Die Kooperative Coronel Oviedo Ltda. war lange Zeit einer der wirtschaftlichen Motoren der Hauptstadt von Caaguazú. Die Rechnungsprüfer der Aufsichtsbehörde der Kooperativen Incoop hat am vergangenen Freitag ein Konkursverfahren eröffnet.
Auf einer ordentlichen Mitgliederversammlung traf die Nachricht die Anwesenden ohne Vorbereitung. Seit Monaten hatten Mitarbeiter von Incoop eine Revision wegen Unregelmäßigkeiten bei der Kooperative durchgeführt, allerdings war wenigen Mitgliedern das Ausmaß der Schieflage innerhalb der Organisation bekannt.
Die Tagesordnung der Versammlung enthielt keinen Hinweis auf eine derartige Maßnahme, nur wenige Mitglieder waren erschienen. Die Anwesenden drängten auf eine Verschiebung der Veranstaltung um eine Woche, damit mehr Mitglieder teilnehmen können, als die Agenda während der Versammlung um diesen entscheidenden Punkt ergänzt wurde.
Die Vertreter von Incoop ignorierten den Antrag auf Verschiebung und verlasen vor dem Hintergrund einer tumultartigen Geräuschkulisse die Ergebnisse ihrer Intervention. Zum Abschluss erklärten sie die Auflösung der Organisation und den Entzug der juristischen Persönlichkeit.
Dies war bereits die zweite Untersuchung durch die Aufseher und nach Darstellung der Incoop hat die Geschäftsführung von Coronel Oviedo Ltda. sämtliche Auflagen aus der ersten Intervention in 2014 missachtet, die Zustände hätten sich sogar verschlimmert.
Die Kooperative besteht lediglich zu dem Zweck weiter, bestehende Kreditraten einzutreiben und Verbindlichkeiten zu bedienen. Einige Mitglieder bekräftigten ihren Willen, die Organisation am Leben zu erhalten, doch die Abwicklung war bereits beschlossen. Den Mitgliedern wurde lediglich die Möglichkeit eingeräumt, eine Kommission, welche den Konkurs verwaltet, zu wählen.
Die Ersparnisse von etwa 400 Sparern in Höhe von mehr als 50 Milliarden Guaranies sind somit verloren. Die Kooperative hat fast 25.000 Gesellschafter, die hauptsächlich Mandioka, Baumwolle und Mais anbauen. Die Krise bahnte sich durch die Fehlinvestition in eine Alkoholfabrik an, dadurch wurden Kredite aufgenommen, die nicht mehr getilgt werden konnten.
Quelle: ABC Color
barracuda
Das dürfte das Startsignal sein, für ein Massensterben der Cooperativen im ganzen Land.
neuer
Denke ich mir auch so, habe gestern meinen Schwager gefragt wie es aussieht mit meiner coop . da hat er mich beruhigt . Diese coop hatt fast 100000 Midglieder und nimmt keine Kredite auf sondern lebt nur von vergabe von Krediten .Er muss es wissen, er sitzt an der Quelle.Einfach mal in seiner coop nach fragen , Fragen stellen . Dann sieht man ob sie gut ist. Ich glaube je groesser desto besser .
Coal
Ich waere froh Sie haben Recht, aber es beunrihigt ebenso, denn, erinnern wir uns mal was passierte als man die Euro-Krise noch nicht eingeleutet hat….. Banken vergaben Kredite wie warme Semmeln an Studenten und Andere, die unmoeglich diese Kredite zurueckzahlen konnten, nebst einiger Fehlinvestitionen (England: Northern Rock; Spanien: die Immobilienflaute waehrend man weiterbaute und finanzierte, etc…)….. dann war der Ofen auch bald aus, und wir Sparer glotzten in die Roehre, waehrend wir nette Briefchen von unseren Banken und Sparkassen bekamen….. traurig, und nun HIER, mit sicherlich Hunderte von Menschen, die nun in Paraguay in die wachsende Armutsschicht geschossen werden……. ist ja schon schrecklich hoch mit bis zu 40% der Bevoelkerung 🙁 Hoffen wir, dass’s nicht ein Massensterben ist, sondern eine Ausnahme. VlG.
Hans Iseli
Sinkende Agrarpreise, Geschäftspartner Europa angeschlagen, Cartes macht Schulden, die Korruption nach wie vor endemisch, die Pro-Kopf-Verschulden der Paraguayer steigt und steigt, natürlich nur für Konsumzwecke.
Ich fürchte, Ihre Prognose könnte wahr werden.
Peter
Hallo Ihr Lieben, wie kann, wenn eine ordentliche Mitgliederversammlung einberufen und eine Tagesordnung festgelegt ist, der Vorstand “wissendlich” diese ändert und ein Veto der anwesenden Mitglieder ignorieren? Das geht alleine von den Statuten nicht! Warum lassen sich die Mitglieder dieses gefallen! Hätten alle Mitglieder/Gesellschafter es vorher gewusst wäre ggf. ein ganz anderes Ergebnis erfolgt! Hier stinkt es zum Himmel! Hier haben sich einige im Vorstand die Hände gewaschen und wären dafür auch persönlich haftbar! Der Vorstand und die Geschäftsführung darf auf keinen Fall entlastet oder aus der Verantwortung entlassen werden!
Gibt es hier keine Bankenaufsicht in Paraguay?
barracuda
Am 25.2.2014 hat die IWF die Kontrolle über alle Cooperativen in Paraguay übernommen. Es dürfte klar sein, wohin die Reise gehen wird…
Buchholz
Gibt es dazu einen Link, oder ist das nur eine Vermutung?
Der IWF, wenn wir dass Selbe meinen.
barracuda
Das Thema ist natürlich hochbrisant, im Netz verschwanden die Berichte ziemlich schnell. Hier dennoch ein Link, wo im 2. Absatz darüber berichtet wurde: http://www.zp30.com.py/main/de/nachrichten/nachrichten-aus-paraguay/8030-mittagsnachrichten-von-radio-zp-30-am-25-februar-2014.html
Metti
Es gibt eine Bankenaufsicht in Paraguay und deren Aufgabe ist es Banken zu beaufsichtigen.
Was hat das mit Kooperativen zu tun?
9mm
Zu deiner Frage Peter.
Es gibt in Paraguay eine Bankenaufsicht, aber wie der Name schon sagt, ist diese für Banken zuständig.
Neben Banken gibt es in Paraguay noch 2 andere Formen; nämlich die financieras und cooperativen.
Das unsichereste sind die Cooperativen. Diese sind im Prinzip Genossenschaften, welche auch Bank- bzw. bankähnliche Geschäfte betreiben. Also zB Einlagen von MITGLIEDERN und Kredite an MITGLIEDER.
Soweit die Grundidee. Die Praxis ist so, daß Cooperativen heute in Paraguay ganz groß im Kreditgeschäft stecken, praktisch keinerlei Kontrolle unterliegen und auch keinen Einlagensicherungsfonds bezahlen.
Nicht zuletzt deswegen können sie viel höhere Zinsen für Einlagen zahlen, als es etwa Banken tun.
Zum Vergleich die Cooperative Colonel Ovieda hat bis 2014 bis zu 21% Zinsen gezahlt, während Banken für die gleiche Summe etwa 8.5-9% gezahlt haben. Wer soviel über Markt zahlt, hat auch einen Grund dafür.
Bei einer Bank ist die Einlage mit ~100m Gs pro Person mittels Einlagensicherungsfonds gesichert.
Wem 9% Zinsen jedoch zu wenig sind (und davon gibt es in Paraguay viele!), der geht lieber zur Cooperative seiner Wahl und nimmt ein höheres Risiko bewußt in Kauf.
Stabilie Kooperativen zahlen momentan für etwa 11-12% Zinsen. Bei ca. 7-8% Inflation pro Jahr bleibt da noch 3-4% Nettorendite über, während Banken bestenfalls die halbe Nettorendite abwerfen.
Die “goldenen Zins-jahre” wie sie die letzten ~10 Jahre hier waren, nähern sich auch in Paraguay ihrem Ende. In 3-5 Jahren rechne ich persönlich mit negativen Realzinsen (also zB 6% Zinsertrag bei 10% Inflation) wie wir das aus EU/USA/JP ja schon lange kennen.
Krissy
habt irh das gefühl, dass nun viele gelder von den coops abgezogen werden ???
besteht die möglichkeit auch vor ablauf der vereinbarten anlage, das geld zu kündigen und mit welchen verlusten ???
unica
kann man….Soweit ich weiss ohne Probleme, nur werden einem dann die bisher ausgezahlten Zinsen abgezogen. L. G.
ich
Wie Unica schon richtig schrieb. Man kann jederzeit kündigen, zahlt aber alle erhaltenen Zinsen zurück – kann ein sehr teures Geschäft werden.
Allerdings – wenn jetzt viele Leute, gerade die größeren Anleger aus DACHL, ihre Einlagen abziehen, geschieht das gleiche wie in Griechenland. Es kommt zu einer Spirale und die Cooperative geht 100% kurzfristig krachen.
Das ganze wird dann noch von den Banken angeheizt, die lästigen Konkurrenten der Banken gehen zugrunde und so gewinnen die Banken neue Kunden und können noch höhere Gewinne machen. Und dann natürlich noch schlechtere Konditionen für die Anleger. Das sollte man bei der ganzen Hysterie auch bedenken.
barracuda
Besser raus aus allen Papierwerten und in Sachwerte gehen, bevor es zu spät sein wird.
Arkadi
Kommentare, die an Dummheit nicht zu überbieten sind. ( IWF übernimmt Kontrolle und das noch mit Datumsangabe )
Kommentare, die vor Schadenfreude nur so triefen, als Anlage auch noch ne Beileidskarte.
Jahre oder bereits Jahrzehnte den Neid in den Augen und dann plötzlich doch noch die Wende ?………….na, wenn das kein Grund zum feiern ist. Na, dann wünschen wir doch den Menschen nur das Schlechte. Oh weia………..Deutsch, deutscher gehts beinahe nicht. Fehlt nur noch, das gerade dieses Klientel uns mal wieder nach Hause schickt.
Also keine Bange. Paraguay hat auch weiterhin eines der stabilsten Finanzsysteme der Welt und das wird auch die nächsten Jahre so bleiben. Lasst den Panikmachern ihre Glücksmomente und geniesst weiterhin diese wunderbaren monatlichen Zinseinnahmen.
Man muss seinen Kopf nur an der richtigen Körperstelle haben, dann lässt sich auch nach so einer Meldung ruhig schlafen.
in diesem Sinne……………………allen eine schöne Woche.
Ingo
100% Übereinstimmung!
lorri
der beste kommentar überhaupt in diesem forum. 100% meine meinung. danke dafür
Christian T
100 % den Nagel auf den Kopf getroffen.
Holistic Economy
Geld verschwindet nicht, es hat nur jemand anders. Selbst bei Liquiditätsproblemen, wenn Ausgaben höher waren als Einnahmen, dauert es eine Weile bis Verbindlichkeiten nicht innerhalb Verzögerungsfristen gezahlt werden können. Und es gibt eine Cooperativenaufsicht, bzw. Verbund. Auch müsste es Rücklagenfond geben. Ich vermute, hier wurde mal wieder betrogen, wie sooft in der Finanzwelt. Der Effekt ist der, dass der Rubel in Volkswirtschaften, wegen demotivierter Leistungsträger, weniger rollt. Wenn der Staat Paraguay dieses nicht so abwickelt, dass Schadensbegrenzung am Guten Glauben der Leistungsträger Priorität hat, ist der Verlust in der Volkwirtschaft langfristig, signifikant.