Kuriositäten und Wissenswertes aus Paraguays Vergangenheit – Teil 3

Mburuvicha Roga – die Präsidentenresidenz

Am Ende des 19. Jahrhunderts bauten die reichen Familien des Landes ihre Häuser außerhalb der Stadt. Nach der Straße Brasil kann man heute noch einige der palastartigen Gebäude betrachten. Diese wurden meist als Wochenendhäuser oder Quintas bekannt. Unter den schönsten waren die von General Bernardino Caballero, heutiger Caballero Park, das von Dr. Juan Gualberto González, heutiges San José College, die Quinta Berthé, heutiger Sitz der Heereskommandantur und die Quinta Mangels, heute Nationale Schule für sportliche Erziehung. Einer der schmuckvollen Gebäude war das heutige Mburuvicha Roga von Dr. Emilio Aceval, welcher es an den Argentinier, Elías García, verkaufte, damaliger Polizeipräsident von Asunción. Später kaufte es bei einer Versteigerung als einziger Interessent, Carlos Pozzi, ein italienischer Konstrukteur. Im Jahr 1939 verstarb Pozzi und später wurde das Haus, eines der wenigen mit Schwimmbad vermietet an die brasilianische Botschaft. Die Witwe Carolina Pozzi, Erbin des Anwesens, bot dieses dem damaligen Präsidenten Paraguays, Morínigo an, weil sie erfuhr, dass sein Sohn ein Schlaganfall erlitt und mit Schwimmübungen seinen Zustand verbessern könne. Als Minister für öffentliche Bauten ordnete 1942 der Konteradmiral Ramón E. Martino an, die Immobilie zu kaufen, womit sie in Staatsbesitz überging. Der gezahlte Preis waren 8.000.000 Peso Fuerte.

Der letzte Brief

Asunción 2. Juni 1889

„Sehr geehrter Herr Schubert,
das seltsame Verhalten der Kolonialen Vereinigung Chemnitz raubt mir die letzte Möglichkeit meine Position als Geschäftsmann treu zu bleiben. Meinen Körper und meinem Geist lassen mich daran denken meinen harten Dienst aufzugeben. Hier meine letzten Worte an sie: Behalten Sie mein talentierter Bruder ihre Kraft und ihren jugendlichen Enthusiasmus im Dienst für die gute Sache, wenn sie beginnt. Vielleicht entwickelt sich alles besser ohne mich. Nueva Germania verdient unterstützt und geholfen zu werden, viel mehr als andere Orte. Dieser Ort könnte etwas ehrenwertes werden für alle die bei der Gründung beteiligt sind.

Mit freundlichen Grüßen

Bernhard Förster“

Dies war der letzte geschriebene Brief von Bernhard Förster, Gründer der Kolonie Nueva Germania und Schwager des deutschen Schriftstellers Friedrich Nietzsche, einen Tag bevor er sich in San Bernardino mit Strychnin und Morphin vergiftete. Förster war einer der größten Antisemiten im 19. Jahrhundert. 1881 rief er zur ersten Anti-Juden Demonstration in Deutschland auf wobei 267.000 Menschen unterzeichneten für eine Begrenzung der jüdischen Immigration zu sein. 1886 gründete er auf dem Land von Cirilo Solalinde Nueva Germania, Neu-Deutschland.

Verkehrsregeln aus den 30ern

Laut den Artikeln der Stadtbefehle, die den Transit regeln sollten, konnte die Polizei alle Laute festnehmen, die ihre Autos nachts auf den Straßen stehen ließen. Die Straße sei keine Garage, erklärten die Gesetzeshüter. Eine Befähigung (Habilitación) war schon damals notwendig, um mit einem Fahrzeug die Straßen der Hauptstadt zu befahren. Im fließenden Verkehr, so weitere Regeln, sollte man drei Mal kurz die Hupe betätigen, wenn man anhalten möchte. Fernlicht war im Stadtgebiet verboten. In der ländlichen Zone durfte man es nur kurz anschalten, um zu sehen wo die Straße hinführt.

(Wochenblatt / Luis Verón)

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