“Kultur der Traditionen”: Ohne Presse rührt sich gar nichts

Paso Yobai: Eine Straßenmaschine, mit der Aufschrift des Departements Guairá “Kultur der Traditionen“, die eigentlich für dringende Arbeiten benötigt wird, wurde über Monate einfach vergessen. Jetzt machte ein Anwohner die Presse aufmerksam und schon kam Bewegung in die Sache.

Die Regierung von Guairá ließ eine ihrer Arbeitsgeräte am Rande einer Nebenstraße in der Gegend von San Francisco bei Paso Yobái “verlassen”, völlig im Freien und ohne jegliche Art von Sicherheitsmaßnahmen zurück. Es handelt sich um einen roten Volvo-Motor-Grader mit dem Kennzeichen TDL 575 und mit dem etwas unscharfen Logo der Institution “Guairá, Kultur der Traditionen”, der für Straßenunterhaltungsarbeiten eingesetzt werden sollte.

Sinforiano Brítez Galeano, ein Ortsansässiger, sagte, dass das Fahrzeug seit mehr als zwei Monaten auf der Straßenseite neben seinem Haus geparkt sei und er nicht einmal wisse, wer es dort abgestellt habe. „Ich war auf meinem Feld bei der Arbeit und als ich am Abend zu meinem Haus zurückkehrte, war ich überrascht, dass die Maschine an der Seite abgestellt war. Es sind mehr als zwei Monate vergangen, und niemand kommt, um danach zu schauen. Anscheinend ist das Gerät vom Gouverneursbüro aus Guairá, wegen des Logos, das darauf aufgeklebt ist”, erklärte der Mann und fügte hinzu, dass er sehr besorgt sei über alles, was damit passieren könnte und man ihn dafür verantwortlich machen wolle.

Schließlich fügte er an, er wisse nicht, ob das Gerät in der Gegend im Einsatz gewesen sei, da die Straßen von San Francisco in einem beklagenswerten Zustand seien und an Regentagen noch schlechter, weshalb er bedauere, dass die Behörden die Ressourcen oder Maschinen nicht nutzen, um Verbesserungen zum Wohle der Bürger vorzunehmen.

Reporter versuchten, mit dem Leiter der Arbeiten des Gouverneursbüros von Guairá, Héctor Portillo, zu sprechen, aber er nahm keinen der Anrufe entgegen.

Der Gouverneur von Guairá, Juan Carlos Vera (ANR), sagte, er wisse gut darüber Bescheid und werde einen Lastwagen schicken, um das Arbeitsgerät abzutranspotieren. Er erklärte, dass die Maschine Straßen in der Gegend repariert habe und dann ein mechanischer Fehler aufgetreten sei, sodass man gezwungen gewesen sei, die Maschine an der Seite in der Gegend von San Francisco abzustellen.

„Die Maschine braucht ein Ersatzteil und bisher ist es uns nicht gelungen, es zu beschaffen, sodass das Arbeitsgerät an Ort und Stelle abgestellt ist. Aufgrund der Besorgnis der Nachbarn schicke ich einen Lastwagen, um die Maschine zu verladen und in eine Werkstatt zu bringen, wo sie bis zur Reparatur verbleibt”, erklärte Vera.

Wochenblatt / ABC Color

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2 Kommentare zu ““Kultur der Traditionen”: Ohne Presse rührt sich gar nichts

  1. Gottfried Keller hat seinen 3. Band: Die Schildpürger aus Paragwyla geschrieben. Super. Nimmt mich gar nicht wunder, wie der Schluss des Buches ausging. Schaue mal die nächsten Tage zum Fenster raus. Dann weiß ich das auch ohne Buch.
    Trotzdem auch in Paragwyla unüblich solch Reparaturen auf Nebenstraßen auszuführen und dort Monate auf Ersatzteile aus dem Ausland warten: Sowas macht man hier in der Regel vor der Ampel auf der Hauptstraße.

  2. Was hier das WB so beschönigend “Kultur der Traditionen” nennt, ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine “Kultur der Verantwortungslosigkeit”! Niemand ist für nichts zuständig und somit verantwortlich. Man muß nur lange genug in Paraguay gelebt haben, um dafür tausende Beispiele erfahren zu haben. Das geht von der Putzfrau, über den Handwerker, den Vertragspartner, weiter über das Krankenhauspersonal samt Ärzten bis hin in die Justiz. Und die Politik macht es täglich allen vor – es werden Verordnungen und Gesetze erlassen die nicht durchführbar sind oder von den Politikern selbst folgenlos gebrochen werden. Und neben der “Kultur der Verantwortungslosigkeit” würde ich gleichberechtigt noch die “Kultur der faulen Ausreden und Schönrednerei” stellen. So kann das in tausend Jahren nichts werden! Aber lassen wir diese Kultur wie sie ist – hier etwas zu ändern (sprich zu verbessern) wäre ein aussichtsloser Kampf gegen “Windmühlen”, wie einst Don Quijote.

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