Selbstjustiz wird in Paraguay stark toleriert

Paraguay steht an zweiter Stelle auf einer Skala, nach der Dominikanischen Republik, bei der die Gerechtigkeit selbst in die Hand genommen werden kann oder zumindest geduldet wird. Die Umfrage wurde 2014 vom lateinamerikanischen Meinungsforschungsinstitut “Lapop“ durchgeführt, dabei wurden 50.000 Interviews in 27 Ländern Nord-, Mittel-, und Südamerikas sowie der Karibik unter der Bevölkerung gemacht.

Auf einer Skala von 0 bis 100 konnten die Befragten angeben, ob sie die selber in die Hand genommene Rechtsprechung dulden oder nicht. Null bedeutet absolute Ablehnung und Hundert volle Zustimmung.

Die Bevölkerungen, welche solche Selbstjustizen stark unterstützen und tolerieren sind die Dominikanische Republik, Paraguay, Peru und Honduras, im Gegensatz dazu lehnen Trinidad und Tobago, Brasilien, Panama und Guyana diese Art von Recht ab.

Der Bericht stellt weiter fest, in welchen Regionen es in den letzten Jahren mehrere Fälle von Lynchjustiz bei mutmaßlichen Straftätern gegeben hat. Das Dokument des Forschungsinstitutes mit dem Namen “Selbstjustiz“ kommt zu dem Schluss, dass, insgesamt gesehen, mehr als die Hälfte der Befragten diese Vorgehensweise nicht tolerieren und interpretiert die Antworten als insgesamt eine große Zustimmung mit den Justizsystemen der Region.

Desweiteren sagen die Analysten, eine Unterstützung für Selbstjustiz in Lateinamerika sei nicht sehr hoch, aber man erkenne den signifikanten Anstieg in 2014 gegenüber den vergangenen Jahren.

Ebenfalls zeigen die Statistiken, dass jüngere Menschen diese Art des Vorgehens mehr unterstützen sowie Bewohner in Vierteln, die unsicher und von kriminellen Machenschaften heimgesucht werden. Dazu zählen auch Opfer von korrupten Polizisten.

Quelle: Ultima Hora

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7 Kommentare zu “Selbstjustiz wird in Paraguay stark toleriert

  1. Wenn der Staat seiner Aufgabe, für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen, nicht mehr nachkommt, wie es zumindest in Teilen von Paraguay der Fall ist, dann wächst der Hang zur Selbstjustiz und wird von der Bevölkerung entsprechend toleriert und sogar gut geheißen. Das ist nun einmal so und kann nicht unter den Tisch gekehrt werden. Wenn eine Estancia von einer Meute von 200 wild gewordenen Landbesetzern überfallen, ausgeraubt und teilweise eingeäschert wird und 2 Tage danach sind nur 5 Polizisten Vorort und der leitende Staatsanwalt meint, man müsse erst die Führungsköpfe identifizieren um eingreifen zu können, dann sehe ich das als eine Ermunterung in dieser Richtung weiter zu machen. Heute sind es Estancias die abgefackelt werden und morgen vielleicht Objekte einer gewissen Bevölkerungsgruppe. Wie kann sich ein Staat von einer relativ kleinen Gruppe tyrannisieren lassen oder man verfolgt ein bestimmtes Ziel. Wenn selbst renommierte Bischöfe in ihren Predigten die Justiz anprangern und von einer korrupten Organisation von Richtern und Staatsanwälten sprechen, sollte das zu denken geben.

    1. Das haben sie meiner meinung nach zutreffend wiedergegeben.Wenn sich das volk durch seine justiz nicht vertreten fühlt,neigt es zur selbstjustiz.Recht haben,aber nicht bekommen.Aber dies ist in meinen augen nicht nur ein problem von paraguay ober südamerika,es ist global.Überall.Die justiz setzt sich weltweit über die köpfe ihrer bevölkerung hinweg.Hier ländereien,unaufgeklärte morde,in indien jetzt zum beispiel,nicht verfolgte vergewaltigungen.In der ersten und zweiten welt ,werden wirtschaftskriminäle zu bewährungsstrafen verurteilt,obwohl zig millionen veruntreut wurden.Die justiz ist am sterben.Und das erkennt mitlerweile das fussvolk.Deswegen werden wir immer mehr von selbstjustiz hören.Weltweit.Leider wird es auch oft unschuldige treffen.

  2. Nun ja…interessant, Ihre Meinung , Herr Asuncioner !

    Allerdings, wie man hört, sollen Teile genau dieser Estancia zu Strössner Zeiten illegal erworben worden sein…wie sehr viel anderes Land in Paraguay ebenfalls !

    Des Weiteren existiert in Paraguay eine nicht kleine Bevölkerungsgruppe innerhalb der Vermögenden…welche ihren Reichtum durch alle möglichen illegalen Machenschaften erworben, oder vielleicht besser gesagt…gestohlen, ergaunert und geraubt hat !

    Ist ja kein Wunder wenn es ständig zu Problemen kommt…

    1. Herr Heinrich,

      Sie haben sicher recht in ihrem Statement. Allerdings müssten solche Konflikte juristisch geklärt werden und nicht mit der Schrotflinte und einem Kanister Benzin in der Hand. Warum hat man bis heute keinen landesweiten Grundkataster angelegt, dann gäbe es solche Probleme nicht. Weil es wesentlich mehr Landtitel als Land gibt, ist die Antwort. Aber auch hier gelten bestimmte Grundrechte. Da aber die Justiz korrupt über beide Ohren ist, will man dieses heiße Eisen (Grundkataster) nicht in die Hand nehmen und natürlich auch, wie sie richtig schreiben, um geraubtes Land nicht zurück geben zu müssen. Ich meine damit Ländereien, wo keine rechtsgültigen Landtitel vorgewiesen werden können.

  3. Man möge mir noch ein Wort zu diesem Thema erlauben. Heute (02. 04. 2015) ist die Titelzeile von Ultima Hora folgende:

    Un tribunal libera a 11 aduaneros y ordena que se les devuelva dinero

    Im Jahre 2009 hat man mit großem technischen Aufwand 6 hohe Zollangestellte überführt, als diese den damals neu ernannten Zolldirektor aus ihren Abteilungen je einen Geldkoffer überbracht haben. Sie wurde dabei gefilmt etc.. In jedem Koffer befanden sich große Mengen an Bargeld, sozusagen das Antrittsgeschenk für den neuen Direktor. Es war damals eine ziemlich spektakuläre Aktion die landesweit Aufsehen erregt hat. Die hohen Funktionäre wurden des Amtes enthoben und die Staatsanwaltschaft verkündete mit großen Worten, man werde die untreuen Funktionäre anklagen und sie ins Gefängnis bringen. Eine Schauaktion fürs Volk. Es kam nie zu einer Anklage oder sonstigen gerichtlichen Aktion. Jetzt wurde von einem Richter bekannt gegeben, nach 6 Jahren ist alles verjährt, es kann daher zu keinem Prozess mehr kommen und die Sache ist somit erledigt. Das Gesetz sagt, wenn bei einem Delikt die Höchststrafe (in diesem Fall 3 Jahre Gefängnis) ums Doppelte überschritten wird und es zu keinem Prozess kommt, ist das Delikt verjährt. Aber nicht nur das, der Richter hat sogar angeordnet, das Geld, welches damals beschlagnahmt wurde, muss den Beschuldigten wieder zurück gegeben werden. Das ist eben Justiz auf paraguayisch und das sollte sich jeder bewusst sein.

    1. gut dass es wieder fachkommentare vom asuncioner gibt. ausgezeichnet!!!
      auch HC wurde wegen den devisenschiebereien nicht freigesprochen. wie in diesem
      fall liess die staatsanwaltschaft die anklage fallen wegen verjaehrung.
      und kleindealer, huehnerdiebe, gelegenheitskriminelle “bevoelkern” tacumbu???

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