-jähriges Bestehen, obwohl eigentlich das Orchester zu dieser Zeit schon ohne Leiter war.
Der Höhepunkt der Vereinsgeschichte und auch des Blasorchesters, 1930 gegründet, war 2012 erreicht. Sicher war man sich zur damaligen Zeit auch bewusst, dass diese Situation nicht lange Bestand haben würde. Die Mehrheit der Jungbläser befand sich im Schulalter. Würden diese erst einmal eine Universität besuchen, könnten sie nicht mehr zu den Proben erscheinen, denn diese, so wie die meisten Universitäten, laufend abends ab. Aber leider hat ein interner Konflikt in der Kolonie diesem Erfolg ein noch schnelleres Ende bereitet als erwartet.
Jochen Schult leitete die Blaskapelle zuletzt 2011 und 2012. Die Einrichtung der Vereinsbibliothek kann man auch unter seinen Verdiensten stellen. Die Sortierung der Bücher, die Alfred Bachmann für den Verein aus Deutschland erhielt, nahm er aus eigener Initiative vor.
Die Blaskapelle hatte dann seit 2012 keinen offiziellen Leiter. Jedoch jetzt kommt wieder heiße Luft aus den Instrumenten, nachdem Georg Klumpp die Zügel in die Hand nahm und Helmuth Fischer das Dirigieren des Blasorchesters.
„Die Kultur der Kolonie Independencia lag mir schon immer am Herzen. Der Chor und das Radio hatten immer Bestand und jetzt ist auch die Blaskapelle wieder reaktiviert worden“, berichtete Klumpp.
Für rund 30 Millionen Guaranies mussten zunächst einmal die Instrumente wieder spielbar gemacht werden. Der Verein zweifelte kein Moment an das Projekt und übernahm die Kosten der Reparatur.
„Viele Leute standen uns bei und motivierten unser Vorhaben. Es war einfach unbeschreiblich, ob Neudeutsche oder Kolonisten. Es gab von allen Seiten Unterstützung“, berichtete Klumpp weiter.
Am Anfang der Reaktivierung hatte die Blasmusik erst einen Dirigenten aus Villarrica, aber nach und nach wurde das Proben etwas komplizierter, sodass man auf Fischer zurückgriff.
„Jeden Freitag ist nun eine Musikprobe im Chorhaus von Independencia. Danach sitzen wir noch etwas beieinander, tauschen Erfahrungen aus der ganzen Region aus und planen neue Projekte“, berichtete Fischer.
Erfolg
Und allein der erste Auftritt am Deutschen Sportplatz der Kolonie Independencia war ein voller Erfolg und sorgte für Furore sowie Aufsehen. Mehrere Kolonien wurden auf die Gruppe aufmerksam, so auch die Stadt Bella Vista im Departement Itapúa.
„Der deutsche Sportverein aus Bella Vista nahm Kontakt auf und wollte, dass wir am 30. Juni, zum 65-jährigen Bestehen des Vereins für sie auftreten. Gesagt, getan und der Termin ist nun fixiert“, sagte Klumpp.
Unkosten fallen für die Blasmusik keine an, der Sportverein Bella Vista übernimmt alle anfallenden Ausgaben der Musiker.
Wochenblatt